´s is schwiel hoit (Pfälzer Dialog aus Ludwigshafen)
Es müssen nicht immer Kreislaufbeschwerden sein, wenn ältere Menschen bei anhaltenter Hitze einen Arzt aufsuchen. Oft sind es ganz banale Anlässe. Man kann nicht mehr so gut sehen, hat müde Beine und heiße Füße oder kommt leicht ins Schwitzen.
So muss es dieser Tage auch den drei Seniorinnen gegangen sein, die mit der Straßenbahn ins Zentrum der Stadt fuhren. Sie saßen hinter mir und erzählten lautstark, weil sie erkennbar mit dem Hören Schwierigkeiten hatten, von ihren Krankheiten. Soweit ich verstehen konnte, stand es auch sonst mit ihrer Gesundheit nicht zum Besten. Deswegen steuerte auch jede eine jeweils eigene Arztpraxis in der Stadt an.
"Seit zwee Johr haw ich Zucker", sagte die erste. „Un ich wäß net, wu er herkumme is. Uff ämol war er do - ganz pletzlich. Awwer ich kann oich sache, moin Internischt, der hot´n voll im Griff. Alle vier Woche geh´ ich hie un lossen iwwerbriefe. Kennt er oich des vorstelle? Ke Sießichkoide meh, ke Praline, kenn Kuche, ke Schnäpsl un nix meh? Trotzdem, er kennt sicher soi, es kummt mer nix meh noi, do bin ich konsequent."
Da fragte die zweite: "Was macht´n doi Aacheoperation?“
"A na! Erscht kummt moi Herz draa. Solang des noch bibbert un Fisimatente macht, geht mer kenner an die Aache, des kennt er mer glawe".
Daraufhin holte sie aus ihrer Handtasche eine Schachtel mit Ampullen und zeigte sie den beiden mit der Bemerkung: "Die sinn fer moi Schilddries. Deswege muss mer de Dokter hoit widder eni dodevu gewe. Jeden Dach eni. Zehmol."
Da meinte die zweite, nachdem sie die Ampullen-Bezeichnung auf der Schachtel gelesen hatte:
"Ei die gibt mer moin Dokter aa. Ich hab beinoh zwanzich Johr Abfiermittel nemme misse. Alle megliche wie Darmol, Agiolax, usw. Ich hab jeden Dach Bekunistee un annere Tees getrunke, weil moi Tante immer gsacht hot, "Halt doin Darm rein, dann bleibscht immer gsund". Awwer uff ämol hot alles nix meh genitzt. ´S is äfach nimmi gange. Do hot mer moin Dokter die Spritze verschriwwe. Genau dieselwe wie die do.
"Un jetzt gehts widder?"
"Prima. Norre moi Fieß woll´n nimmi so wie ich will. Mol here, was de Dokter sacht?"
Nun meldete sich die dritte der Damen, die die ganze Zeit geschwiegen hatte, und sagte etwas schüchtern: "Ich griech nochher aa e Spritz vun moim Dokter. Gegges Schwitze. Er misst nämlich wisse, manchmol, so wie hoit, wu´s so häß is, laaft mer die Brieh vorne un hinne ´s Gräwel nunner."
Ehe sich die drei Seniorinnen voneinander verabschiedeten, sage die mit den Herz-, Augen- und Drüsenproblemen:
"A moi Schilddriesespritze, die henn jo aa noch e schweeßhemmende Wirkung. Des merk´ ich jetzt erscht, wu´s widder so schwiel is."
© Horst Ditz
So muss es dieser Tage auch den drei Seniorinnen gegangen sein, die mit der Straßenbahn ins Zentrum der Stadt fuhren. Sie saßen hinter mir und erzählten lautstark, weil sie erkennbar mit dem Hören Schwierigkeiten hatten, von ihren Krankheiten. Soweit ich verstehen konnte, stand es auch sonst mit ihrer Gesundheit nicht zum Besten. Deswegen steuerte auch jede eine jeweils eigene Arztpraxis in der Stadt an.
