‘Industrieromane’ sind verstaendlicherweise eine Seltenheit.  Es gibt sehr wenige Beispiele.  Historisch betrachtet gehoert ‘Mary Barton’ von Elizabeth Gaskell zu dieser kurzlebigen Genre der viktorianischen Literatur unter der Bezeichnung Industrial Novel. Die wichtigsten Autoren dieser Gattung waren etwa Charles Kingsley, Frances Trollope, Charlotte Brontë, Benjamin Disraeli, Charles Dickens, and Elizabeth Gaskell. Fast alle Namen gehoeren dem Zeitalter der Industriellen Revolution in England. In diesem Sinne waren diese Romane eher soziale Romane als Industrieromane.

Auch im 20. Jahrhundert gab es fast keine Industrieromane.  Die ganz wichtige Ausnahme ist der Roman ‘The Goal’. Der Roman ‘The Goal’ ist ein management-orientierter Roman von Eliyahu M. Goldratt, der ein Business-Berater bekannt fuer seine Theorie der Einschraenkungen  war.  The Goal wurde erstmals in 1984 veroeffentlicht und ist in der Zwischenzeit revidiert und nochmals veroeffentlicht worden.

Eine andere Ausnahme erschien allerding  2004 in Indien.  Das war der Roman ‘The Works’ von dem Industriemanager  Prakash Chitale.  Ein Roman von ueber sieben hundert Seiten, der auch von verschiedenen indischen Management Instituten als Lektuere fuer ihre MBA –Studenten benutzt wird, ist bestimmt eine Seltenheit.   Nachdem er diesen monumentalen Roman in der Marathi Version gelesen hatte, schrieb der verstorbene Professor Gangadhar Gadgil,  selbst ein bekannter Marathi Schriftsteller und Erzaehler , in einem Privatschreiben an den Autor , “Ich habe Ihren 708-seiten grossen Roman  ‘Sthalantar Eka Karkhanyache’  von Ihrem Verlag dankend erhalten.   Ich habe nie geglaubt, dass jemand einen Roman ueber dieses Thema schreiben werde.    Fast alles in diesem Roman findet im Ausland statt.  Die meisten Charaktere des Romans sind auch Auslaender.  Und trotz dieser Tatsache haben Sie einen Roman ueber dieses Thema geschrieben.  Diese Tatsache hat mich beinah gezwungen, diesen Roman mit Interesse zu lesen.  Ein grossartiges technisches Geschehen, das hauptsaechlich im Ausland stattfindet, ist von Ihnen in einfacher Marathi erfasst worden, also etwas, was mein Lob verdient.   Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich dafuer, dass Sie diesen Roman geschrieben haben, der den Horzont des Marathi-Romans auf mehrfache Art und Weise ausweitet. 

Eine moderne Eisenschwammanlage mit einem Wert von fuenf hundert Millionen Mark,  gebaut im Jahre  1978, um das Erdgas und Eisenerz aus Norway auszunutzen, in dem industriell rueckstaendigsten Gebiet Norddeutschlands,  mit norwegischer Initiative und norwegischem Besitz und mit einem deutschen Verfahrenspatent, was spaeter im Besitz einer amerikanischen Korporation war,  mit finanziellen Buergschaften  der Provinzialregierung von Niedersachsen und der Bundesregierung  und mit Finanzierung durch eine deutsche Bank,  wurde bankrott innerhalb von  neun Monaten nach dem Anfang, weil sich die Erdgaspreise verdoppelten und weil es einen Jahresueberschuss von dreissig Millionen Tonnen Stahl in Europa gab.   Und dies geschah trotz vielseitiger Muehe, um das Werk zu retten, und dann gab es 200 mehr Arbeitslosen in Ostfriesland , das schon mehr als zwanzig Prozent Arbeitslosigkeit hatte. 

Sieben Jahre spaeter kaufte eine heraufkommende indische Reederei, die auf der Suche nach Projekten in Kernsektoren war,  und den Ueberschuss am Erdgas von Bombay High ausnutzen wollte, dieses nagelneue, jedoch second-hand Werk fuer einen  sehr kleinen Betrag.   Und jetzt wollten die Inder ihren grossen Fang mit nach Hause nehmen … etwa  7.000 Kilometer weg. 
Ein Eisenschwammwerk ueber 1.3x0.5 qkm mit eigener Kaianlage und mit einem Bruttogewicht von mehr als 20.000 Tonnen wurde in 27 Monaten systematisch demontiert, auf 7 Schiffen beladen und zu der indischen Westkueste transportiert, um dort wieder aufgebaut zu werden.  Kur z gesagt die ueberhaupt groesste Translokation eines Industriewerkes ueber Kontinente.

In Deutschland wurden die neuen Besitzer durch ihren Projekt koordinator  vertreten,  der ein  Neusprachler und Sprachlehrer mit gewisser Erfahrung in der indischen Industrie war.  Die Faszination dieses Mannes fuer ‘die groesste’ Translokation einer Industrieanlage ueber Kontinente hinweg  fuehrte zu einem Roman in zwei Sprachen , also im Englischen und in seiner Muttersprache Marathi. 
“Ein Muss-Lesen fuer jeden jetzigen und zukuenftigen Projektmanager”, sagt Dr Sandeep Bhattacharya, Director Operations von Aventis Pharma, “besonders weil hier einer schreibt, der das selber gemacht hat”.

Eine andere wichtige Fazette dieses Romans wurde von Professor Stefan Hajduk erfasst, als er schrieb: “Die Spannung zwischen den Sphären des Beruflichen und des Privaten wird immer wieder aufgehoben zu einer Verbindung im Menschlichen, aufblitzend im Esprit des prosaischen Managers und poetischen Liebhabers in Personalunion”.
 


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