Kopfkino
Fotografieren ist eigentlich leichter geworden. Gute Fotos zu machen, wird unterstützt von speziellen Aufnahmeprogrammen für Sport-, Langzeit-, Kunstlicht- und –Fotos mit scharfem Vorder- UND Hintergrund etc. Displayanzeige ermöglicht sofortige Korrektur, preiswerte Speicherkarten ersetzen teure Filmentwicklung, urlaubsmobile Fotografen bekommen Motive höchster Attraktivität vor die Linse.
Aber manchmal fällt es mir schwerer, ganz bewusst ein Foto zu machen. Dann fühle ich mich mit meinen Bildern total verloren in der großen weiten Welt der Fotomessen. Warum Fotos selbst noch machen, wenn man Tausende davon im Internet herunterladen kann, warum noch eine Rose „knipsen“, wenn es schon Millionen von Rosenfotos gibt? Warum die Strapazen einer Fernost-Reise auf sich nehmen, wenn eine Diashow mit sechs Projektoren in Überblendtechnik am nächsten Samstag im Kongresssaal gemütliches Betrachten ermöglicht?
Als ich vor Jahren aufs Land zog, beschloss ich, ein neues Kapitel der Fotografie für mich aufzuschlagen und begann mit Makroaufnahmen von Insekten.
Nach langem „Tüfteln“ entwickelte ich eine Kamera/Objektiv/Blitzlicht-Kombination, die es mir ermöglichte, kleine Tiere in einem Abstand von ca. 50 cm mit ausreichender Beleuchtung und Tiefenschärfe zu fotografieren, - aber auch NUR in dieser Entfernung, näher und weiter konnte ich nichts aufnehmen.
Bei meinem Streifzug durch die Wiesen des Münsterlandes entdeckte ich schließlich einen merkwürdigen, weißen Gegenstand, der, im steten Rhythmus auf und ab, im hohen Gras schwebte. Naiv wie ich war brauchte ich geraume Zeit, bis ich begriff, dass ich ein Liebespaar vor mir hatte, das in der warmen Mittagssonne keine Decke brauchte, um SEINEN PO zu verstecken.
Ich machte mich gaaanz heimlich aus dem Staub und wagte gar nicht daran zu denken, wie ich den Beiden hätte klarmachen können, dass ich ausschließlich Käfer und Raupen in 50 cm Abstand aufnehmen konnte.
Nach diesem Erlebnis aber wurde mir bewusst, dass Fotografieren nach wie vor eine sehr persönliche Sache ist, dass hinter vielen Bildern nicht nur das offensichtliche Motiv steht (etwa ein Käfer!!!), sondern auch das Wie und Wann und Wobei. Meine Insektenfotos hatten fortan immer den Hauch eines kleinen Abenteuers für mich. Trotz Massenware Foto sollte man sich die Zeit nehmen, mehr als nur das offensichtlich Abgebildete zu sehen oder zu erahnen. Vielleicht sollte auch die Fotonachbearbeitung am PC nicht ein neues Bild erzeugen, sondern lediglich das Markante im ursprünglichen Bild betonen oder hervorheben. Dann meint der Betrachter vielleicht, den süßen Geruch der Rose zu erkennen, die salzige Luft der See zu riechen oder das Rascheln des Herbstwindes in den trockenen Blättern des Baumes zu hören, er erahnt vielleicht die Anstrengungen des Fotografen bei der Bergtour oder macht sich ein Bild davon, was der Fotograf für ein Mensch sein könnte...
Mit dem Anspruch, ein solches "Kopfkino" in der heutigen Bilderflut entdecken und zulassen zu wollen, find´ich, muss man schon etwas länger hin(ein)schauen.
Aber manchmal fällt es mir schwerer, ganz bewusst ein Foto zu machen. Dann fühle ich mich mit meinen Bildern total verloren in der großen weiten Welt der Fotomessen. Warum Fotos selbst noch machen, wenn man Tausende davon im Internet herunterladen kann, warum noch eine Rose „knipsen“, wenn es schon Millionen von Rosenfotos gibt? Warum die Strapazen einer Fernost-Reise auf sich nehmen, wenn eine Diashow mit sechs Projektoren in Überblendtechnik am nächsten Samstag im Kongresssaal gemütliches Betrachten ermöglicht?
Als ich vor Jahren aufs Land zog, beschloss ich, ein neues Kapitel der Fotografie für mich aufzuschlagen und begann mit Makroaufnahmen von Insekten.
Nach langem „Tüfteln“ entwickelte ich eine Kamera/Objektiv/Blitzlicht-Kombination, die es mir ermöglichte, kleine Tiere in einem Abstand von ca. 50 cm mit ausreichender Beleuchtung und Tiefenschärfe zu fotografieren, - aber auch NUR in dieser Entfernung, näher und weiter konnte ich nichts aufnehmen.
