Man kannte doch die Obernullies



Man kannte doch die Obernullies

Vor langer Zeit 


Die alle waren immer zusammen. Es gab vier von denen, drei Maenner und eine Frau.  Sie parkten sich neben dem Hintertor des kleinen Werkes, das immer geschlossen war. Eigentlich war dies ganz in der Naehe des Kiosks, das Zigaretten, Bier, Zeitungen und andere Kleinigkeiten verkaufte.  Am Anfang des Monats standen sie oft neben dem Kiosk, weil sie ihre Arbeitslosengelder vom Arbeitsamt erhalten hatten.  Die Schulden des Vormonats wurden zum groessten Teil bezahlt und der Kioskbesitzer war entsprechend freundllich.  Als der Monat dann weiterging, aenderte sich die Szene allmaehlich. Etwa um die Monatsmitte waren sie suspekt und zu Monatsende waren die Dinge sehr problematisch. Ab und zu hatte der eine oder andere unter denen einen Tagesjob. Man wurde gleich bezahlt und sie hatten eine Party.

“Zusammen werden sie alle Nullies genannt. Du weisst doch was Null bedeutet. Vielleicht haben diese Leute ueberhaupt keinen Wert fuer einige von uns, sie haben Nullwert fuer uns und daher werden sie so genannt. Und der Grosse unter denen, der robust aussieht, der wird Obernullie genannt.“
“Die erschrecken mich ein wenig,” sagte ich.”

“Die sind ganz harmlos und geniessen ihre eigene Gesellschaft. Sie betteln nicht und sie stehlen auch nicht.  Und wenn ueberhaupt, haben sie einen einzigen Fehler,“ sagte meine Begleiterin.
“Und was ist der Fehler?” fragte ich.

“Die gehoeren nicht zu unserer Leistungsgesellschaft, die Leistung und Erfolg gleichsetzt. Und fuer mich ist das kaum ein Verbrechen. Nach unseren jetzigen Massstaeben sind fast fuenfzig Prozent sowie so nicht erfolgreich.”

“Ja, ja! Irgendwo in der indischen Philosophie wird behauptet, dass unsere ganze Welt von Null stammt.  Das muss eine wirklich riesige Null gewesen sein! Der groesste Obernullie von allen!”

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