Schulspeisung und Kinderverschickung zur Erholung
.. ein Ferienlager bei Zerbst in Sa.-Anhalt. Zerbst gehört als Städtchen zur ehemaligen Aristokratie - besitzt ein schönes Schloß und Park und einen ebenbürtigen Dom auch noch dazu.
Aber, wie gesagt, es wurde ein Dorf mit Kneipe in der Nähe von Zerbst.
Dort wurden wir ausgeladen und betraten unseren Ferienplatz für die nächsten Wochen.
In der Kneipe, im ersten Stock, war ein Matratzenlager ausgebreitet - dicht an dicht lagen die verbeulten Heusäcke nebeneinander. Doch es gab auch sowas wie Doppelbetten, die jedoch mit Trennwänden ausgestattet waren.
Keiner kannte keinen und so ergab sich erst nach Tagen eine Sprechbeziehung zum Matratzen-Nebenmann.
Ganz früh am Morgen kam Bewegung in die Truppe - die Pfeife rief zum Frühsport in den Hof.
Ojeh, ein großer Misthaufen mittendrin und überall Fäkalien von irgendwelchen Schweinen und Hühnern als Bodenbelag.
Ich nahm die Barfußvariante, denn die Füße ließen sich besser in dem Trog im Hof waschen.
Der Trog- eine lange Wanne- in der man sich waschen sollte - diente den Tieren auch als Tränke. Naja, Dreck war sowieso rundherum und an Seife war nicht zu denken, also - schaden konnte es keinem Tier.
Tagsüber wurde gewandert, aber abseits der Zivilisation, denn so dreckig, wie wir aussahen, konnte man uns nicht sehen lassen.
Das Essen bestand meistens aus Bratkartoffeln mit einer Scheibe Brot dazu. Morgens gab es ein stacheliges Hafersüppchen, natürlich in Wasser gekocht.
Ich freundete mich mit einem kleinen Mädchen an, die jede Nacht in ihrem Holzbettgestell weinte und wenn sie mal schlief, dann näßte sie ein.
Sie hatte einfach Angst. Ich legte mich zu ihr, wir quetschten uns in dieses Gestell hinein - nun weinte sie nicht mehr, näßte aber dennoch ein. Nun ja, ich ging zum Trog, zog meinen Schlafanzug durchs Wasser und hängte ihn am Gartenzaun auf. Was uns nicht umbringt macht uns stark, da machte das bißchen Pisse auch nichts mehr aus.
Opa war ein kluger Mann.....
Der Frühsport in dieser Matschpampe machte mir zu schaffen - ich übergab mich regelmäßig und wurde auf die "Krankenstation" verlegt. Auf ein altes durchgewetztes Sofa im sogenannten "Büro".
Dauernd kam jemand von der Wirtshaus-Familie und kramte auf dem Tisch nach irgendwelchen Papieren rum. Und immer mit der Bemerkung: wenn du kotzen mußt, hier steht ein Eimer dafür.
Doch, was war mit dem Klo, das neben dem Misthaufen stand?
Ich mußte da runter, durch die Fäkalien durch, um mich zu erleichtern.
Ich ging wieder barfuß und schon kam das Geschrei: kein Wunder, daß du so empfindlich bist, mußt ja unbedingt barfuß laufen.
Ich werde deine Mutter benachrichtigen, daß sie dich abholen soll.
Eine Telefonnummmer von einem Fuhrbetrieb, bei dem meine Mutter stundenweise arbeitete, war vorhanden.
Und mit einem großen LKW mit Holzvergaser, der schon wieder stank, wurde ich dort abgeholt.
Ich war endlich wieder zuhause und erholte mich spontan.
Mutti stellte keine Frage mehr, nachdem sie diesen Dreckstall gesehen hatte. Unsere Hauswirtin hatte schon Wasser warm gemacht, doch vorher kam der Läusekamm. Verdammt, das auch noch....doch ich war davongekommen.
Nun fühlte ich mich sauber, frische Wäsche und ein sauberes Bett - was ein Gefühl, ich habe Luftsprünge gemacht.
Ohne lausige Grüße
Euer Moni-Finchen
Aber, wie gesagt, es wurde ein Dorf mit Kneipe in der Nähe von Zerbst.
Dort wurden wir ausgeladen und betraten unseren Ferienplatz für die nächsten Wochen.
