Oden an die Damen.
’Oden’ an die Damen.
Anthologie: Lyrische ‘Phantasien’.
1. Luftballon. (An eine Dame in Genf)
Ich möcht ich wär ein Luftballon,
himmelblau und nahtlos rund,
am dünnen, weissen Garn
an deinem feinen Handgelenke bebend,
auf der Höhe deines sixtinisch-klassisch Köpfchens,
das bedeckt mit dem so aufregend rötlich Haar,
auf dem Niveau deiner diamantenreinen Augen,
die, direkt den meinen gegenüber,
so freundlich forschend fragend
gross und erstaunend, tief in mein Inneres tauchen.
Hopsend, hüpfend begleit ich dich
auf deinem Bummel durch den Kirchweihplatz,
festgeknüpft an deiner zarten Hand
die so resolut das Schimmelpferdchen zügelt
das zum alten Walzertakt sich dreht,
und das Du so gefühlvoll streichelst.
Mich dies vor Eifersucht beinah zum Platzen brächte,
wenn nicht der leichte Luftzug,
der das Ende deines Rockes sanft zu heben wagt,
mir nicht schon den letzten Resten Atem nähmte.
Spiegelnd, spielend schreit ich mit dir
durch die zur Schau gestellten Stände
zum herausfordernd blau und weissen Lukas,
wo muskel-proz'ge junge Männer
nur ein kläglich Mittelmass erhämmern.
Für dich werd ich das gewichtig Objekt
unwiderstehlich in den weiten Himmel hissen,
das Lukas-Glöcklein in das Weltall schlenzen,
dass alle Glocken zwischen Dorf und Rom
bis in alle Ewigkeit für dich erklingen müssten.
Auf und ab gewiegt wird’ ich mit dir,
hochgedreht in steten, sicheren Schüben
an die Spitzet des riesig-roten Rades,
ungeduldig wartend auf den hohen Halt,
der keine Zeit gewährt aus erhab'ner Höh
das Geschehen auf der Wiese zu belächeln,
denn zu heiss ist mein Verlangen, zu günstig die Gelegenheit,
dir ein noch so flüchtig kurzes Küsschen zu entrauben,
träumend, dass eine kleine Prise deines rosa Rouges
an meinem so fragil-sensiblen Äusseren haften bleibt.
Trippelnd, tänzelnd tret ich mit dir
in das Zelt des tätowierten Typen,
den keine Stricke länger als für Minuten fesseln können.
Ein Prototyp geballter Kraft.
Den Du mit kuriosem Blick erstaunt bewunderst.
Könnte aus angeschwelltem Neid ihn in die Erde treten.
Für dich werd ich alle Banden bersten,
alle Gefängnistore türmen,
bombensichere Beton-Bunkerwände
zu Butterballen kneten.
Erregt erwartend setz ich mich mit dir
in die buntbemalten Wagen,
die knarrend in luftige Gefilde kriechen,
um sich mit voller Wucht in den Orbit der grossen Acht zu winden.
Ich halt dich fest, lass keine noch so gewalt'ge Macht
dir je ein Härchen krümmen.
Möge die Erde beben, die Gebirge biegen,
dir wird nichts geschehen, solang noch eine Milli-Atmosphäre Druck in meinem Inneren zu finden.
Zaudernd, zupfend zieht es mich mit dir,
auf einen Platz ganz nah der Bühne
des Gentlemans im magisch-zaubernden Zylinder,
wo bunte Bänder, weisse Täubchen erscheinen und verschwinden.
Tonnen von gebrannten Mandeln, Meere voll Champagner,
blaue Ferraris, vollblütiges Lipizzaner Gestüte,
dutzende von Dior-Boutiquen, Gold in Gelten,
Schlösser in Schweden, Paläste in Acapulco
sind bereit für dich meiner Wundertüte.
Ungeduldig, ungestüm erwartend, verschwind ich mit dir
in den Tunnel der gar nicht heil‘gen Geister,
deren grausig Anblick und Getue völlig ignorierend.
Die unmittelbare Nähe deiner rubens-reifen Weibssymbolen
ist zu mächtig, um nicht ein unersättlich Blick
in den Ausschnitt deines Kleids zu wagen.
Deine innerst-tiefsten Wünsche werd ich erahnen,
und dies zu jeder Zeit,
zärtlich dich beruhigen, glühend dich begehren,
die Sorgen dir vom Stirnchen küssen,
auf Fingerspitzen dich tragen ins Nirwana
der Glückseligkeit.
