Kleistpark, Kleiststraße


Ein Freitag im Herbst. Ein herbstliches Wetter, so mit Nebel uns vielleicht vorher gesagter Sonne. Nach dem Mittagessen.
Spatz hat für uns im ADAC-Handbuch etwas heraus gesucht, was wir wohl da und dort im Bus unbeachtet tangiert haben. „Kleist“ gerade mal in aller Munde, also steuern wir mal den Kleistpark an.

Also los. Wir fahren vom Plänterwald kommend durch bis Ostkreuz. Warum bis Ostkreuz, zum Südring genügt doch das Umsteigen in Treptower Park? In Treptow muss man Trepp-runter und wieder –rauf – in Ostkreuz, in der ominösen Baustelle, kann auf dem Bahnsteig nur zum Gegengleis wechseln, das spart Puste, kostet aber wenigstens zehn Minuten. Wir wollen bis Südkreuz fahren. Und so gehen wir gleich nach vorne, weil da in Südkreuz der Ausgang zur BVG-Bushaltestelle sein wird.

Die Ringbahn ist voll. Es ist Freitagnachmittag! Aber in Treptow gibt’s für uns Plätze. Es sind schon noch einige Stationen bis Südkreuz. Wenn wir rechts aus dem Fenster schauen, können wir über das weite Feld des aufgelassenen Flugplatzes Tempelhof blicken – vorbei seine Geschichte, noch ist kein endgültiger Plan gegeben, was und wie diese freie Fläche genutzt werden soll.

Die Rolltreppe in Südkreuz funktioniert, sie bringt uns hinunter zum Bus-Stopp. Wir können eigentlich jeden der hier anlegenden Busse benutzen – wir nehmen den 204, der hier startet. Spatz weiß relativ gut Bescheid, wie weit wir fahren wollen. Nicht einfach, den Fahrweg des Busses zu verfolgen, also nur auf die Anzeige und die Ansage während der Fahrt achten.

Wir landen an der Haltestelle Kleistpark auf der Potsdamer Straße. Der Weg zum Park führte uns an einem langgezogen Haus vorbei. Baustil der 1930er Jahre. Anscheinend leer. Firmen- oder Behördenschilder abmontiert.

Aber unser Ziel ist schon sichtbar: links die Kolonnaden, die zum Park führen. Wir wussten bisher nicht, was die Kolonnaden darstellten. Es sind die Königskolonnaden von 1780.
Wenn man durch die Säulenallee schaut, sieht man ein mächtiges Gebäude hinter einer parkähnlichen, ovalen Wiese. Was ist das für ein Gebäude? Wir lernen etwas via Wikipedia aus der Geschichte:

Königskolonnaden, Preußisches Kammergericht
Volksgerichtshof, Kontrollratsgebäude


»Im Jahr 1910 wurden die 1780 von Carl von Gontard geplanten und von der Berliner Steinmetzfirma Zeidler&Wimmel aus Sandstein erbauten Königskolonnaden von der Königsbrücke am Alexanderplatz an den Parkzugang Potsdamer Straße versetzt. Die umgesetzten Kolonnaden waren für das von 1909 bis 1913 im historisierenden Neobarockstil, an der Stelle der ehemaligen Glashäuser des botanischen Gartens, errichtete Preußische Kammergericht an der Westgrenze des Parks vorgesehen.
Vom August 1944 bis Januar 1945 tagte im Kammergericht auch der Volksgerichtshof. In dieser Zeit fanden unter anderem die von Roland Freisler geleiteten Schauprozesse gegen die Beteiligten des militärischen Widerstandes vom „20. Juli 1944“ statt.
Ab 1945 war das Haus Sitz des Alliierten Kontrollrats, in ihm wurde 1971 das Viermächteabkommen unterzeichnet. Als letzte alliierte Einrichtung blieb bis 1990 die Luftsicherheitszentrale der Alliierten in dem Gebäude. Nach der Wiedervereinigung wurde es in deutsche Verwaltung zurückgegeben.
Heute befindet sich dort das Berliner Kammergericht, der Verhandlungssaal kann von Gruppen nach Anmeldung besichtigt werden. Zugleich ist es seit 1992 Sitz des Berliner Verfassungsgerichtshofs und der Berliner Generalstaatsanwaltschaft.«

Wir wechseln seitlich vom Gebäude des Kammergerichts hinüber zur Eßholzstraße. Und weiter solle es zur Winterfeldstraße und zum Nollendorfplatz gehen. Uns fällt ein Gelände auf, das so grünlich angestrichene Stahlzaun-Elemente zeigt. Je näher wir kommen und dann auf einem Schild lesen können: „Spreewald-Grundschule“. Eine solche Schule mit Park-Elementen, ja Wege, Brücken und Fels-Formationen … und die Klassenzimmer unter einer großen, flachen Kuppel. Unwahrscheinlich! Wie mag das Lernen da wohl sein?!

Wir wandern weiter: ein Schaukasten vor einem seitab liegenden Gebäude weist uns auf das „Hans Wurst Nachfahren“-Puppentheater hin. Wieder etwas entdeckt, das wir einmal besuchen sollten.

Wir nähern uns der U-Bahn-Station „Nollendorfplatz“. Die Kuppel über dem Bahnhof sieht aus wie zu einer Moschee gehörig, das viereckige Gewölbe mit Laterne hat an seinen Ecken kleine Minarett ähnliche Türmchen. Eigenartig: auf der Hochbahn-Anlage gab es keinen Zugverkehr. Bauarbeiten! Und dafür bildete man aus den Linien 1 und 2 die Ersatzline 12, die hier aber nicht fährt. Was es so alles gibt?!

Wir kommen vorbei am Urania-Haus, in dessen Verglasung sich großflächig das Gegenüber spiegelt. Nur noch ein Katzensprung: da grüßt der Wittenbergplatz mit seinem so bekannten U-Bahn-Gebäude herüber, ach und da ist ja auch das Kaufhaus KaDeWe. So weit sind vorgedrungen?!

Spatz mahnt zur Umkehr. Zeit zum Heimfahren. Spatz war nach Plänterwald mit ihrem Wagen gekommen. Also fahren wir in der gleichen Weise mit Bus und S-Bahn zurück nach Plänterwald. Spatz fährt nach Johannisthal heim.
Eine reichliche Foto-Ausbeute.


ortwin







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Kommentare (2)

erafina
am Ende des Parks stand meine Schule, um die Ecke wohnten die Freundinnen, am Nollendorfplatz war die U-Bahn, mit der es in jede Richtung ging... Im kopf sind Bilder, vom Eisladen, einer Reinigung, wohin mich Muttern immer schickte und so Vieles andere.

Danke für die Reise in meine Kindheit.
Ich hätte die Tour gern mitgemacht.

erafina
ortwin Am 1.November um 15:30 Uhr gehen wir in das Urania: Ein Vortrag "Die Kaiserstadt Berlin - zwischen Reaktion und Moderne".
Da musste bei "Urania" mal rin kieken, da steht einiges drin, wat de villeich och noch nich kennen tust.

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