Hinz + Kunz - zufriedene Gefangene
Trotz aller Dementis: Der Untertan ist DER Phänotyp unter den Bürgern. Oft wird behauptet, Untertan und Obrigkeit seien Phänomene vergangener Zeiten. Aber das ist eine Schutzbehauptung - Untertan und Obrigkeit leben wie dunnemals.
Willige Untertanen, ich nenne sie Hinz + Kunz, eine Mehrheit, meinen, sie agierten aus sich heraus. Dabei reagieren sie nur in einem Spiel, von dessen Spielleitern und von deren Spielregeln sie nichts wissen und auch nichts wissen wollen. Sie sind in einer selbst verschuldeten Unmündigkeit, sind zufriedene Gefangene in einem Schattenreich (vgl. Platons Höhlengleichnis, Linktipp), in ihrem Gefängnis, aus dem sie partout nicht raus wollen. Ein psychologischer Mechanismus ist das. Die Angst vor der Freiheit hält sie im geliebten Verlies, ohne dass es einer nennenswerten Anzahl von Wärtern bedarf.
Roberto Casati hat das wunderbar beschrieben in seinem Buch 'Die Entdeckung des Schattens' (Berlin Verlag, Berlin, 2001). Ein Auszug daraus (S. 9 f.):
[...]
Wir betreten einen Gang, der uns unter die Erde führt. In einem schwach beleuchteten Saal sind die Teilnehmer an einem Experiment versammelt. Von frühester Jugend an waren sie hier unten gefangen und wurden über die Vorgänge in der Außenwelt im Dunklen gelassen. Um ganz sicher zu gehen, sind sie in eiserne Fessel eingeschmiedet. Aus der Nähe erkennen wir, dass die Art ihrer Fesselung sie sogar daran hindert, einander zu sehen, und sie zwingt, alle in dieselbe Richtung zu blicken. Ihre einzige Zerstreuung [...] ist eine merkwürdige Vorführung dort, wohin alle Blicke gerichtet sind. Die Probanden wissen nicht, dass sie sich in einer außergewöhnlichen Lage befinden, sie leben seit vielen Jahren mit diesem Anblick und hatten nie die Möglichkeit, etwas anderes zu sehen. Man erklärt uns, bis dato sei das Experiment gelungen: Die Gefangenen sind überzeugt, die Vorführung sei die einzige existierende Wirklichkeit und die Darsteller deren einzige Bewohner. [...] Wir erfahren, dass sich die Versuchsleiter eine überaus raffinierte Inszenierung ausgedacht haben. Die Darsteller sind nämlich keine Menschen aus Fleisch und Blut die über eine Stimme und einen Willen verfügen, sondern bewegte Statuen, in Gang gesetzt von einer Dienerschar, die verborgen in einem Laufgraben hinter einem Mäuerchen hin und her eilt. Und damit nicht genug: ie Gefangenen sehen auch die Statuen nicht, denn das Mäuerchen, über dem sich die Statuen bewegen, befindet sich nicht vor, sondern hinter den Gefangenen. Ein Feuer sorgt dafür, dass die Statuen einen Schatten an die Wand gegenüber werfen, dieselbe, auf die alle Gefangenen gezwungenermaßen starren.
Seit jeher sehen sie nichts als ein Schattentheater, und deshalb ist ihr Geist unendlich weit von der wirklichen Welt entfernt. [...]
[...]
--
Wolfgang
Meine Blog(s)...
Diederich Heßling, der Untertan, Fortsetzung
Diederich Heßling, der Untertan
Linktipp(s)...
http://de.wikipedia.org/wiki/Höhlengleichnis
Willige Untertanen, ich nenne sie Hinz + Kunz, eine Mehrheit, meinen, sie agierten aus sich heraus. Dabei reagieren sie nur in einem Spiel, von dessen Spielleitern und von deren Spielregeln sie nichts wissen und auch nichts wissen wollen. Sie sind in einer selbst verschuldeten Unmündigkeit, sind zufriedene Gefangene in einem Schattenreich (vgl. Platons Höhlengleichnis, Linktipp), in ihrem Gefängnis, aus dem sie partout nicht raus wollen. Ein psychologischer Mechanismus ist das. Die Angst vor der Freiheit hält sie im geliebten Verlies, ohne dass es einer nennenswerten Anzahl von Wärtern bedarf.
Roberto Casati hat das wunderbar beschrieben in seinem Buch 'Die Entdeckung des Schattens' (Berlin Verlag, Berlin, 2001). Ein Auszug daraus (S. 9 f.):
[...]
Wir betreten einen Gang, der uns unter die Erde führt. In einem schwach beleuchteten Saal sind die Teilnehmer an einem Experiment versammelt. Von frühester Jugend an waren sie hier unten gefangen und wurden über die Vorgänge in der Außenwelt im Dunklen gelassen. Um ganz sicher zu gehen, sind sie in eiserne Fessel eingeschmiedet. Aus der Nähe erkennen wir, dass die Art ihrer Fesselung sie sogar daran hindert, einander zu sehen, und sie zwingt, alle in dieselbe Richtung zu blicken. Ihre einzige Zerstreuung [...] ist eine merkwürdige Vorführung dort, wohin alle Blicke gerichtet sind. Die Probanden wissen nicht, dass sie sich in einer außergewöhnlichen Lage befinden, sie leben seit vielen Jahren mit diesem Anblick und hatten nie die Möglichkeit, etwas anderes zu sehen. Man erklärt uns, bis dato sei das Experiment gelungen: Die Gefangenen sind überzeugt, die Vorführung sei die einzige existierende Wirklichkeit und die Darsteller deren einzige Bewohner. [...] Wir erfahren, dass sich die Versuchsleiter eine überaus raffinierte Inszenierung ausgedacht haben. Die Darsteller sind nämlich keine Menschen aus Fleisch und Blut die über eine Stimme und einen Willen verfügen, sondern bewegte Statuen, in Gang gesetzt von einer Dienerschar, die verborgen in einem Laufgraben hinter einem Mäuerchen hin und her eilt. Und damit nicht genug: ie Gefangenen sehen auch die Statuen nicht, denn das Mäuerchen, über dem sich die Statuen bewegen, befindet sich nicht vor, sondern hinter den Gefangenen. Ein Feuer sorgt dafür, dass die Statuen einen Schatten an die Wand gegenüber werfen, dieselbe, auf die alle Gefangenen gezwungenermaßen starren.
Seit jeher sehen sie nichts als ein Schattentheater, und deshalb ist ihr Geist unendlich weit von der wirklichen Welt entfernt. [...]
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Wolfgang
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http://de.wikipedia.org/wiki/Höhlengleichnis
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