Munter plaudernd sitz ich zu Tisch mit dir,
einen langen Augenblick zu weilen.
Die Farbe der Zuckerwatte zwischen deinem Mund und mir
ist fast so pastellen rosa wie der feine Träger,
der jetzt so aufregend betörend unter deiner Bluse
ein ganz klein wenig über deine Schulter gleitet,
es mir wieder ins Bewusstsein bringend,
welch absolute Schönheit Du doch bist,
und warum all männlich Luftballone dieser Erde
um den Platz an deinem Finger streiten.
Die Zeit auf dem Rummelplatz der Illusionen geht zu Ende.
Ungewollt, den unausweichlichen Gesetzen folgend,
wird’ ich von deinem Handgelenk getrennt,
entweichen, entschweben, entschwinden,
übers Schwandenholz, Stadlerberg, Schwaderloh,
Schwarzwald, Skagargt, Spitzbergen's eisig Küsten,
vorbei am Mond, an Jupiter, an umbenannten Galaxien,
hin zum schwarzen Loch, wo dir ein leises, erlösend «Plapf!»
ein unendliches «Ich lieb dich» flüstern.
2. Erträumtes. (An eine Dame in Zürich 8)
Es wird wuchtig sein, das was das Orchester
spielen wird,
lebendig, leidenschaftlich.
Das meisterhafte Werk des grossen, ungezähmten Künstlers,
aufwühlend, phantastisch,
Die Farbe deines gekonnt gekämmten Schopfes
ist pechern-tiefschwarz, geschickt geknotet.
Der sich wippend an meine Schulter lehnt
wenn dein hübsches Köpfchen sich an die meiner dreht.
Der präzise Einsatz der Posaunen und Trompeten
bringen die graziösen Höhen deiner Brust ins Beben,
die vollen Formen unter deiner reizend transparenten Bluse
zucken tänzelnd, bringen mich ins Trudeln.
Im gedämpften Dunkel des Konzertsaals bringst Du meine Sinne
in Trance, ich bin schon beinahe am zerinnenen.
Unwiderstehlich verführst Du meine Hand, entlang der Seite
deiner perfekten Silhouette auf und ab zu gleiten,
Werde deine Seidenträgerbänder fühlen
werd unverlöschlich mich daran erglühen,
werd im finalen Paukenwirbel auf einem feurig Schimmel
mit dir reiten in den siebten aller Himmeln.
Es wird schick sein, das kleine Restaurant das wir jetzt besuchen.
Die Küche ist bekannt, bei Kennern, bei Künstler und Betuchten.
Vornehm, exklusiv, eines der Besten
wie die angeborene Anmut deiner Gesten.
Die Diamantenringe an Deinen Finger singen,
wenn dann die Champagnergläser klingen
Die exquisiten 'Fruits de mer' bringen deinen betörend getönten Mund in Rhythmen,
die mich verhungern lassen nach deinen feuchten Lippen,
Die 'Chateaubrillant' heiss wie deine
Jungmädchenwangen
mundet wie im Garten Eden, sind doch nur die Besten.
Das Blut in meinen Adern brodelt, wenn im Burgunderglas mich deine Fingerspitzen grüssen,
die schwarzen Schatten deines Spitzen BHs mich ins Delirium stürzen.
Es wird spät sein, doch wir haben Zeit,
geniessen voll und ganz die gebotene Herrlichkeit,
Diese Nacht kennt keinen Monat, kennt kein Jahr.
Das 'tac-tac' deines eleganten Schrittchens ist einfach wunderbar.
Unsere Bewegungen sind in Harmonie ,deine Hand bald in der meinen liegt,
wenn mein Arm behutsam sich um die so weiblich-weiche Wundertaille schmiegt.
Nicht der Wein, es sind deine aufregend spitzen Boutique Schuhe, die Art wie deine Hüften wippen,
die schon angeschlagene männlich Psyche völlig auseinandernehmen, sie aus der Balance kippen.
Der Nachtwind leicht dein Rocksaum hebt, der Anblick deiner Fesseln
lässt alles um und an mir erstarren, die Wirklichkeit vergessen.
im Aufzug bist Du mir so nah, die Fahrt ist viel kurz, wünsch doch sie würd erst in den Sternen enden.
