Im Märzen der Bauer oder Mein Reichtum
Im Märzen der Bauer
Eine lyrische Erzählung
Es ist nicht die Nacht, die den Unrat in den Tag schwemmt, wenn er anbricht die Sonne hinter den östlichen Bergen heraufzubeschwören. Vielmehr entreißt mich der Gesang des Blutes in meinen Adern der Dunkelheit. Das Licht des Dinkels, das mir die Augen kühlt und dem Morgen die Feuchte abstreift, ehe es der Erde die Kälte nimmt, erweckt den neuen Tag. Die flammende Sonne im Frühlingspunkt weißt meiner Seele eine Spur ohne Stimme – verheißt Honig mir in fernem Land. Alles Zittern, Tränen und Vergessen sind wie flüchtiger Sand in meinen Händen - der Schleier weißer Astern nur noch ein vergessener Traum, schwarz im Sterben geblieben bis auf einen letzten Rest des vergehenden Moders.
Unermesslich anschwellend erheben sich Blüten über die Zeit wie flüchtiger Regen nie gesungener Lieder. Der Klang des Frühlings betört mein Erwachen, verdrängt meine Furcht vor den entrissenen Pferden des Winters und führt mein Leben aus blutigen Flüssigkeiten auf den Weg in lange währende Jahre voll Freude und Hoffnung. Angebrochen ist die Zeit, der sich weitenden Tage.
Wenn ich die rotbraun gescheckte „Lydia“ und die fahlgelbe „Bless“ aus der traurigen Gruft der Wintermonate befreie, sie herausführe unter die Sonne und sie an den Wagen spanne, ist März, ist Frühling. Wie der Schaum kalter Schrecken haben vereinzelt Schnee und kleine Eismulden auf dem Moos der Hügel über dem Wasser der kurzen Tage den harten Winter überstanden und widerstehen nun in trotzigem Zorn der Sonne, die sich unbeirrt als Herrin gebärdet. Drunten in den Tälern setzen blauviolette Krokuskelche erste Farbtupfer auf graugrüne Leinwände, noch ehe sich diese farbige Frühlingskleider schneidern. Schmale Steinhalden, von Wachholdersträuchern überwuchert, erzählen von dem kargen Erdreich unter meinen Füßen. Die Dinge kehren wieder an ihren Platz: die Steine und das Feuer des Lebens, die Wurzeln und Blüten, der Sand und der Morgen des ersten Sonnentages der flüchtenden Zeit.
Schwaden weißer Morgennebel legen sich über Wasser und Wiesen, über Äcker und Wälder und ich fahre - als läge ein Traum vom Küssen wärmend um meine Seele geschwungen - mit den dampfenden Tieren ein erstes Mal hinaus auf Wiesen und Kleeäcker. Kleine, verharschte Schneereste zieren die Wege, über die ich mit meinen Kühen – hinweg über einen oder zwei Hügel – zu meinen Feldern ziehe.
Das schüttere Haar der Kleeäcker, die zerschlissene Kleider tragen, ist rostbraun gefärbt und bis zu seinen Wurzeln untergetaucht im Lehm hoffenden Lebens.
Ich reche Strohreste zusammen, die von der Spätjahres-Düngung übrig geblieben und die unter der Schneedecke der Verrottung widerstanden haben. Meine Hände suchen nach der verblichenen Zeit, die, wie es scheint, gleich einem Hochzeits-Schleier nur einen Tag währte, im Atem winterlicher Winde. Wie ein Eroberer bin ich gekommen, um den ewig währenden Küssen der Natur nachzuspüren.
Indessen warten „Lydia“ und „Bless“ geduldig auf Veränderung – wiederkäuend und sich mit den Schwänzen von den ersten lästigen Plagen befreiend. Von Zeit zu Zeit halte ich inne, berede mich mit den zerborstenen Dingen, stemme meinen Leib gegen den heftigen Höhenwind und sauge wie ein nach Überleben Atmender den rettenden Duft ein des aufbrechenden Bodens, der sich würzig mir auf die Zunge legt. Ich erlausche mit befreitem Herzen der Vögel Gesänge, die aus den nahen Waldstücken herüberhallen.
Der freie Atem überwindet den flackernden Horizont meines Blutes und lässt mich heraustreten aus der eingefrorenen Enge winterlichen Rastens. Ich spüre mit allen Sinnen den unkontrollierbaren Überfall meiner Gefühle, das fröhliche Erwachen der Natur; erlebe, wie die nackten Hügel dabei sind sich ein farbiges Kleid überzustreifen, wie es kein Meister schöner anfertigen kann.
Die Wärme der Frühlingssonne dringt mir wohltuend unter die entblößte Haut und durch mein Aderngeflecht in Magen und Gedärm. Harmonie und Zufriedenheit erfassen meinen Körper als erwüchsen mir Rosenstöcke aus fiebrigem Blut. Ich weiß mich eingebunden in die Großartigkeit der dinglichen Welt. Obgleich ich aus der Natur herausgeworfen, bin ich dieser nahe genug geblieben.
Wenn das Abendlied der Glocken meiner Heimatkirche hinter den Hügelketten den Angelus besingt, breche ich auf und kehre im mein Dorf zurück.
