Liebe im Internet

Liebe im Internet.
Witwenleid oder verpasste Gelegenheit?


„ Schluss ist`s mit dem Stricken von Socken!
Schluss ist`s mit dem alleine hocken!
Angeschafft wird nun ein Computer,“
sagte energisch der Sohn zur Mutter.

Neue Räume sind zu erschließen,
sämtliche Wunder zu genießen,
alles, was die visuelle Welt
des Internets zusammen hält,
kannst Du dann mit Muße ergründen:

„ Du musst nur Deine Trägheit überwinden!“

Wie befohlen, mit letzter Kraft,
wurde Mut samt Moneten zusammengerafft.
Zaghaft, mit üblicher Anfängerqual,
schaffte sie Eintritt in ein Seniorenportal.

Sie bekam ein Passwort und einen Nick,
Es war ganz einfach, mit einem Klick.
Sie vertrieb sich die Zeit, mit kleinen Geschichten
aus ihrem Leben, dem Alltag, Gedichte.

Eines Abends, sie fiel fast vom Rost,
ertönt es betörend : “ Sie haben Post. „
Er war ganz harmlos angefangen,
doch mit jeder Zeile stieg sein Verlangen.

„ Süße, Geliebte, Du Traum meiner Nacht,
fast hast Du mich um den Verstand gebracht.
Ich will von nun an nichts mehr versäumen,
an Deinem Busen gesund mich träumen;
des nachts und wenn es geht auch am Morgen,
will ich Dir zärtlichst Liebe besorgen. „

Er schickte per Video, ihre Augen wurden nass,
sein bestes Stück und das ziemlich krass.
Sie saß ganz still und dachte beklommen:
„ Konntest Du nicht einige Jahre früher kommen? “

Der selbe Sohn sagte empört mit Bocken:
„ Willst Du Deine Zeit mit Computern verzocken?
Mach` was Reelles, statt Männer zu beglücken,
Du solltest doch wieder Socken stricken !!!„

Sarahkatja