Soll ich davon erzählen?


Soll ich davon erzählen?
Arm in Schulterhöhe heben,
sagte damals mein Lehrer.
Meine Großmutter sagte,
bei uns heisst es immer noch
Guten Morgen.
Der Lehrer ist empört.

Das ist »Chocolate«
sagten die Soldaten aus Canada,
als sie bei uns eintreffen,
um das Ende zu beenden.
Der letzte Dienstag im April.
Ich bin noch keine Zwölf.

Es heulen die Sirenen,
dieses Mal nicht bei uns.
Was macht den Unterschied?
Unser Land, euer Land.
Ob Großmutter wohl wusste,
dass ich Chocolate mochte?

Oder besser nicht erinnern?
 

 

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Kommentare (14)

mirisfad

Die alten Erlebnisse melden sich ja von ganz allein; da braucht man nicht viel dazu zu tun. Wenn man aber merkt, daß es Themen und Gelegenheiten gibt, die an alte Zeiten erinnern und diese wieder auferstehen lassen mit all ihren inneren und äußeren Folgen, dann könnte es an der Zeit sein, sich mit diesen Themen zu beschäftigen.

:-)...

mirisfad

Menschen, die das Kriegsende und davor den Krieg erlebt haben, sind oft in dem Alter, in dem das Langzeitgedächtnis alte Erinnerungen nach oben holt. So auch alte Traumata, über die diese Menschen bisher ganz gut hinweg gekommen sind. Nun aber holen sie sie ein und zwingen teilweise dazu, sich noch einmal mit diesen alten Erlebnissen auseinander zu setzen.
Da Traumata auch genetisch weiter gegeben werden können, wäre es gut für nachfolgende Generationen, wenn der „Ersterlebend“ versuchen würde, diese alten Dinge aufzunehmen und aufzuarbeiten.
Eine Liebevolle Begleitung dabei tut gut!

Pan

Ich habe nicht vor, mein "Langzeitgedächtnis" zu einer "Auferstehung" zu bringen. Es geht mir lediglich darum, die Geschehnisse jener Tage aus der Versenkung (*) zu holen und zu einem neuen Erlebnis zu gestalten.
Ich weiß, dass besonders junge Menschen sehr aufgeschlossen sind gegenüber diesen Themen und das spornt mich dann auch an!
Ich denke, dass ein Geschehen aus erster Hand mehr Erfolg hat als Bücher, die aus geschichtlichen Formen entstanden sind und eben auch nur das ausdrücken können, das andere schon vorher geäußert haben.
Damit grüße ich Dich in den Abend hinein,
Horst

(*) = einige Kapitel aus meinem autobiografischen Buch

protes

erinnern
ja
sehr wichtig
obwohl dann wieder träume
mich nachts in schweiß baden
wir haben sie ja schon wieder
und es werden immer mehr
 diese braunen irren
ob es überhaupt genug erfahren bzw wissen wollen
geht ja den meisten gut.
einen nachdenklichen gruß schicke ich dir
hade
 

Pan

Danke Dir für Deine Worte. Wie ich oben schon erwähnte: Es wird auf hohem Niveau geklagt! Vielleicht gehört das zum Menschsein? Wir beide wissen es besser, denke ich. Und das ist gut so,
grüßt Horst

Adoma


" Soll ich davon erzählen? "


Ein klares  JA ist meine Antwort.

Wer kann besser erzählen, als die Personen, die dabei waren, die es erlebt haben?
Auf, dass es nie vergessen wird.

Bitte, lieber Pan:
Erzähle, erzähle .... immer weiter!

Adoma
 

Rosi65

Danke Adoma, Horst ist ein wirklich guter Erzähler.
Vielleicht liefert er ja noch etwas nach...😉

Viele Grüße
   Rosi65  

Jutta

Meiner Meinung nach sollte man sich unbedingt erinnern, lieber Horst, gerade heutzutage, wo sich doch die Tendenz einer möglichen Wiederholung vorhanden ist. Und das, nachdem gute 70 Jahre lang immer wieder beschwörend erklärt wurde, so etwas darf nie mehr geschehen! Dabei empfinde ich unsere noch schöne Welt in einer empfindlichen Blase, die hoffentlich noch lange nicht berstet!!!

Meine Mutter floh aus Schlesien mit dem Ziel der Schweiz, erzählte immer wieder Geschichten über diese Zeit. Auch mein Onkel, der Krieg und Gefangenschaft erlebte, konnte in meinen ganz jungen Jahren einem diese brutalen Geschichten "wunderbar" und spannend erzählen, sodass ich als Schweizerin recht gut "informiert" war.
Jahre später in der Schule streifte unsere Lehrerin nur kurz den 2. Weltkrieg im Unterricht - ich war sage und schreibe die einzige, die etwas über diesen Krieg wusste!!!

