Kleine Fluchten
Siebzehn, eine Zahl, die eigentlich nichts Besonderes aufweist. Siebzehn. Na gut, beim »Black Jack« vielleicht ganz angebracht. Aber hier? Da wäre mir die Drei, oder auch die Vier bedeutend lieber. Aber was soll ich machen, etwa vor mich hin grummeln?
Das ist mir zu dumm, also setze ich mich brav auf einen der beiden freien Stühle.
Freie Stühle? Ach, ich vergaß, du weißt ja nicht, wo es mich heute früh hingetrieben hat, nicht? Möchtest du das wissen? Gar kein bißchen neugierig?
Doch ich sage dir, wo ich bin, es hätte ja keinen Sinn, es für mich zu behalten, dann wäre ja dieser ganze Schrieb für die Katz!
Also, damit deine Neugier befriedigt wird: ich sitze im Wartezimmer der Praxis eines Allgemeinmediziners! Warum? Na, du fragst aber, alte Menschen haben nun mal hier und da ihre kleinen Wehwehchen, von denen man doch gern wissen möchte, woher und warum und wieso.
Du nicht?
“Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist! “
Das war, so glaube ich, eine der Operettenmelodien, die mit der Zeit aus der Mode gekommen sind. Heute liebt man ja den »Sprechgesang« als unmelodiöse Verballhornung der menschlichen Stimme.
Ich bin also beim lieben Onkel Doc und warte, dass die sechzehn noch vor mir platzierten Mitmenschen ihre unbequemen Stühle freimachen und durch eine der beiden Türen verschwinden, um irgendwann mit einem leisen »Tschüss« durch die Ausgangstür das Weite zu suchen. Aber das kann dauern, denke ich so bei mir. Ich schaue mich um: Wo gibt es Lesestoff? Der kleine Tisch in der Mitte des Raumes lacht mich an. »Hier«, ruft er mir leise zu, »ich habe einiges für dich!« Hoch erfreut ob des freundlichen Angebots hebe ich meinen edlen Körper vom Stuhl und strebe diesem kleinen Tischchen zu. Wahrlich, eine erkleckliche Anzahl von bunten Blättern streckt sich mir da entgegen. Großformatige Überschriften recken sich empor.
Ich bin erstaunt.
»Schlafen Sie schlecht? Ein Ratgeber für gute Nachtruhe!«
Wird da eventuell ein Gute-Nacht-Liedchen geträllert?
»Ihre Bandscheibe macht Beschwerden? Wir zeigen Ihnen, wie Sie diesen aus dem Wege gehen!«
Donnerwetter was mache ich dann ohne dieselbe?
»Der Darm, Ihr wichtigstes Organ! Nur Mut, es gibt Hilfe! Ich zeige ihnen, wie!«
Aber bitte: Auf’s Klo geh ich schon gern allein!
»Wenn ›ES‹ nicht mehr so richtig klappt!
Nicht verzagen, Dr. Chiasis fragen«
Der gute Mann gibt Hilfestellung, in allen ’Lagen’. Vielleicht mit anschaulichen Beispielen? ?
Und da liegt noch ein anschauliches Blatt. Besonders dicke rote Lettern:
»Was Professor Dr.Majoran zur Krebsdiagnostik anmerkt: Rauchen Sie nicht, trinken Sie nicht, machen Sie keinerlei ›Spielchen‹, dadurch können Sie versuchen, der Krankheit zu entkommen!«
Na gut, vielleicht klappts ja dann - wenn nicht - er ist ja nicht verantwortlich …
Falsch, geht ja nicht, ist ja schon 50 Jahre raus!
»Raus« ist ein sehr guter Rat, macht’s gut, Freunde!
©by H.C.G.Lux
Das ist mir zu dumm, also setze ich mich brav auf einen der beiden freien Stühle.
Freie Stühle? Ach, ich vergaß, du weißt ja nicht, wo es mich heute früh hingetrieben hat, nicht? Möchtest du das wissen? Gar kein bißchen neugierig?
Doch ich sage dir, wo ich bin, es hätte ja keinen Sinn, es für mich zu behalten, dann wäre ja dieser ganze Schrieb für die Katz!
Also, damit deine Neugier befriedigt wird: ich sitze im Wartezimmer der Praxis eines Allgemeinmediziners! Warum? Na, du fragst aber, alte Menschen haben nun mal hier und da ihre kleinen Wehwehchen, von denen man doch gern wissen möchte, woher und warum und wieso.
Du nicht?
“Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist! “
Das war, so glaube ich, eine der Operettenmelodien, die mit der Zeit aus der Mode gekommen sind. Heute liebt man ja den »Sprechgesang« als unmelodiöse Verballhornung der menschlichen Stimme.
Ich bin also beim lieben Onkel Doc und warte, dass die sechzehn noch vor mir platzierten Mitmenschen ihre unbequemen Stühle freimachen und durch eine der beiden Türen verschwinden, um irgendwann mit einem leisen »Tschüss« durch die Ausgangstür das Weite zu suchen. Aber das kann dauern, denke ich so bei mir. Ich schaue mich um: Wo gibt es Lesestoff? Der kleine Tisch in der Mitte des Raumes lacht mich an. »Hier«, ruft er mir leise zu, »ich habe einiges für dich!« Hoch erfreut ob des freundlichen Angebots hebe ich meinen edlen Körper vom Stuhl und strebe diesem kleinen Tischchen zu. Wahrlich, eine erkleckliche Anzahl von bunten Blättern streckt sich mir da entgegen. Großformatige Überschriften recken sich empor.
Ich bin erstaunt.
»Schlafen Sie schlecht? Ein Ratgeber für gute Nachtruhe!«
Wird da eventuell ein Gute-Nacht-Liedchen geträllert?
»Ihre Bandscheibe macht Beschwerden? Wir zeigen Ihnen, wie Sie diesen aus dem Wege gehen!«
Donnerwetter was mache ich dann ohne dieselbe?
»Der Darm, Ihr wichtigstes Organ! Nur Mut, es gibt Hilfe! Ich zeige ihnen, wie!«
Aber bitte: Auf’s Klo geh ich schon gern allein!
»Wenn ›ES‹ nicht mehr so richtig klappt!
Nicht verzagen, Dr. Chiasis fragen«
Der gute Mann gibt Hilfestellung, in allen ’Lagen’. Vielleicht mit anschaulichen Beispielen? ?
Und da liegt noch ein anschauliches Blatt. Besonders dicke rote Lettern:
»Was Professor Dr.Majoran zur Krebsdiagnostik anmerkt: Rauchen Sie nicht, trinken Sie nicht, machen Sie keinerlei ›Spielchen‹, dadurch können Sie versuchen, der Krankheit zu entkommen!«
Na gut, vielleicht klappts ja dann - wenn nicht - er ist ja nicht verantwortlich …
***
Also, was tue ich hier? Allein vom Lesen all dieser Gesundheitspostillen spüre ich überall schon gewisse Beschwerden. Rechter Unterbauch, das kann nur der Appendix sein!Falsch, geht ja nicht, ist ja schon 50 Jahre raus!
»Raus« ist ein sehr guter Rat, macht’s gut, Freunde!
©by H.C.G.Lux
Kommentare (2)
Pan
much better, lieber Syrdal - Du siehst, ich bin auch wieder
geflüchtet!
Herrlichen Sonntag wünscht
Horst
Man halte sich so lang es geht,
von Wartezimmern fern,
denn wenn man erst da drinnen steht,
wird man bald durch die Mühl‘ gedreht -
wer hat denn so was gern?
Syrdal