Momentaufnahme
Wie in den letzten Tagen ging mein Blick vom Wohnzimmer hinaus in den Garten. Immer noch steht dort im Blumenkübel eine einzelne Osterglocke. Sie blüht bereits seit ca. 4 Wochen und jeder weiß, welchem Wetter dieses Blümchen im April ausgesetzt war - und das schutzlos.
Es hat gehagelt, stark gewindet und heftig geschauert, so sehr, dass ihr Köpfchen um 90° links sich dem Rosenstock zuneigte. Eigentlich rechnete ich damit, dass die Osterglocke brach. Weitere Schauer und starke Nordwestwinde hat sie überstanden als auch einige Nachtfröste; inzwischen ist sie nun in ein betagtes Alter gekommen. Kurz: das Blümchen blüht immer noch.
Als ich heute durch das Fenster auf die Blume schaute, wiegte sie sich stark im Wind hin und her und ich bewunderte es, wie sehr es in seiner Biegsamkeit dagegen hält und immer wieder gerade steht.
Wie ist es bei uns Menschen? Haben nicht auch wir so manchen Sturm überstanden? Gibt uns das Blümchen nicht auch ein Beispiel, nicht gleich bei jeder Bö, Sturm, Unbillen oder Unbequemlichkeiten (wie zum Beispiel jetzt in der Pandemie) in Jammern zu verfallen, nur weil wir zur Zeit unseren Weg wie gewohnt nicht gehen können?
Sicher, es gibt natürlich Ausnahmen, die so stark erwischt werden/wurden, dass Blumen brechen, aber sie auch dagegen halten, so entschlossen sie eben können.
®ieh
Kommentare (15)
@Tulpenbluete13
Liebe Angelika,
dafür ist das Foto sehr deutlich - alles gut. Ja, ich weiß, dass du in gewissen Dingen ähnlich denkst wie ich. Das konnte ich aus deinen vielen Beiträgen sehr klar herauslesen. Wir beide sind sicherlich auch nicht die Einzigen, die mit offenen Augen bewusst durchs Leben unseren Weg gehen.
Jedoch freut es mich sehr Menschen zu begegnen (und sei es nur visuell), die gerne hinter die Dinge schauen.
Meinen herzlichen Dank für deine Einbringung hier und sei ganz lieb aus dem Norden zu dir von
Ingrid
An alle Herzensgeber
Die Überraschung ist mir ins Gesicht geschrieben, so viele Gefall-Herzen erhalten zu haben. Ich danke euch allen sehr herzlich dafür und habe mich sehr gefreut.
Liebe Grüße von
Ingrid-indeed
liebe Ingrid,
Du hast diese Narzisse täglich beobachtet und bewundert wegen ihres Durchhaltevermögens, das zeigen Deine Gedanken sehr deutlich auf.
Deine Vergleiche dazu sind stimmig.
Mehr will ich dazu gar nicht schreiben, Du hast gute Worte gefunden
und Dankeschön sagt Dir mit lieben Grüßen
Luzie
@lillii
Liebe Luzie,
sagen wir es so: nicht täglich beobachtet, aber die letzten Tage ganz besonders aufmerksam. Sie ist die einzige Osterglocke, die immer noch blüht und ein starker Wind sie beutelt. Zeitweise sieht es aus wie ein Tanz. Allerdings haben ein paar Randblütenblätter schon gelitten. Es ist erstaunlich.
Ich denke, es ist viel gesagt worden zu diesem Blog und ich grüße dich sehr herzlich für deinen Besuch hier bei mir.
Ingrid
@Syrdal
Lieber Syrdal,
dieses Haiku werde ich mir zu den anderen legen. Mit entsprechendem Vermerk, dass es zu diesem Blog von dir entstanden ist.
Das Haiku setzt uns keine Grenzen unserer Impressionen und es inspiriert in vielfältiger Weise.
Einen ganz lieben Dank dafür und ich schicke dir herzliche Grüße aus dem Ostfriesland, wo es zur Zeit schauert und stürmt und sich die Osterglocke immer noch behauptet.