Ich schicke Dir und Deiner Ingrid herzliche Grüsse in den Nordwesten
aus der nordwestlichen Schweiz

Jutta



 

Distel1fink7

Im Moment wird unser Land  wohl von Anderen ausgehöhlt.
Aber da wisst Ihr genau.

Distel1fi.nk7

Pan

@Distel1fink7  

Ich bin ein wenig ratlos. Wer sind die "Anderen"? 
Für mich sind es immer die nur »Mitnehmenden«.
die ständig nur fordern, ohne selbst etwas zu leisten!
Grüße von Horst


🙈🙊🙉
 

Distel1fink7

@Pan  
JA Horst, das stimmt immer nur fordern, fordern, vorschreiben,
nichts wird ausgelassen. ich sehe die Gefahr  bei unvernünftigen
Regierungsmaßnahmen. Fängst schon mit den Gendern an,
Heizungsgesetze, die keiner haben will . Ach  wem erzähle
ich das denn. Klar gucke ich auch etwas skeptisch auf die AFD,
nur mal so zum Beispiel, Höcke hat gesagt, die Menschenkinder
mit Behinderungen können auf einr Sonderschule besser ge-
fördert werden. WIR hatten nach dem Krieg für den lernschwierigen,
oder unwilligen die Sonderschulen, da konnte man auch wieder
zurück auf die normalen Schulen, wenn man sicherer war.

Jetzt bist Du bös auf mich, aber das halte ich aus,

Wenn man als 4-jährige durch die vereisten Wälder in Schlesien
vor den Russen flieht. Zum Teil in Scheunen, verlassenen
Schulen Unterschlupf sucht, damit man nicht erfriert, lernt
man schon früh, auszuhalten,

Als wir endlich zurück ins Ruhrgebiet kamen, linderten die größten
Nöte die Amis und die Schweden mit ihrer Qäuker(?) speise in
Schulen oder öffentlichen Gebäuden.
Wenn ich könnte würd ich gern von  Herzen jener Bäuerin mit ihren
3 Söhnen , die uns damals freundlich aufnahm, DANKEN .

Distel1fink7

Pan

Im Gegenteil, ich mag es, liebe Distelfink, wenn man die Dinge beim Namen nennt, zeigt es mir doch, dass nichts umsonst geschrieben wird!
Ich kenne die Vorgeschichte dieser Zeiträume wahrscheinlich besser als jeder Gleichaltrige. Ich war schon früh mit dem Widerstand konfrontiert und weiss genau, welcher Gefahr sich die Menschen damit aussetzen.
Ich finde es nur eben nicht schön, wenn immer an unserem heutigen Staat herumgemeckert wird. Irgendetwas ist immer am politischen Leben falsch, es gibt kein Paradies, in dem alles lieblich ist! Wir haben sicher vieles, an dem man kritteln kann, dennoch liebe ich mein Land.

Einen schönen Sonntagabend noch für Dich -
es grüßt Horst

Rosi65


Auf jeden Fall, lieber Horst, denn Du bist ein wichtiger Zeitzeuge eines ehemaligen Unrechtregimes! Das so großes und unglaubliches Leid über viele Menschen gebracht hat. Doch wie es scheint, haben es einige Leute weder begriffen noch etwas daraus gelernt.

Die Mehrheit der Deutschen ist deshalb auch besorgt über die Umfragewerte der AfD, mit gutem Grund, denn diese will Randgruppen, z.B. Menschen mit Behinderung, ausgrenzen. Siehe Forderung von Björn Höcke, der sich deutlich gegen die Inklusion der Schüler in den Schulen ausspricht. Und das ist dann sicher nur der befürchtete Anfang.
Hier benötigt es große Standfestigkeit einer Demokratie energisch dagegen anzukämpfen.

Viele Grüße
   Rosi65

Pan

Genauso, wie es heute geschieht, war es schon 5 Jahre vor meiner Geburt im Jahre 1929. Die "rechten Kräfte" wurden immer stärker. Niemand hatte ein Rezept gegen diese Volkskrankheit.
Und heute? In der EU wird schleichend und auf leisen Sohlen die Demokratie ausgehöhlt. Man hört stets die Meinung:
»Politik wiederholt sich nicht.« Das ist so unrichtig wie viereckige Eier! 
Mir scheint, da gilt der Grundsatz: 
Die tun nix, die woll'n nur spielen!  🐫

Grüße von Haus zu Haus,
Horst


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