School Of The Air - Klassentreffen




Immer wieder auf’s Neue fasziniert mich das australische Outback.

Eine Gravelroad (unbefestigte Strasse) die nur mit four-wheel-drive befahren werden kann, fuehrt durch endlose rote Sandwueste. Manchmal ist die Strasse kaum noch zu sehen, da ein Sandsturm sie zugeweht hat. Hier und da sieht man Igelgras und Mulga-Buesche. Beides eine stachelige Anglegenheit.

Die Luft flimmert und in der Ferne sieht man einen Huegel. Eine kleine gruene Oase fuer das Auge. Denn dort wachsen Wuestentrauerweiden und Desert Oak. Ob es ein heiliger Ort des Traumpfades der Aborigines ist, den sie bei ihren Wanderungen aufsuchen?

Die Strasse wird holprig und steinig. Man kommt noch langsamer voran. Wuestenkuerbis und die Wuestenrose wachsen hier. Vor nicht allzu langer Zeit muss es geregnet haben. Die erste Kangurufamilie huepft durch die Gegend. Einige Kilometer weiter wird es gruen. Vereinzelt grasen Rinder und in der Ferne sieht man eine ueppige gruene Flusslandschaft. Eine Farm kommt in Sicht. Ein richtiges kleines Dorf. Das grosse Farmhaus und weit verstreut die kleineren Haeuser der Farmarbeiter, die Unterkunft fuer die weiterziehenden Arbeiter, die Molkerei, das Schlachthaus, eine Werkstatt und noch einige kleinere Schuppen. Sie alle haben grosse Regenfaesser an ihren Dachrinnen stehen. Denn alles Regenwasser wird aufgefangen. Es ist lebensnotwendig, wenn der Fluss nur noch Niedrigwasser fuehrt oder ganz versiegt. Man sieht zwei kleine spielende Kinder. Hunde springen um sie herum. Einer der Maenner zeigt einem Jungen, wie er die Maschine repariert.

Natuerlich muss man hier anhalten um wenigstens einen Tee zu trinken und Neuigkeiten zu erzaehlen. Dann geht es wieder zurueck zur Strasse, die quer durch das Farmgelaende fuehrt. Immer geradeaus zuerst noch durch gruenes Land. Vorbei an weidenden Rindern. Dann wird das Gras weniger und bald ist man wieder auf der Fahrt ins Nirgendwo.

Eine dieser Strassen fuehrt nach Broken Hill, wo im Mai ein Klassentreffen war. Broken Hill ist eine ehemalige Bergarbeiterstadt mitten im Outback, wo man Silber, Blei und Zink abbaute. Noch heute kann man die einfache Eisenmoschee bewundern, die 1891 von den meist afganischen Kameltreibern gebaut wurde. Ohne sie und ihre Kamele waere ein Leben auf Dauer garnicht moeglich gewesen. Sie versorgten die Bergarbeiterstadt mit allem, was benoetigt wurde, auch mit Trinkwasser.

Seit sechs Jahren gibt es hier eine der 13 “School Of The Air” und sie betreut eine “14-koepfige Klasse”. Im gesamten werden zur Zeit 135 Schueler auf diese Weise unterrichtet. Unter den Schuelern befinden sich einpaar Kinder aus Schweden und China.

Damit die Beziehung der Schueler untereinander gefoerdert wird, organisiert die Schule viermal jaehrlich ein Treffen fuer alle Schueler fuer vier bis fuenf Tage.

Die Kinder treffen hier haeufig erstmals mit anderen Kindern zusammen, so wie auch die sechsjaehrige Annabelle. Mit ihren aelteren Bruedern, die schon oft bei den Treffen waren, wurde sie mit dem Flugzeug ‘eingeflogen’, da sie fast 1.000 km von Broken Hill entfernt wohnen. Auch etliche andere Kinder werden mit dem Privatflugzeug gebracht. Wenn noch Platz in der kleinen Machine ist, nimmt der Pilot noch andere Kinder mit. Jede Farm im Outback hat ihre eigene Landebahn, auch wenn sie kein Flugzeug besitzt. Sie ist lebensnotwendig, damit z.B. im Notfall die “Fliegenden Aerzte” landen koennen. Der Rest kommt per Auto. Meist wird das Auto von der Mutter gefahren, die die Gelegenheit nutzt einen Kurzurlaub einzulegen.

In den fuenf Tagen veraendert sich das Strassenbild von Broken Hill. Wo normalerweise Touristen flanieren, sieht man jetzt kleine “Farbtupfer”. Denn bei einem Schultreffen darf die Uniform nie fehlen. Die Schueler haben ein strahlend gelbes T-Shirt zu dunkelblauer Hose/Rock an. Das sticht im Strassenbild hervor.

Das Ereignis muss fotografiert werden. Damit alle auf das Bild gut draufkommen, wird aus der Luft aus fotografiert.

Die kleine Annabelle hat zwei Freundinnen gefunden. Sie haben sich Telefon Nummer und Email Adresse ausgetauscht. Sie muss sich bis zum naechsten Treffen gedulden, um mit ihren Schulkameraden nach Schulschluss zu spielen und ihre Freundinnen wiederzusehen.