Bei meinem Streifzug durch die Wiesen des Münsterlandes entdeckte ich schließlich einen merkwürdigen, weißen Gegenstand, der, im steten Rhythmus auf und ab, im hohen Gras schwebte. Naiv wie ich war brauchte ich geraume Zeit, bis ich begriff, dass ich ein Liebespaar vor mir hatte, das in der warmen Mittagssonne keine Decke brauchte, um SEINEN PO zu verstecken.
Ich machte mich gaaanz heimlich aus dem Staub und wagte gar nicht daran zu denken, wie ich den Beiden hätte klarmachen können, dass ich ausschließlich Käfer und Raupen in 50 cm Abstand aufnehmen konnte.
Nach diesem Erlebnis aber wurde mir bewusst, dass Fotografieren nach wie vor eine sehr persönliche Sache ist, dass hinter vielen Bildern nicht nur das offensichtliche Motiv steht (etwa ein Käfer!!!), sondern auch das Wie und Wann und Wobei. Meine Insektenfotos hatten fortan immer den Hauch eines kleinen Abenteuers für mich. Trotz Massenware Foto sollte man sich die Zeit nehmen, mehr als nur das offensichtlich Abgebildete zu sehen oder zu erahnen. Vielleicht sollte auch die Fotonachbearbeitung am PC nicht ein neues Bild erzeugen, sondern lediglich das Markante im ursprünglichen Bild betonen oder hervorheben. Dann meint der Betrachter vielleicht, den süßen Geruch der Rose zu erkennen, die salzige Luft der See zu riechen oder das Rascheln des Herbstwindes in den trockenen Blättern des Baumes zu hören, er erahnt vielleicht die Anstrengungen des Fotografen bei der Bergtour oder macht sich ein Bild davon, was der Fotograf für ein Mensch sein könnte...
Mit dem Anspruch, ein solches "Kopfkino" in der heutigen Bilderflut entdecken und zulassen zu wollen, find´ich, muss man schon etwas länger hin(ein)schauen.
Kommentare (6)
leuchtturmwaechter
Ich kenne da noch das suchthafte Verhalten, Situationen festhalten zu wollen/ müssen, bevor sie in den Slums des Nebenhirns versickern. Aber wer die Umwelt nur durch Blende 2,8 betrachtet, hat keine Zeit mehr, sie in diesem Augenblick zu genießen und aufzunehmen... ein kleiner aber gemeiner Teufelskreis...
meint
der Leuchtturmwächter
meint
der Leuchtturmwächter
adler
bin ich der Meinung, dass man Erinnerungen daran knüpft, einen bestimmten Moment, der einen dazu brachte, genau dieses Foto zu machen.
koala
Selbstgemachte Bilder halten Erinnerungen wach. Wie manches haette man nach so vielen Jahren vergessen, wenn man sich nicht von Zeit zu Zeit die Fotos anschauen wuerde.
ehemaliges Mitglied
...die Sintflut an Internetfotos kann niemals die persönlichen Bilder ersetzen. Du siehst Dein Objekt, hast persönliche Gedanken und Gefühle. Diese assoziierst Du später mit Deinen fertigen Bildern.
Ich finde das Fotografieren spannend und freue mich über festgehaltene Momente.
Ich finde das Fotografieren spannend und freue mich über festgehaltene Momente.
omaria
Genau so sehe und fotografiere ich auch...
Bei gleicher Motivauswahl, fallen die Fotos von meinem Mann und mir meistens sehr unterschiedlich aus - jeder hat halt einen anderen "fotografischen" Blick! Oft bin ich darüber amüsiert - manchmal erstaunt! Und trotz der Riesen(un)menge, die es an Fotos überall gibt, werde ich meine kleine Digi weiterhin betätigen, einfach, weil es Freude macht! LG Maria
Bei gleicher Motivauswahl, fallen die Fotos von meinem Mann und mir meistens sehr unterschiedlich aus - jeder hat halt einen anderen "fotografischen" Blick! Oft bin ich darüber amüsiert - manchmal erstaunt! Und trotz der Riesen(un)menge, die es an Fotos überall gibt, werde ich meine kleine Digi weiterhin betätigen, einfach, weil es Freude macht! LG Maria
Ich bin kein großer Künstler mit der Kamera, aber allein die Auswahl, wie ich ein Objekt aufnehme, ist für mich jedes Mal wieder ein sehr spannender Prozeß. Auch das Überwinden der eigenen Hast, das genaue Hinschauen wird geschult, bewußtes Erleben.
Das ist etwas anderes, als das einfache Draufballern, dass ich mit Jugendlichen im Schmetterlingshaus der Mainau erlebte.
Liebe Grüße Meli