Sein letztes Gefecht
(anhand einer wahren Begebenheit)
Wilfried war heil und gesund wieder zurück gekommen aus dem Krieg. Den hätten sie verloren, wurde ihm gesagt. Wieso eigentlich? Verlieren war noch nie sein Ding gewesen. Wilfried hätte weiter gemacht, denn er strotzte noch förmlich vor Kraft. Andere waren froh, daß jetzt wieder Ruhe herrschte und man wieder zu Hause bei den Lieben war.
Wilfried freute sich auch, aber er war noch allein, hatte noch keine Lieben, er suchte noch. Tanzvergnügungen gab es hierfür ja reichlich, damals sofort nach dem Krieg. Denn alle wollten endlich mal wieder unbeschwert fröhlich sein. Oder sich einfach nur mal austoben, überschüssige Kräfte loswerden. Wofür war man denn Soldat gewesen? Prügeleien waren somit an der Tagesordnung. Und eines war sicher: wenn es irgendwo auf dem Saal plötzlich laut wurde und die Fäuste flogen, dann waren die von Wilfried auch mit dabei. Meistens gehörte er am Ende mit zu den Gewinnern, denn er war eben der unbestrittene Platzhirsch und, wie schon gesagt: verlieren war noch nie sein Ding gewesen!
Dann heiratete Wilfried, und viele glaubten, daß er sich jetzt wohl beruhigen würde. Aber es kam anders: Marta, seine Frau war ein dralles Mädchen und gut gebaut, und wenn ihr Wilfried mal wieder Händel hatte, dann war es für sie nichts besonderes, auch mal ein paar Fäuste mit einzubringen.
So auch damals.
Der Wirt hatte sich was besonderes ausgedacht und eine Artistengruppe angeheuert. Der Saal war natürlich rappelvoll besetzt. Hübsche Mädchen führten turnerische Übungen vor, ein Clown machte seine Späße, und dann war da noch ein Kraftakrobat, der unter anderem einen einarmigen Handstand machte und dabei durch den halben Saal hüpfte. „Mucki“ nannte sie ihn, weil vor allem seine Oberarme so gut bepackt waren. Klar, daß die Mädchen auf dem Saal nervös wurden, wenn er sie mit seinen dunklen Augen etwas länger ansah, als man das normaler Weise tut.
Wilfried gefiel das nicht, und es dauerte nach den Vorführungen garnicht lange, da stand er dem Akrobaten Auge in Auge gegenüber, flüsterte ihm was ins Ohr, legte Hand an dessen Revers und drehte die langsam zu einem Knäuel zusammen. Mucki blieb ganz ruhig, und Umstehende hörten ihn noch sagen: „Du, wenn du mich nicht sofort ...!“ weiter kam er nicht, da hatte Wilfried ihm einen ersten Körperhaken in die Magengegend verpaßt. Normal überstanden die Kontrahenten einen solchen Schlag von Wilfried nicht, aber Mucki knickte nur kurz ein und kam erstaunlich schnell wieder hoch. Wilfried wollte nachlegen, schlug aber vorbei, weil Mucki ausgewichen war. Sein Konter landete dagegen aber genau da im Oberbauch, wo es Wilfried weh tat. Der brüllte wie ein Stier, geriet außer sich vor Wut und schlug jetzt wie besessen auf den Artisten ein. Das Volk wich respektvoll zurück und bildete sozusagen einen Ring um die beiden. Mucki hatte jetzt richtig Kampfstellung eingenommen, - er hatte früher mal geboxt und die wichtigsten Dinge beherrschte er heute noch ganz gut – Wilfried konnte daher kaum einen Treffer anbringen, fing sich aber ständig welche vom Gegner ein. Oder, kurz gesagt, er kam zusehends in größere Schwierigkeiten.
Jetzt hielt es Marta nicht mehr am Tisch: sie sprang auf und drängelte sich durch die gaffende Menschenmenge. Ein kurzer Blick zu ihrem Mann, dann sprang sie den Artisten von hinten an und riß ihm die Arme auf den Rücken. Wilfried sah, daß sein Gegner wehrlos war und holte zu einem fürchterlichen Finalschlag aus. Mucki sah aber die Faust kommen und duckte sich im letzten Moment, so daß Wilfried seiner eigenen Frau ungewollt mit voller Wucht mitten ins Gesicht schlug. „Ein volles Pfund auf das Zifferblatt “ wäre es gewesen, sagten die Leute später. Marta sah natürlich Sterne, ließ alles los, was sie noch in Händen gehabt hatte und landete recht unsanft mit einem dumpfen Knall auf der hölzernen Tanzfläche. Rumms.
Wilfried hatte dagegen garnicht richtig mitbekommen, was da passiert war mit seiner Frau und schaute recht konsterniert in die Runde. Dieses wiederum konnte Mucki nicht entgehen, der ja seine Hände wieder frei hatte, und er schickte somit Wilfried mit einem saftigen und punktgenauen Aufwärtshaken am Kinn auch ins Reich der Träume. Rumms.
Sie hätten beide ganz friedlich nebeneinander auf dem Saal gelegen, erzählten die Leute später. Und man hätte sie zusammen in die Garderobe gebracht, wo sie dann nach geraumer Zeit auch wieder aufgewacht wären.
Marta hatte einen Nasenbeinbruch erlitten und Wilfried mußten wegen einer Kieferoperation ins Krankenhaus. Es war aber auch sein letztes Gefecht, denn verlieren war einfach nicht sein Ding.
