Urlaub auf dem Lande
Das Erbacher Schloß
Es war in den sechziger Jahren. Eine Ferienreise war geplant: mit Kind und Kegel, also die ganze Familie macht „Urlaub auf dem Lande“. Wir hatten dazu noch keinen PC, noch kein Internet. Irgendwie aber wurde sich für den Odenwald entschieden. Nun, ich kannte da vieles zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Moped, ein Auto hatten wir noch nicht. Aber zwei liebe Mädel freuten sich auf die Tour. Sie putzten ihre Fahrräder mit den 18“-Rädern, die sollten eben so wie der Eltern Räder mit von der Partie sein.
Gedacht war, ins Kainsbach-Tal zu reisen, wo uns das „Odewäller Liesche“ durch’s Gersprenz-Tal bringen sollte. Aber das fuhr ja schon nicht mehr. Also erhielten wir Nachricht zu einem Hof in Airlenbach im Odenwald. Post wechselt hin und her zwischen den Wirtsleuten und uns.
Ich bugsierte im Voraus die Räder zum Augsburger Bahnhof, denn vom Wohnort im Lechfeld fuhren nur Busse. Als dann der Reisetag da war holten wir die Räder von der Gepäckabfertigung ab, rollten diese samt Gepäck zum Packwagen des Personenzuges, der Gottseidank auf Gleis 1 eingelaufen war.
Ich hievte Gepäck und Räder hinauf in den Packwagen, der Rest der Familie suchte Platz im nächsten Personenwagen, ich blieb bei den Rädern während der Fahrt bis nach Ulm stehen. In Ulm sammelten wir uns wieder am Packwagen, brachten Alles zu dem Zug, der uns von der Donau hinüber zum Neckar brachte und weiter bis Hetzbach im Odenwald. Von da ab ging auch einmal ein Bähnle hinauf nach Beerfelden. Auch das fuhr nicht mehr.
Am Bahnhof wartete unser Bauer mit seinem Pkw, der uns zum Hof brachte. Ich begleitete unseren Wirt mit einem Gummiwagen (ein Gummi bereifter Planwagen) zum Bahnhof. Für die Fahrräder hatte er Stroh ausgebreitet. Dann waren wir komplett gelandet. Ein größeres Zimmer im Obergeschoß des Wohngebäudes wurde unser Zuhause für – ich weiß nicht mehr für wieviele Wochen. Der Blick führte in den Hof, da konnte man schon einmal so manches vom Leben und Treiben erfassen.
Befreit vom Reisekleid ging es daran den Hof „in Besitz“ zu nehmen. Prompt kam die Frage „und wo sind die Büffel?“ Die Kühe waren noch draußen auf der Weide, als nix Büffel. Wie war das spannend das Vieh am Abend heimzutreiben und morgens beim Austrieb zu begleiten. Für die Kinder war es ein rechtes Erlebnis, dem Getier zum Greifen nahe zu begegnen.
Es war uns Allen zu bergig, als daß wir die Fahrräder benutzten. Dann gab es für die Kinder ja auch soviel zu erleben, sie blieben gerne am Hof, waren kaum zu Wanderungen zu bewegen. So setzte ich mich alleine in Marsch, lief durch den Wald entlang den gekennzeichneten Wegen des Odenwaldklubs. Kaum, daß ich dabei jemandem begegnet bin. So hatte ich eben auch etwas von diesem Urlaub.
Der Wirt war so freundlich und fuhr mit uns im Auto nach Erbach, der Kreisstadt im Odenwaldkreis. Da besuchten wir der Kinder Urgroßmutter – an das erinnert sich die älteste Tochter noch sehr genau. Dann ging es noch zum Eulbacher Schloß hinaus und in den Wildpark dort in der Nähe.
Jede Ferienzeit wird begrenzt spätestens, wenn die Ferienzeit abgelaufen ist. Der Wirt brachte uns wieder nach Hetzbach. Die Rückfahrt verlief so problemlos wie die Anfahrt. Wenn ich meine Töchter frage, was sie noch wissen von diesen gemeinsam erlebten Ferientagen, dann kann ich an ihren Erzählungen mein Gedächtnis auffrischen. Fährt man heute durch den Ort Airlenbach, dann hat sich da auch so vieles verändert.
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