Die Türe hinter uns sich schliesst, eine spontan-ungestüme Umarmung wellt mein Blut ins Wallen,
Deine Küsse mich überschwemmen, deine Formen dicht an mir mich in das Glück auf Erden senden.
Es ist so schön, wunderbar wie nie zuvor, das darf sich nie mehr ändern.
Deine Augen blitzen, deine Feen-Lider sich an die meinen kräuseln,
deine schwungvoll gezierten Lippen sich um meinen Nacken säuseln.
Deine feine Hand selbstbewusst, zielsicher meinem Arm entlang an meine Schulter klettert,
die meine unaufhaltbar in deine Bluse gleitet, sich auf den Träger deines BHs betten.
Die Samet-Knöpfe unter sanftem Druck sich öffnen, ich habe das Bis jetzt Unerreichbare vor mir.
Wir uns unweigerlich nähern, berühren, umarmen, uns betäuben in der Gier.
Getrieben von den immensen Energien der Gravitationen gigantischer Galaxien
übertrifft was folgen wird, die kühnsten Phantasien.
Unsere Körper schmelzen, erzittern, erleben duzende von wunderbarsten Höhepunkten,
Jeder Kubikzentimeter unserer Körper beginnt zu zucken.
Und unaussprechlich-erlösend, gewaltige Wogen milder Männerherrlichkeit in dir sich schäumen,
Ich mir nur doch das EINE wünschen, diesen Traum ewig und immer wieder zu erträumen.
3. Ersinntes. (An eine Dame in Zürich 7)
Du warst da, ein kleines Mädchen, das gespannt, beunruhigt, fast so etwas wie popernd auf
Sankt Niklaus wartend,
artig, geduldig, geziemt,
sauber, zierlich, gepflegt.
Dein schwarzes, kurzes Samtröcklein leicht hochgezogen, dein hübsches Köpfchen in deinen feinen Händen haltend.
Dein Blick leicht in die Ferne schweifend, wundernd wer erscheinen würde, wer über die
Schwelle stolpern wird:
Lustmolch, Protzer, Playboy in den Mid-live Jahre beben?
Was ist dies für ein ungewisser Typ, der sich an diesem warmen Wintertag in das verschlafene
Winzerdorf verirrt?
Ein unruhig Kribbeln lässt dein Busen sacht sich heben.
Er tritt ein, einem Schulinspektor gleich, prüfend seine Augen durch den blauen Dekor
der niedrigen Stube wandern.
Sicher, doch etwas zögernd,
gross, nicht unansprechend.
Du konntest es nicht sehen, doch sein Inneres sich kurz zusammenzieht, als seine Augen in
deren deiner Freundin landen,
brennend wünschend, dass DU die sein mögest, dass so sehnlich erhoffte weiblich Wesen, mit
dem natürlich-femininen Charme.
Ein Wimpergruss von dir bringt ein verloren Paradies zurück,
als sein Blick in deinem Engelhaar sich kräuselt, deine ergreifend-erregende Figur erglüht ihn
wie der geheizte Raum so warm
deine Gegenwart erküren ihn zu einem neuen Hans im Glück.
Du sitzest da, fast unbeweglich, von deinen Schulter rutscht das rückenfreie Kleidchen,
Deine zarte Haut erhellt den Raum,
anmutig, versuchend verführerisch,
Schneewitchenhaft verzaubernd.
Die Gläser füllen sich, leeren sich eher zögernd, die unverbindlich-banalen Worten zerrinnen
wie der Champagnerschaum.
Bestimmt sind seine Gesten, sein intensiver Blick an deinem spitzen-bestrumpften Wunderbein
entlang zu deinem Füsschen sinkt.
In Samt und Seide er Dich kleidet, als Dame sollst Du dich fühlen,
Dich zärtlich streicheln, Dich überall berühren, spielend in deinem verlangend-herrlich
feuchten Rosengarten zu er ertrinkt.
Zusammen könnten wir's erleben, wie noch nie würden wir's erspüren.
4. Erlebtes. (An zwei Damen in Endingen AG)
Endingen.
Ist dies das Ende eines Mikroaugenblickes in der Megamakrowelt der unerreichten,
unergründlich Märchen-Wunder?
Die Strasse kurvt,
der Motor brummt.
Das Bewusstsein des Mittelmannes ist erschmolzen in der Hitze der abstrakten Stube, seine
Psyche brennt wie Zunder.
Ein Wort von Lesben, eine zum gespannte, lange Sekunde dein Blick mit dem
seinen sich so intensive begegnen.