"Seit zwee Johr haw ich Zucker", sagte die erste. „Un ich wäß net, wu er herkumme is. Uff ämol war er do - ganz pletzlich. Awwer ich kann oich sache, moin Internischt, der hot´n voll im Griff. Alle vier Woche geh´ ich hie un lossen iwwerbriefe. Kennt er oich des vorstelle? Ke Sießichkoide meh, ke Praline, kenn Kuche, ke Schnäpsl un nix meh? Trotzdem, er kennt sicher soi, es kummt mer nix meh noi, do bin ich konsequent."
Da fragte die zweite: "Was macht´n doi Aacheoperation?“
"A na! Erscht kummt moi Herz draa. Solang des noch bibbert un Fisimatente macht, geht mer kenner an die Aache, des kennt er mer glawe".
Daraufhin holte sie aus ihrer Handtasche eine Schachtel mit Ampullen und zeigte sie den beiden mit der Bemerkung: "Die sinn fer moi Schilddries. Deswege muss mer de Dokter hoit widder eni dodevu gewe. Jeden Dach eni. Zehmol."
Da meinte die zweite, nachdem sie die Ampullen-Bezeichnung auf der Schachtel gelesen hatte:
"Ei die gibt mer moin Dokter aa. Ich hab beinoh zwanzich Johr Abfiermittel nemme misse. Alle megliche wie Darmol, Agiolax, usw. Ich hab jeden Dach Bekunistee un annere Tees getrunke, weil moi Tante immer gsacht hot, "Halt doin Darm rein, dann bleibscht immer gsund". Awwer uff ämol hot alles nix meh genitzt. ´S is äfach nimmi gange. Do hot mer moin Dokter die Spritze verschriwwe. Genau dieselwe wie die do.
"Un jetzt gehts widder?"
"Prima. Norre moi Fieß woll´n nimmi so wie ich will. Mol here, was de Dokter sacht?"
Nun meldete sich die dritte der Damen, die die ganze Zeit geschwiegen hatte, und sagte etwas schüchtern: "Ich griech nochher aa e Spritz vun moim Dokter. Gegges Schwitze. Er misst nämlich wisse, manchmol, so wie hoit, wu´s so häß is, laaft mer die Brieh vorne un hinne ´s Gräwel nunner."
Ehe sich die drei Seniorinnen voneinander verabschiedeten, sage die mit den Herz-, Augen- und Drüsenproblemen:
"A moi Schilddriesespritze, die henn jo aa noch e schweeßhemmende Wirkung. Des merk´ ich jetzt erscht, wu´s widder so schwiel is."
© Horst Ditz
Kommentare (5)
kolli †
Perfekt gehorcht und aufgeschrieben
ja, solche Texte muss man lieben.
nun ja: der mag es nurreal!
und der hingegen surreal!
Gruß kolli
ja, solche Texte muss man lieben.
nun ja: der mag es nurreal!
und der hingegen surreal!
Gruß kolli
guana
Schoener Artikel, vortrefflich geschildert
richtig aus dem Leben gegriffen, finde ich.
Herzlich
Guntram
richtig aus dem Leben gegriffen, finde ich.
Herzlich
Guntram
immergruen
Mannemer platt antworten, aber lesen und verstehen kann ich es gut.
Was für eine nette Begebenheit! Ei, so sind sie die Seniorinnen, eine übertrumpft die andere mit ihren Wehwehchen, ihren Arzterfahrungen und ihren Medikamenten. Da kommen die Männer nicht mit. Schließlich wollen die Frauen auch mal das Sagen haben und das haben sie eindeutig auf dem Gebiet ihrer Gebrechen.
Was für eine nette Begebenheit! Ei, so sind sie die Seniorinnen, eine übertrumpft die andere mit ihren Wehwehchen, ihren Arzterfahrungen und ihren Medikamenten. Da kommen die Männer nicht mit. Schließlich wollen die Frauen auch mal das Sagen haben und das haben sie eindeutig auf dem Gebiet ihrer Gebrechen.
Du hast Dein Erlebnis humorvoll, grandios im pfälzerischen Dialekt geschrieben. Bei Deiner Geschichte war ich bis zum Schluss gespannt darauf, zu erfahren, welche Krankheitsbilder noch ans Tageslicht treten würden.