Ingrid
Liebe Ingrid,
In Deiner Erzählung passt sich die kleine Osterglocke erstaunlich flexibel den Naturkräften an...und überlebt. Und wie ist das jetzt bei den Menschen?
"Nur die Harten kommen in den Garten", sagte man früher.😊 In der heutigen Zeit spricht man wohl eher von Resilienz. Die Fähigkeit, auch schwere Lebenskrisen zu bewältigen.
Es ist eine Art Immunsystem der Seele. Man nimmt den Schmerz in einer schweren Lebenskrisen an, akzeptiert ihn, um sich dann den Herausforderungen mit aller Kraft zu stellen. Dazu gehören plötzliche Veränderungen, die manchmal eine große Flexibilität von der betroffenen Person verlangen. Menschen, die an sich selber glauben, Aktivitäten entwickeln und einen gesunden Optimismus besitzen, vielleicht sogar religiös sind, werden auch nach schweren Schicksalsschlägen damit leichter zur Normalität zurückfinden.
Auch die schlechte Zeiten gehören leider zu unserem Leben. Vielleicht sollte man deshalb in guten Zeiten versuchen viel Lebensfreude zu tanken, damit man diese Reserve später, wenn es mal weniger gut läuft, als Hoffnungs-Antrieb für die Zukunft nutzen kann.
Denn irgendwann scheint auch mal wieder die Sonne am Firmament.🌞 Ganz bestimmt!
Herzliche Grüße
Rosi65
@Rosi65
Liebe Rosi,
ich stimme dir zu. Du hast ausführlich deine Erkenntnisse und Erfahrungen zum Ausdruck gebracht.
Es ist doch überraschend, wie und wohin Gedanken inspiriert durch eine kleine Osterglocke, die den Wettern (immer noch) trotzt, führen.
Natürlich, man kann hier nur etwas anschneiden, denn zu vielfältig, zu sehr facettenreich ist Leben und zwar in vielerlei Richtungen.
Erfreulich ist jedoch, dass dich meine Zeilen angesprochen haben. Darüber freue ich mich und ich danke dir herzlich für deine Ausführungen, die unbedingt auch bereichernd sind.
Übers Leben nachzudenken kann man gar nicht müde werden - oder?
Liebe Grüße schicke ich dir aus Ostfriesland.
Ingrid
Liebe Ingrid,
ich glaube, wir Menschen machen unser ganzes Leben lang ewas, was man mit dem ersten Schritt eines kleinen Kindes vergleichen könnte. Ob wir das schaffen? Ob es nicht schmerzhaft wird? Ob wir dann wieder aufstehen können werden? Ob es uns dabei geholfen wird, und wie? Inwieweit selbständig müssen wir doch sein? Und - wie schmeckt der Erfolg?
Mutig geworden, oder erschrocken und unsicher, müssen wir dann noch vieles, vieles schaffen. Oft kann es echt schwierig sein, doch der Erfolg, der schmeckt sehr gut, und lässt an die künftigen Herausforderungen ohne große Angst denken.
Danke für deinen Eintrag, liebe Ingrid, den habe ich wie immer mit großem Interesse gelesen.
Mit Grüßen
Christine
@Christine62laechel
Liebe Christine,
wie recht du doch hast. Mir gefällt ganz besonders dein Satz: Und - wie schmeckt der Erfolg?
Ich verbinde damit in erster Linie, dass man abends sich abends im Spiegel in die eigenen Augen schauen kann.
Es gibt aber noch so sehr viel mehr. Traurigkeit kostet Kraft und Energie,
Verzagtheit kann die Courage schmälern und so weiter.
Du hast sehr schöne Gedanken hier mit eingebracht, die mir gefallen.
Dafür mein Dank an dich.
Liege Grüße zu dir von
Ingrid
Liebe Ingrid,
das ist eine rechte "Denkanstoss-Blume" und mit Roxannas Erlebnis mit der Möwe, die Ruhe behalten hatte, dachte ich an die vielen Menschen, die im Krieg flüchten mussten und allen "Wetter-bzw. Notlagen " stand halten mussten
Wahrscheinlich habt Ihr diese Blume mit besonderer Liebe eingepflanzt und ihr "alles" mitgegeben, dass auch sie so kräftig wurde und Euch so lange Freude bereiten konnte.