Wilfried war heil und gesund wieder zurück gekommen aus dem Krieg. Den hätten sie verloren, wurde ihm gesagt. Wieso eigentlich? Verlieren war noch nie sein Ding gewesen. Wilfried hätte weiter gemacht, denn er strotzte noch förmlich vor Kraft. Andere waren froh, daß jetzt wieder Ruhe herrschte und man wieder zu Hause bei den Lieben war.
Wilfried freute sich auch, aber er war noch allein, hatte noch keine Lieben, er suchte noch. Tanzvergnügungen gab es hierfür ja reichlich, damals sofort nach dem Krieg. Denn alle wollten endlich mal wieder unbeschwert fröhlich sein. Oder sich einfach nur mal austoben, überschüssige Kräfte loswerden. Wofür war man denn Soldat gewesen? Prügeleien waren somit an der Tagesordnung. Und eines war sicher: wenn es irgendwo auf dem Saal plötzlich laut wurde und die Fäuste flogen, dann waren die von Wilfried auch mit dabei. Meistens gehörte er am Ende mit zu den Gewinnern, denn er war eben der unbestrittene Platzhirsch und, wie schon gesagt: verlieren war noch nie sein Ding gewesen!
Dann heiratete Wilfried, und viele glaubten, daß er sich jetzt wohl beruhigen würde. Aber es kam anders: Marta, seine Frau war ein dralles Mädchen und gut gebaut, und wenn ihr Wilfried mal wieder Händel hatte, dann war es für sie nichts besonderes, auch mal ein paar Fäuste mit einzubringen.
So auch damals.
Der Wirt hatte sich was besonderes ausgedacht und eine Artistengruppe angeheuert. Der Saal war natürlich rappelvoll besetzt. Hübsche Mädchen führten turnerische Übungen vor, ein Clown machte seine Späße, und dann war da noch ein Kraftakrobat, der unter anderem einen einarmigen Handstand machte und dabei durch den halben Saal hüpfte. „Mucki“ nannte sie ihn, weil vor allem seine Oberarme so gut bepackt waren. Klar, daß die Mädchen auf dem Saal nervös wurden, wenn er sie mit seinen dunklen Augen etwas länger ansah, als man das normaler Weise tut.
Wilfried gefiel das nicht, und es dauerte nach den Vorführungen garnicht lange, da stand er dem Akrobaten Auge in Auge gegenüber, flüsterte ihm was ins Ohr, legte Hand an dessen Revers und drehte die langsam zu einem Knäuel zusammen. Mucki blieb ganz ruhig, und Umstehende hörten ihn noch sagen: „Du, wenn du mich nicht sofort ...!“ weiter kam er nicht, da hatte Wilfried ihm einen ersten Körperhaken in die Magengegend verpaßt. Normal überstanden die Kontrahenten einen solchen Schlag von Wilfried nicht, aber Mucki knickte nur kurz ein und kam erstaunlich schnell wieder hoch. Wilfried wollte nachlegen, schlug aber vorbei, weil Mucki ausgewichen war. Sein Konter landete dagegen aber genau da im Oberbauch, wo es Wilfried weh tat. Der brüllte wie ein Stier, geriet außer sich vor Wut und schlug jetzt wie besessen auf den Artisten ein. Das Volk wich respektvoll zurück und bildete sozusagen einen Ring um die beiden. Mucki hatte jetzt richtig Kampfstellung eingenommen, - er hatte früher mal geboxt und die wichtigsten Dinge beherrschte er heute noch ganz gut – Wilfried konnte daher kaum einen Treffer anbringen, fing sich aber ständig welche vom Gegner ein. Oder, kurz gesagt, er kam zusehends in größere Schwierigkeiten.
Jetzt hielt es Marta nicht mehr am Tisch: sie sprang auf und drängelte sich durch die gaffende Menschenmenge. Ein kurzer Blick zu ihrem Mann, dann sprang sie den Artisten von hinten an und riß ihm die Arme auf den Rücken. Wilfried sah, daß sein Gegner wehrlos war und holte zu einem fürchterlichen Finalschlag aus. Mucki sah aber die Faust kommen und duckte sich im letzten Moment, so daß Wilfried seiner eigenen Frau ungewollt mit voller Wucht mitten ins Gesicht schlug. „Ein volles Pfund auf das Zifferblatt “ wäre es gewesen, sagten die Leute später. Marta sah natürlich Sterne, ließ alles los, was sie noch in Händen gehabt hatte und landete recht unsanft mit einem dumpfen Knall auf der hölzernen Tanzfläche. Rumms.
Wilfried hatte dagegen garnicht richtig mitbekommen, was da passiert war mit seiner Frau und schaute recht konsterniert in die Runde. Dieses wiederum konnte Mucki nicht entgehen, der ja seine Hände wieder frei hatte, und er schickte somit Wilfried mit einem saftigen und punktgenauen Aufwärtshaken am Kinn auch ins Reich der Träume. Rumms.
Sie hätten beide ganz friedlich nebeneinander auf dem Saal gelegen, erzählten die Leute später. Und man hätte sie zusammen in die Garderobe gebracht, wo sie dann nach geraumer Zeit auch wieder aufgewacht wären.
Marta hatte einen Nasenbeinbruch erlitten und Wilfried mußten wegen einer Kieferoperation ins Krankenhaus. Es war aber auch sein letztes Gefecht, denn verlieren war einfach nicht sein Ding.
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