Absurd, in keinem Moment wär ein solch Idee ihm hochgekommen.
Möchte so gern tief dir in die Augen sehen, bestimmt beschützend seinen Arm um deine
zauberhaften Schulter legen.
Im Kopf drehts rund, der Körper erzittert, in der Seele bebts benommen.
Steinmaur.
Bist du aus Stein, Carrera-Marmor, purem Gold? Aus was besteht die trennend Mauer, die es abzutragen, zu stürzten, zu zerstören gilt?
Die Dörfer werden enger,
die S-Bahn saust vorbei.
Eine grosse Mauer wird es sein, die die geballte Ladung staut, von der ein noch so kleiner
Bruchteil den stärksten Mann ins Wanken bringt.
Bist du unantastbar, eingekapselt, eingesperrt, Sklavin einer immensen unbekannten,
unbeugbaren Macht?
Sein Intellekt auf Volldampf peitschen, alle Mittel würde er erproben,
all deine Fesseln sprengen, bombensicher Betonbunker zum Bersten bringen bis dir die
totale Freiheit lacht.
Hoffend auch nur ein kleinstes deiner echten Küsschen zu erobern.
Affoltern.
Affe? Alter Trottel? Unmöglicher Utopist? Unverbesserlicher Illusionist? Amateur-Prophet?
Tagträumender Phantast?
Der Laufschritt ist im Rhythmus,
der Puls schlägt schneller, ruhig.
Du bist bei ihm, der Gedanke an die zierlich kleine Frau im schwarzen Kleid verdrängt die so
lang aufgestaute Last.
Dich auf deinem Einkaufsbummel durch die Bahnhofstrasse eskortieren, dich in transparenter
Seidenbluse ins Konzert entführen,
das Trippeln deiner Boutique-Schuhen verhallen hören im barocken Raum,
mit dir in gepflegter Atmosphäre selbstgemachte 'Entrecote Marchand de vin' mit
auserlesenem Wein goutieren,
Dir DER Partner zu sein, nur dir zu gehören ist ein Traum.
5. Hexelein. (An eine Dame in Luzern)
Wann fing es an? Wie so geschen?
Bald nach dem Ur-Knall,
beim ersten Fest der Hexen-Feen
nach dem Sündenfall
wurde Dir diese geballte Erotik gebündelt,
geschenkt, gegeben.
Damit Du sie unwiderstehlich entzündest,
in allen deinen Leben.
Damit Du berauschend,
Dich präsentierst, so offen,
die Sinne verzauberst.
Voll hast Du getroffen!
Die Bilder sich folgen, werden schöner und besser,
unausfüllbar das Ersehnen.
Die durstend Psyche
wird entfesselt, besessen,
flutet das Blut durch die Venen.
Mit deinen Kontoren, den herrlichen Beinen
bringst Du alles und jedes
im Manne ins Wandern, ins Wallen, Ereifern.
Du unkritisches Wesen,
entstanden auf einem anderen Stern!
Bist Du wirklich wahr?
Möchte Dich kennenlernen so gern!
Sag: «Ich bin da!»
Das Album sich füllt, wird zum schönsten Buch der Erde.
Dein Bild den Raum erhellt.
Der aufkommende Traum doch Wirklichkeit werde!
Vergessen ist die Welt,
die Realität verbrennt, verglüht
bis auf den letzten kläglichen Rest.
Die Phantasie feurig Funken sprüht,
Illusionen beginnen ihr feurig Fest,
bringen das Glück,
ein grösseres es nicht gibt.
Will nie mehr zurück!
Mann, wie bist Du verliebt!
Es wurde Nacht, der Tag darnach dafür umso heller.
Ein Lichtermeer durchbricht
den Alltag, der Puls schlug schnell und schneller,
es war wie ein Gedicht
aus dem All, es war höchste Zeit!
Nicht hast Du verloren
von deinem weiblichen Reiz.
Du hast mich erkoren,
in deiner Schwerkraft zu sinken,
zu entschweben,
in Deinem Charme zu ertrinken,
wieder zu leben.
Dann der Augenblick, der Moment aller Momente!
Nach unendlich Warten,
das Angesicht-zu-Angesicht, das so lang Ersehnte.
Es nimmt den Atem!
Du bist so frühlingshaft, frisch,
dein Gesicht so jung, so nett,
deine Augen so mystisch
rätsel-grün wie dein Jackett,
forschend-fragend tief in mein Inneres dringen.