Ein Danke für diese schöne "Momentaufnahme"
mit lieben Gruß in den Norden
herzlichst🐞-Renate
@ladybird
Liebe Renate,
auch heute stürmt es hier recht kräftig und das Blümchen kämpft immer noch.
Ja, deine angeführten Zeiten waren sehr extrem in jeder Beziehung und gerade lese ich ein Buch, dessen Handlung ist, wasdie letzten Kriegsjahre mit den Menschen in Berlin gemacht hatten.
Zu entdecken und sich die Kraft aus der Natur ziehen, liebe Renate, konnten die Menschen auf der Flucht ganz sicher nicht. Da ging es ums nackte Überleben.
In dieser Pandemie geht es auch für einige Menschen ums nackte Überleben. Das ist mir wichtig, es niemals außer Acht zu lassen. Deshalb kann ich einige Menschen nicht verstehen, die anscheinend mit Scheuklappen durch die Welt ziehen.
Danke für deine eingebrachten Gedanken, die mich nachdenklich machen und für deinen Beitrag überhaupt.
Alles Liebe für dich und sei herzlich gegrüßt von
Ingrid
Ja, liebe Inrid, manchmal muss man schon staunen, was die Natur, in deinem Fall die Osterglocke alles aushalten kann. Ich glaube, dass hängt mit der Verwurzelung zusammen. Wer starke Wurzeln hat, tief verankert ist, den kann der Sturm oben noch so beuteln, er wird so schnell nicht umfallen. Diese Wurzeln müssen genährt werden von klein auf, wo das nicht geschieht, fehlt eben oft der Halt.
Ich hatte mal an der Nordsee ein Erlebnis mit einer Möwe. An dem Tag war starker Wellengang und die Möwe ließ sich auf dem Wasser schaukeln. Auf einmal kam ein richtiger Brecher, die Möwe flog nicht davon, sondern blieb sitzen, wurde hochgetragen und wieder nach unten geschaukelt. Das war für mich so ein Schlüsselerlebnis, das mir zeigte, wenn Ruhe bewahrt wird, dann gerät man nicht so schnell "unter Wasser". Ich weiß nicht, ob ich verständlich machen konnte, worum es mir ging.
Danke, liebe Ingrid für das Teilen dieser Momentaufnahme und herzliche Grüße
Brigitte
@Roxanna
Oh ja, liebe Brigitte, ich verstehe sehr gut dein Schlüsselerlebnis. Du hast meine Zeilen richtig erkannt und gedeutet.
Ich bin überzeugt davon, dass es viele Beispiele gibt, die man aus der Natur in seinen Lebensweg einbinden kann, bzw. übersetzen kann.
Es ist immer wieder schön, wenn wir uns die Muße nehmen können und realisieren, welchen Trost, Anleitung und auch Wegweisung der Gedanken und des Fühlens uns die Natur spendet. Es ist halt alles ein Geschenk.
Danke für deine Einlassung und sei lieb gegrüßt.
Ingrid
Liebe Ingrid,
ich habe gerade Deinen Artikel entdeckt und bin sehr erstaunt, da ich genau das gleiche erlebt habe....
Ich habe genau diese einzelnen Osterglocke die irgendwie in die Wiese gekommen ist und die vom Schnee niedergedrückt wurde...
und ich habe mich gefreut als sie wieder aufstand..
Und genau wie Du habe ich überlegt wie oft ich diese Situation schon in meinem Leben hatte:
Oft....sicher öfter als die Osterglocke...Aber wir (Du siehst ich beziehe Dich mit ein) sind immer wieder aufgestanden.....(wenn wir auch manchmal ein paar Federn gelassen haben...Entschuldige ich meine natürlich Blütenblätter.)
In diesem Sinne -danke für Dein standhaftes Blümchen und die Gedanken dazu. Ich schicke Dir das Pendent dazu..lach..
Lieben Gruß
Angelika
Entschuldige wenn es etwas groß geworden ist.