... Für Kerzen kann es beides geben:
Ein langes, jahrelanges Leben,
ein kurzes, ein paar Stunden lang,
Aufflackern, Leuchten, Untergang.
... Da liegen sie vielleicht herum
im bunten Sammelsurium
geruhsam, ungestört, gemütlich,
behaglich, sorgenfrei und friedlich,
doch ohne Nutzen, ohne Sinn.
Gleichmäßig fließt das Leben hin.
Nichts ändert sich, es ist bequem,
sie bleiben schön wie ehedem,
langweilen sich, erstarren, dösen.
Wird irgendeiner sie erlösen?
Anscheinend will sie keiner haben.
Vergraben sind sie, fast begraben.
... Doch eine Kerze möchte brennen.
Darin kann sie sich selbst erkennen.
Sobald sie leuchtet, wärmt und raucht,
wird allen klar: Sie wird gebraucht.
Zwar schrumpft sie ständig dabei ein,
wird unansehnlich, schwach und klein.
Doch will sie sich nicht selber schonen,
Sie möchte sich für andre lohnen.
Nicht haben will sie, sondern geben,
ein Stück von sich, ihr ganzes Leben:
Sehnsüchte, Lachen, Herzlichkeit,
Bemühn, Versagen, Lust und Leid.
Sie fragt nicht: Werde ich geliebt?
Sie lebt, indem sie Leben gibt.
... Schon einer Kerze kann´s gelingen,
Licht in die Dunkelheit zu bringen,
und brennen mehrere zugleich,
dann ist es wie im Himmelreich.
Silesio

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Kommentare (1)

minu Wunderschön ist dieses Gedicht.
Emy

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