Legasthene sind oft Künstler ...

Autor: ehemaliges Mitglied

Freitags ab 22 Uhr seh' ich gern bei 3 nach 9 vom NDR rein, weil mich die Krimis oder Horrorfilme auf allen Kanälen einfach nicht interessieren! Heute gab es u. a. ein Interview eines Wiener Burg-Schauspielers, der aufgrund seiner Art seine Rollentexte zu lernen, eingeladen war.

Ich wurde schon stutzig, als ich die ersten Sätze des Moderators hörte: „... Sie lassen sich die zu lernenden Texte vorlesen …“ und die Antwort lautete: ... weil er sie nicht selbst lesen könne, wenn er sie lernen müsse!! Typische legasthene andere Wahrnehmung!!!

Mein Sohn ist selbst legasthen begabt, aber nur leicht, eben was das Lesen angeht. Als seinerzeit die ersten Hausaufgaben lauteten, einen Fibel-Text flüssig lesen zu üben, gelang das überhaupt nicht. Es fehlte ihm das Erkennen der Buchstaben sowie deren Serialität und Ordnung, in der Buchstaben ein Wort oder gar mehrere Worte einen Text ergeben. Das allerdings wusste ich damals nicht. Ich erfuhr es jetzt erst durch die Testung und das entsprechende Training, das mein Enkel erhielt (der inzwischen Bücher sogar Sinn erfassend allein liest!). Selbst für seine Meisterprüfung hat mein Sohn sich alle Texte zum Lernen damals von seiner Partnerin vorlesen lassen ...

Meinem I-Männchen las ich damals die halbe Seite Text – alles schön mit dem Finger jeweils geführt – vor. Es genügte, ihm diesen Text dreimal vorzulesen und er machte es selbstständig Wort für Wort nach, nicht, weil er doch plötzlich lesen konnte – nein, sein fotografisches Gedächtnis sowie sein Hören, einen einmal gehörten Text wortgetreu dauerhaft zu behalten – gaben ihm die Möglichkeit, den Text wörtlich zu wiederholen – als Erstklässler! – und auch anderntags in der Schule konnte er damit glänzen! Eine legasthene Begabung, die offensichtlich der o. g. Schauspieler für seinen exzellent dargebotenen Beruf ebenfalls nutzen konnte / kann.

Ein Beispiel, wie „dumm und lern-unfähig“ legasthene Kinder / Menschen sein sollen …

 


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Kommentare (2)

Syrdal


Diese Andersartigkeit in ihrem Wesen frühzeitig richtig zu erkennen und sogleich pädagogisch fundiert in die Weiterführung der Betroffenen einzugliedern, scheint in der Lehrerausbildung keine Rolle zu spielen…

...vermutet Syrdal

ehemaliges Mitglied

@Syrdal  
Damit hast Du vollkommen Recht, Syrdal! Und wenn man dann mitbekommt, dass eine Lehrperson sich in einem Workshop informiert hat, der-/diejenige danach aus dem Staunen nicht herauskommt, wie auch Lehrpesonen mit Betgroffenen umgehen, sie wieder in den Unterricht und aus ihrer Blockade herausholen können, kommt man von dem Gedanken nicht mehr los, warum das so sein muss, wie es läuft.

💖lichen Dank und Gruß

Uschi


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