In der Kneipe, im ersten Stock, war ein Matratzenlager ausgebreitet - dicht an dicht lagen die verbeulten Heusäcke nebeneinander. Doch es gab auch sowas wie Doppelbetten, die jedoch mit Trennwänden ausgestattet waren.
Keiner kannte keinen und so ergab sich erst nach Tagen eine Sprechbeziehung zum Matratzen-Nebenmann.
Ganz früh am Morgen kam Bewegung in die Truppe - die Pfeife rief zum Frühsport in den Hof.
Ojeh, ein großer Misthaufen mittendrin und überall Fäkalien von irgendwelchen Schweinen und Hühnern als Bodenbelag.
Ich nahm die Barfußvariante, denn die Füße ließen sich besser in dem Trog im Hof waschen.
Der Trog- eine lange Wanne- in der man sich waschen sollte - diente den Tieren auch als Tränke. Naja, Dreck war sowieso rundherum und an Seife war nicht zu denken, also - schaden konnte es keinem Tier.
Tagsüber wurde gewandert, aber abseits der Zivilisation, denn so dreckig, wie wir aussahen, konnte man uns nicht sehen lassen.
Das Essen bestand meistens aus Bratkartoffeln mit einer Scheibe Brot dazu. Morgens gab es ein stacheliges Hafersüppchen, natürlich in Wasser gekocht.
Ich freundete mich mit einem kleinen Mädchen an, die jede Nacht in ihrem Holzbettgestell weinte und wenn sie mal schlief, dann näßte sie ein.
Sie hatte einfach Angst. Ich legte mich zu ihr, wir quetschten uns in dieses Gestell hinein - nun weinte sie nicht mehr, näßte aber dennoch ein. Nun ja, ich ging zum Trog, zog meinen Schlafanzug durchs Wasser und hängte ihn am Gartenzaun auf. Was uns nicht umbringt macht uns stark, da machte das bißchen Pisse auch nichts mehr aus.
Opa war ein kluger Mann.....
Der Frühsport in dieser Matschpampe machte mir zu schaffen - ich übergab mich regelmäßig und wurde auf die "Krankenstation" verlegt. Auf ein altes durchgewetztes Sofa im sogenannten "Büro".
Dauernd kam jemand von der Wirtshaus-Familie und kramte auf dem Tisch nach irgendwelchen Papieren rum. Und immer mit der Bemerkung: wenn du kotzen mußt, hier steht ein Eimer dafür.
Doch, was war mit dem Klo, das neben dem Misthaufen stand?
Ich mußte da runter, durch die Fäkalien durch, um mich zu erleichtern.
Ich ging wieder barfuß und schon kam das Geschrei: kein Wunder, daß du so empfindlich bist, mußt ja unbedingt barfuß laufen.
Ich werde deine Mutter benachrichtigen, daß sie dich abholen soll.
Eine Telefonnummmer von einem Fuhrbetrieb, bei dem meine Mutter stundenweise arbeitete, war vorhanden.
Und mit einem großen LKW mit Holzvergaser, der schon wieder stank, wurde ich dort abgeholt.
Ich war endlich wieder zuhause und erholte mich spontan.
Mutti stellte keine Frage mehr, nachdem sie diesen Dreckstall gesehen hatte. Unsere Hauswirtin hatte schon Wasser warm gemacht, doch vorher kam der Läusekamm. Verdammt, das auch noch....doch ich war davongekommen.
Nun fühlte ich mich sauber, frische Wäsche und ein sauberes Bett - was ein Gefühl, ich habe Luftsprünge gemacht.
Ohne lausige Grüße
Euer Moni-Finchen
Kommentare (3)
Maxi41
als Kind war wurde ich auch in ein Ferienlager zur Erholung geschickt, und das 2 mal, da ich immer untergewichtig war. Das 1. Mal war ich ebenfalls in Finsterbergen. Ob das Heim "Käthe Kollwitz" hieß, weiß ich nicht mehr. Ich war damals zwischen 7 und 8 Jahre alt und hab eigentlich nur blasse Erinnerung. Es muß mir wohl gefallen haben. An die 2. Verschickung - ich war ca. 10 Jahre alt - hab ich noch vage Erinnerungen, leider aber an den Ort nicht mehr. Da ich schon etwas älter war und alles bewußter aufgenommen habe, erinnere ich mich noch an die sanitären Anlagen. Das Bad bestand aus einer Zinkbadewanne. In die Wanne mußten immer 2 Mädchen zusammen rein, das Wasser wurde nicht gewechselt. Pech hatten die, die zuletzt mit Baden dran waren.