Dann bin ich reicher geworden.
Eine lyrische Erzählung
Es ist nicht die Nacht, die den Unrat in den Tag schwemmt, wenn er anbricht die Sonne hinter den östlichen Bergen heraufzubeschwören. Vielmehr entreißt mich der Gesang des Blutes in meinen Adern der Dunkelheit. Das Licht des Dinkels, das mir die Augen kühlt und dem Morgen die Feuchte abstreift, ehe es der Erde die Kälte nimmt, erweckt den neuen Tag. Die flammende Sonne im Frühlingspunkt weißt meiner Seele eine Spur ohne Stimme – verheißt Honig mir in fernem Land. Alles Zittern, Tränen und Vergessen sind wie flüchtiger Sand in meinen Händen - der Schleier weißer Astern nur noch ein vergessener Traum, schwarz im Sterben geblieben bis auf einen letzten Rest des vergehenden Moders.
Unermesslich anschwellend erheben sich Blüten über die Zeit wie flüchtiger Regen nie gesungener Lieder. Der Klang des Frühlings betört mein Erwachen, verdrängt meine Furcht vor den entrissenen Pferden des Winters und führt mein Leben aus blutigen Flüssigkeiten auf den Weg in lange währende Jahre voll Freude und Hoffnung. Angebrochen ist die Zeit, der sich weitenden Tage.
Wenn ich die rotbraun gescheckte „Lydia“ und die fahlgelbe „Bless“ aus der traurigen Gruft der Wintermonate befreie, sie herausführe unter die Sonne und sie an den Wagen spanne, ist März, ist Frühling. Wie der Schaum kalter Schrecken haben vereinzelt Schnee und kleine Eismulden auf dem Moos der Hügel über dem Wasser der kurzen Tage den harten Winter überstanden und widerstehen nun in trotzigem Zorn der Sonne, die sich unbeirrt als Herrin gebärdet. Drunten in den Tälern setzen blauviolette Krokuskelche erste Farbtupfer auf graugrüne Leinwände, noch ehe sich diese farbige Frühlingskleider schneidern. Schmale Steinhalden, von Wachholdersträuchern überwuchert, erzählen von dem kargen Erdreich unter meinen Füßen. Die Dinge kehren wieder an ihren Platz: die Steine und das Feuer des Lebens, die Wurzeln und Blüten, der Sand und der Morgen des ersten Sonnentages der flüchtenden Zeit.
Schwaden weißer Morgennebel legen sich über Wasser und Wiesen, über Äcker und Wälder und ich fahre - als läge ein Traum vom Küssen wärmend um meine Seele geschwungen - mit den dampfenden Tieren ein erstes Mal hinaus auf Wiesen und Kleeäcker. Kleine, verharschte Schneereste zieren die Wege, über die ich mit meinen Kühen – hinweg über einen oder zwei Hügel – zu meinen Feldern ziehe.
Das schüttere Haar der Kleeäcker, die zerschlissene Kleider tragen, ist rostbraun gefärbt und bis zu seinen Wurzeln untergetaucht im Lehm hoffenden Lebens.
Ich reche Strohreste zusammen, die von der Spätjahres-Düngung übrig geblieben und die unter der Schneedecke der Verrottung widerstanden haben. Meine Hände suchen nach der verblichenen Zeit, die, wie es scheint, gleich einem Hochzeits-Schleier nur einen Tag währte, im Atem winterlicher Winde. Wie ein Eroberer bin ich gekommen, um den ewig währenden Küssen der Natur nachzuspüren.
Indessen warten „Lydia“ und „Bless“ geduldig auf Veränderung – wiederkäuend und sich mit den Schwänzen von den ersten lästigen Plagen befreiend. Von Zeit zu Zeit halte ich inne, berede mich mit den zerborstenen Dingen, stemme meinen Leib gegen den heftigen Höhenwind und sauge wie ein nach Überleben Atmender den rettenden Duft ein des aufbrechenden Bodens, der sich würzig mir auf die Zunge legt. Ich erlausche mit befreitem Herzen der Vögel Gesänge, die aus den nahen Waldstücken herüberhallen.
Der freie Atem überwindet den flackernden Horizont meines Blutes und lässt mich heraustreten aus der eingefrorenen Enge winterlichen Rastens. Ich spüre mit allen Sinnen den unkontrollierbaren Überfall meiner Gefühle, das fröhliche Erwachen der Natur; erlebe, wie die nackten Hügel dabei sind sich ein farbiges Kleid überzustreifen, wie es kein Meister schöner anfertigen kann.
Die Wärme der Frühlingssonne dringt mir wohltuend unter die entblößte Haut und durch mein Aderngeflecht in Magen und Gedärm. Harmonie und Zufriedenheit erfassen meinen Körper als erwüchsen mir Rosenstöcke aus fiebrigem Blut. Ich weiß mich eingebunden in die Großartigkeit der dinglichen Welt. Obgleich ich aus der Natur herausgeworfen, bin ich dieser nahe genug geblieben.
Wenn das Abendlied der Glocken meiner Heimatkirche hinter den Hügelketten den Angelus besingt, breche ich auf und kehre im mein Dorf zurück.
Dann bin ich reicher geworden.
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