Es wird mir klar,
den Platz in deinem Herzen möcht ich erringen.
Du bist wunderbar!
Die Rolltreppe müsste viel länger sein und immerzu nur steigen
wenn Du nach mir Dich drehst,
über die Strasse, hoch zum Pilatus, durch die Planeten gleiten,
solang Du vor mir stehst.
Die Gläser klingen,
die Spargeln zergehen,
deine Worte, sie singen
im Dialekt, sie betören.
Die Atmosphäre wird warm, viel zu schnell vergeht
die Zeit mit dir,
die heiss ersehnte Frau ist nun nicht mehr fremd,
Du bist neben mir!
Der Bahnsteig wird zur Fifth Avenue, zur Champs Elysee
als Du an meiner Seite.
Was immer auch komme, durch alle denkbaren Odysseen
möcht ich Dich begleiten,
durch die prächtigsten Strassen, die schönsten Gassen
mit den besten Boutiquen,
wo die tüchtigsten Schneider Dir die Kostüme anpassen.
Die schönsten, exklusivsten,
Geschenke bereiten, vom Kopf bis Schuh,
möcht ich Dich verwöhnen,
mit Negligés, Strümpfe, Seiden-Dessous,
würdest Du mir gehören.
Der zehn Uhr Zug nach Zürich ist nie weggefahren.
Dein Blick hat ihn angekettet.
Blind geblendet vom Glanz in deinen Haaren
gibt's nichts mehr zu retten.
Die Explosivkraft deiner Silhouette
schleudert die Seele
in Galaxie Pirouetten,
jagt sie durch Meere,
durch Höllentür und Himmelspforte,
zurück, dahin wo ich Dich sah,
und hörte deine so lieben Worte:
«Schau mich nicht so an!»
6. Wirtin. (An eine Wirtin in Bern)
Madam la Patronne,
die Märzensonne
Ihre hübschen blonden Locken behutsam versilbert,
als, unbeachtet von Ihnen, an der Ecke der Theke der Mann,
als wär er für diese Begegnung hierher gepilgert,
die bewundernden Blicke nicht mehr wegwenden kann.
Sie spürten wohl kaum.
Die Pflicht ruft, er musste weiter, er ging nicht gern,
ging wie im Traum,
sich nur eines fragend: Wann bin ich wieder in Bern?
Frau Wirtin,
Sie irrten,
wohl bitter. Warum? Das wird sich weisen.
Sie waren traurig. Sie waren so schön.
Es war so einfach zu plaudern, zu bleiben,
sachte fragend in Ihre Augen zu sehn.
Sie blitzten so freundlich.
In Ihren Worten lag Melancholie,
das hörte ich deutlich.
Blieben wir lange beim 'Sie'?
Madame la Patronne,
die Stunden zerronnen
locker wie kleine Schneekristalle im Regen.
Es klingt fast wie im Märchen,
wenn Du erzählst aus dem Leben.
Nicht immer sangen die Lerchen.
Hätt noch so viel zu sagen, vieles bleibt vage.
Zu schön wär es zu bleiben,
schön war die Antwort auf die leise Frage:
«Darf ich dir mal schreiben?»
Frau Wirtin,
Du fasziniertest
mich. Du wirkst so betörend.
Bei den Komplimenten der seltenen Sorte,
lachst Du so herzlich, erlösend,
und strahlst wie eine Geburtstagstorte.
Verdient hast Du sie.
Können die wackeren stammen Mannen
von Bern denn dir
nicht auch aufmunternde Worte stammeln?
Madam la Patronne,
es musste so kommen,
sehr, sehr spät. Der Wein beginnt zu wirken.
Es ist schwer, das Spiel zu beenden.
Es ist so leicht, noch und noch eines zu trinken.
Es ist schwer, zu gehen, zu trennen.
Und wieder machst Du es wahr,
machst Ort und Zeit vergessen,
als ich frage, hoffend, spontan:
Kommst Du heut mit mir essen?
Frau Wirtin,
Du verwirrtest
die männliche Psyche. Die Dame an der Bar
der Pizzeria war mehr als klassisch.
Lächelnd wartend, attraktiv, ganz einfach rar:
selbstbewusst, stolz, phantastisch!
Ich danke dir für deine Zeit,
die Du bereit warst, mit mir zu teilen.
Gibst Du mir die Gelegenheit
dir mehr zu geben als diese paar Zeilen?
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