Zum Abendbrot gab es einmal belegte Fettbrote. Das war ein Highlight! Wir stürzten uns alle auf die Brote, sodass sogar Nachschlag gab.
Ich kann trotz allem nichts Negatives davon ableiten. Die Zeit war eine andere. Es gab nichts. Wir konnten noch die kleinen Freuden genießen.
Schade, liebes Finchen, dass Du solch schlechte Erfahrungen machen mußtest.
Liebe Grüße, Bärbel
Zum Abendbrot gab es einmal belegte Fettbrote. Das war ein Highlight! Wir stürzten uns alle auf die Brote, sodass sogar Nachschlag gab.
Ich kann trotz allem nichts Negatives davon ableiten. Die Zeit war eine andere. Es gab nichts. Wir konnten noch die kleinen Freuden genießen.
Schade, liebes Finchen, dass Du solch schlechte Erfahrungen machen mußtest.
Liebe Grüße, Bärbel
Syrdal
...da hast du wirklich Pech gehabt, denn es konnte auch ganz anders sein:
Im 2. Schuljahr, ich war wohl 7 oder gerade einmal 8, gab es für mich vier Wochen „Aufpeppelung“ in Finsterbergen, einem kleinen hübschen Ort, abgelegen aller Straßen und tief versteckt im Thüringer Wald. Das Heim hieß „Käthe Kollwitz“, nur darüber machten wir uns damals keine Gedanken. Hauptsache es war sauber, nicht zu groß, und es gab tolles Essen. Im Zimmer standen nur 6 Betten und die Mädchen schliefen nebenan, zumindest dann, wenn sie nicht kicherten und schnatterten wie junge Hühner oder Enten. Und... das war das Beste, ich hatte sogleich eine Freundin, viel älter als ich, aber sehr lieb... in meiner Erinnerung. – Wenn ich manchmal in alten Fotos krame, finde ich noch die klitzekleinen Bildchen, die wir uns im Fotographengeschäft aussuchen und mitnehmen durften – ohne Geld! Der Mann mit der großen Brille dort nannte sie Kontaktabzüge. Für uns waren die schwarzweißen Fotos, etwa 3 x 4 cm groß, mit Aufnahmen vom Ort und von der Landschaft drumherum ein großer Schatz. Sie sind heute noch immer Erinnerung an eine wunderbare Zeit. – So unterschiedlich kann man es im Leben treffen... lernt erneut wieder einmal - Syrdal
Im 2. Schuljahr, ich war wohl 7 oder gerade einmal 8, gab es für mich vier Wochen „Aufpeppelung“ in Finsterbergen, einem kleinen hübschen Ort, abgelegen aller Straßen und tief versteckt im Thüringer Wald. Das Heim hieß „Käthe Kollwitz“, nur darüber machten wir uns damals keine Gedanken. Hauptsache es war sauber, nicht zu groß, und es gab tolles Essen. Im Zimmer standen nur 6 Betten und die Mädchen schliefen nebenan, zumindest dann, wenn sie nicht kicherten und schnatterten wie junge Hühner oder Enten. Und... das war das Beste, ich hatte sogleich eine Freundin, viel älter als ich, aber sehr lieb... in meiner Erinnerung. – Wenn ich manchmal in alten Fotos krame, finde ich noch die klitzekleinen Bildchen, die wir uns im Fotographengeschäft aussuchen und mitnehmen durften – ohne Geld! Der Mann mit der großen Brille dort nannte sie Kontaktabzüge. Für uns waren die schwarzweißen Fotos, etwa 3 x 4 cm groß, mit Aufnahmen vom Ort und von der Landschaft drumherum ein großer Schatz. Sie sind heute noch immer Erinnerung an eine wunderbare Zeit. – So unterschiedlich kann man es im Leben treffen... lernt erneut wieder einmal - Syrdal
Ein Blog wieder von dir, die eine Erinnerung geweckt hat.
Viele Grüße Tilli