Persönliche Zeit- und Personenbilder 1915 – 1981 Kapitel 14



Die Jugendfreunde Kurt und Elisabeth Nathan kommen auf Besuch


Von Santa Barbara in Kalifornien, wo sie heute ihre Residenz im Ruhestand haben, kamen Kurt und Elisabeth nun auf dem Umweg einer Mittelmeer-Kreuzfahrt mit der „Stefan Batory“ zu uns nach Oldenburg. Es war am 1. Ostertag, den ich seit meiner Bekanntschaft mit Goethe so liebte, dass ich sie, von London kommend, vom Bremer Flughafen abholte. Kurt zum ersten Mal seit 45 Jahren, diesem Ozean an Zeit, wieder in Deutschland! Das große Erlebnis wird mir unvergesslich bleiben, und ich brauche es nicht aufzuschreiben. Es ginge auch über allen Ausdruck. Eines Tages fuhren wir natürlich auch ins Land und zum Wald, meiner „grünen Herrlichkeit auf Erden“ mit der höchst originellen Hütte, wie sie meinten, und dem Teich dort, der meine Gäste als Parallele zu Henry Thoreau’s „Walden Pond“ sehr amüsierte. Durch weite Wälder ( für unsere Oldenburger Masstäbe ) fuhren wir alsdann nach Westerstede und hielten vor dem Haus Polak an. Es hatte angefangen zu regnen. Wir blieben im Wagen, verweilten aber wohl eine Stunde, so vertieft waren wir im Gespräch.1 (siehe Anhang)

Was Polaks anbetrifft, so wussten Kurt und Elisabeth noch gut über alles Bescheid, ja, sie hatten meine Geschichte für ihre Kinder und Freunde ins Englische übersetzt, wie sie mir jetzt eröffneten. Allerdings sei bei diesem Unternehmen noch etwas mehr im Spiel gewesen, denn er habe ja auch, sagte Kurt, seine frühen Vorfahren in Polen gehabt, und seinen „Roots“ nachzugehen sei durch das berühmte „Roots“-Buch von Alex Haley in Amerika richtig in Mode gekommen. Aus dem Grenzgebiet zwischen Polen und Litauen täten sie stammen, habe man in seinem Elterhaus erzählt, und so sei er wohl schon als Magdeburger Schüler an die Lektüre von Josef Conrad1 geraten, die ihn wiederum zum Seeverkehrs-Fach geführt habe.

1Josef Conrad Korzeniowski (1857 – 1924), Pole von Geburt und Kapitän auf englischen Handelsschiffen. Seine englisch geschriebenen Romane und Novellen berichten von Abenteuern und fernen Ländern und vom grausamen Spiel des Zufalls. Mit hochentwickelter Kunst der Stimmungsmalerei und Seelenenthüllung geben sie Einblick in unheimliche Tiefen der menschlichen Natur. ( Brockhaus 1936)

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