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Kommentare (10)

koala Ich nehme an, auch Du koenntest viel von Deinen "Abenteuern" in Paraguay schreiben. Das waere fuer mich genauso interessant zu lesen, wie fuer Dich von unserem Erdteil.
Vielleicht kommt es mal 'ueber Dich'und ich reise im bequemen Stuhl sitzend durch Dein Land.
Es gruesst Dich herzlich
Anita/Australien
omasigi Liebe Anita,
Deine Berichte sind so lebendig, dass wenn man fertig ist mit lesen, man am liebsten zu Deiner grossen Insel hin auswandern moechte.
Dein Bericht von 2008 ueber "School Of The Air" habe ich vor einiger Zeit nachgelesen.
Damals war ich schon sehr beeindruckt ueber die Moeglichkeit, die es doch wahrscheinlich nur in Australien so gibt.
Das mit dem Regenwasser sammeln kennen wir hier von unserem Chaco.
Nun hoffe ich Anita, dass Du hier im ST noch viele Berichte einstellst, damit wir das australische Leben kennen lernen duerfen.
Liebe Gruesse
Sigrid
koala Du bist beim Lesen in Gedanken mitgefahren und hast auch alles'gesehen'. Und das ganz ohne Gefahr zu laufen, ob das Benzin bis zur naechsten Tankstelle reicht und man vor Einbruch der Nacht das Roadhouse zum Uebernachten erreicht.
Ich wuensche Dir eine sonnige Woche
Anita/Australien
koala Ich hatte 2008 eine Geschichte ueber die "School Of The Air" detaillieter eingegeben. Im Outback leben etwa 100.000 Menschen und fuer ihre Kinder ist diese Art der Schule. Unsere Enkelin, die in Deutschland eine Wirtschaftsschule mit ueber 1.000 Schuelern besuchte, war bei ihrem letzten Urlaub hier bei uns fuer einen Tag in der hiesigen Schule. Das waere schon wieder eine eigene Geschichte wert. Als ich sie nachmittags abholte, sagte sie, da macht ja Schule richtig Spass. Auch in den Grossstaedten gibt es keine Mammutschulen nach deutscher Art. Oft befinden sie sich in alten historischen Gebaeuden, die mit viel Gefuehl der Zeit entsprechend erweitert wurden.
Es gruesst Dich auf der Insel
Anita/Australien
ehemaliges Mitglied für diese anschauliche Erzählung über die "Schools of the air". Das ist unvorstellbar, wenn man hier an die riesigen Schulen mit 1000 und mehr Schülern denkt, wo kaum noch jemand den anderen kennt.

Gibt es denn in den größeren Städten auch "normale" Schulen? Sind diese "Schools of the air" nur für die Kinder, die verstreut und einsam irgendwo im Lande leben?

Ich stell mir die kleinen gelben Farbtupfer vor. Wie schön dass die Kinder auf diese Weise Kontakte finden, die sie per Telefon und Email pflegen können. Fast so wie im Seniorentreff.

Viele liebe Grüße von der "kleinen" Ostseeinsel Fehmarn zu Deiner großen Insel
Beate
tilli Liebe Anita!
Du schreibst und man spürt die Wüste, und sieht nach den Regen,das Blütenmeer.
Die Kinder in der Schule, die Uniformen an Festtagen. Für unsere
Kinder nicht vorstellbar.
Es ist eine andere Welt in der du lebst.Es ist wunderbar,das du uns sie
zeigst.
Grüße Tilli.

koala Broken Hill ist eine Stadt, fuer uns unvorstellbar, dass Menschen hier freiwillig leben. Nur Sand und superheisse trockene Sommer, dass manche Leute frueher, als man noch keine Klima-Anlagen hatte, unterirdisch lebten, wechseln mit einem kalten Winter. Und jeder Tropfen Wasser ist auch heute noch kostbar. Aber wenn es einmal ausgiebig regnet, sieht man, so weit das Auge reicht, fuer kurze Zeit ein Blumenmeer.
Sonnige Gruesse gehen von mit zu Dir ins 'Gott sei Dank' auch sonnige Koeln
Anita
koala Als der Zug in der Nullarbor Plain, das Wort heisst so viel wie kein Baum und alles flach, anhielt um Wasser nachzufuellen, das in grossen Tanks immer bereitsteht, konnten die Passagiere aussteigen und sich die Fuesse vertreten. Eine junge deutsche Touristin sagte, sie wusste garnicht, dass "Nichts" so faszinierend sein kann.
Es gruesst Dich auf der kleinen Ostseeinsel
Anita von der 'groessten Insel der Welt'
ladybird mit großem Interesse habe ich Deinen Bericht gelesen,ich konnte mir so vorstellen, wie die kleinen Farbtupfer durch die Gegend laufen...du hast es wirklich lebendig geschrieben,und uns wieder einmal in eine für uns "andere Welt" schauen lassen,mit Dank und lieben Gruß aus dem sommerlichen Rheinland,Renate
piggi im australischen Outback, eine faszinierende Weite die mich schon immer interessiert hat, liebe Anita. Ich schaue es mir auch gerne in Reportagen an. Du hast es sehr anschaulich beschrieben und es war mir eine große Freude es zu lesen, danke dafür.

Liebe Grüße von der sonnigen Ostsee
Birgit

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