Noch ein Kurzkrimi


Doppelgrab

Nur wenige Insider kannten die Brüder Jan und Knut, wußten von deren dunklen Geschäften, lebten indirekt davon und hielten deshalb dicht. Allerdings wußten auch sie nicht alles, was die Brüder gemeinsam ausheckten und durchzogen. Denn die beiden agierten in der Drogenszene. Ein gefährliches Pflaster. Im oberen Teil der Drogen-Hierarchie angesiedelt, hatten sie natürlich ihre besonderen Verbindungen. die Kommunikation zwischen Ihnen und ihren "Geschäftspartnern" funktionierte nur verschlüsselt und über verschiedene Kanäle. So gut verschlüsselt, daß garantiert niemand dahinter kam.

So war ihnen die Lieferung einer größeren Menge allerfeinsten Stoffes angekündigt worden, verteilt auf mehrere Teillieferungen über verschiedene Wege. Jan und Knut koordinierten alle Transporte mit präziser Logistik. Details wußte niemand, aber es klappte, daß alle Lieferungen pünktlich ankamen. Bis auf eine. Dieser unfreiwillige Kurier hatte einen Unfall auf der Autobahn. Ohne Verletzte, aber mit Totalschaden. Nur Knut wußte, wer der Fahrer war und hatte ihn zu einer bestimmten Zeit erwartet.

Auf dem Schrottplatz des Abschleppdienstes packte der "Kurier" alles aus seinem Wrack in einen Leihwagen. Dabei fiel ihm auch ein Päckchen in die Hände, das er nicht kannte, und von dem er auch nichts wußte. Er nahm es trotzdem mit. Natürlich kam er erst mehrere Stunden nach der kalkulierten Zeit zu Hause an. Knut hatte inzwischen mehrmals mit verschiedenen Handys versucht, den Mann telefonisch zu Hause zu erreichen und wurde langsam nervös. Endlich erreichte er ihn, sprach von einer Verwechslung und er würde das Päckchen gleich abholen. Jetzt wurde der Mann neugierig und betrachtete das Päckchen genauer. Öffnen wollte er es sicherheitshalber nicht. Dafür informierte er aber die Polizei.
Knut war schneller da und wollte das Päckchrn holen. Der "Kurier" wollte ihn durch ein Gespräch aufhalten, denn er erwartete jeden Moment die Polizei. Knut ließ sich aber auf nichts ein, legte dem verdutzten Mann einen Hunderter auf den Tisch und verschwand mit dem Päckchen. Kaum aus dem Haus, hörte Knut das Signal der Polizei und sah das Blaulicht am anderen Ende der langen Straße. Seinen Blitzstart bemerkten die Beamten und verfolgten ihn. Immer schneller und riskanter jagten sie durch die Stadt, aber sie verloren Knut aus den Augen. Er war entkommen.

Für Knut war der "Kurierfahrer" aber jetzt eine große Gefahr, denn der hatte ihn ja gesehen. Der Mann mußte verschwinden. Und zwar schnell. Knut und Jan zogen sich Polizeiuniformen an und suchten den Mann am nächsten Tag auf. Jan ging als erstes zum Haus. Der Mann ließ ihn hinein und Jan schlug sofort zu. Dann kam auch Knut hinzu, und sie brachten den armen Mann um. Sie packten ihn in einen großen Plastiksack und schafften ihn im Auto erst einmal in ihre Garage. Das Haus des Mannes verschlossen sie ordentlich, so daß er eine zeitlang nicht vermißt würde.

Am nächsten Tag fand in einem kleinen Nachbardorf eine Beerdigung statt. In der Nacht fuhren Knut und Jan zu dem Friedhof. In harter Arbeit deckten sie das frische Grab ab und schaufelten die Erde bis zum Sarg heraus. Dann warfen sie den großen Sack hinein und schaufelten alles wieder zu. Die Kränze lagen danach zwar nicht mehr haargenau so darauf wie vorher, aber das fiel niemandem auf . . .

(Silberhaar)

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Kommentare (2)

Angelika71 Eine wirklich gelungene Geschichte. Mal sehen, ob mir evtl. eine Fortsetzung einfällt.
Tschüssi
Angelika
Schang Du hast da eine ganz tolle Geschichte geschrieben.
Gratuliere
Schang

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