Vor einigen Jahren hatten wir Besuch aus Deutschland.
Wir sind alle mit Begeisterung stundenlang an unserer Bucht entlang gewandert.
Da ging’s ueber ganz schmale Pfade, durch Gestruepp und Mangroven.
Bei Ebbe sind wir barfuss weit ins Watt hinaus marschiert.
Das Wasser kommt und geht ganz langsam. Man braucht keine Angst zu haben, dass man von der Flut ‘ueberrascht’ wird.

An einem Nachmittag spazierte ich mit meiner Nichte, damals 14 Jahre alt, durch den Park, vorbei am Kinderspielplatz und an der Skateboardbahn setzten wir uns auf eine Bank und schauten den Jugendlichen zu. Wir sahen eine aeltere Frau, die leere Limoflaschen aufhob und in die Muelltonne warf. Wir gruessten sie und meine Nichte lobte sie, dass sie den Muell von anderen aufhob und in die Tonne warf.

Sie setzte sich zu uns und wir kamen ins Gespraech. Sie meinte, man muss den Kindern vorleben, was gut und schlecht ist.
Sie erzaehlte, wie z.B. die Kangaru-Eltern und die anderen in der Herde ihren heranwachsenden Kindern zeigen was sie essen duerfen und was giftig ist. Sie lehren sie, in der Gemeinschaft zu leben und auf den Einzelnen Ruecksicht zu nehmen. Nur in der Gemeinschaft koennen sie in ihrer Freiheit in der Natur ueberleben.

Meine Nichte bekam bei ihrer Erzaehlung ganz leuchtende Augen.
Sie sagte, ihr waren schon vorher die vielen Abfalltonnen, die man ueberall vorfand und die Sauberkeit der Anlagen und der Strassenraender aufgefallen.
Sie erzaehlte, dass in der Gegend in Deutschland wo sie wohnte, die Natur anscheinend als Muellentsorger angesehen wuerde.

Etwas abseits der Hauptstrasse zum Nachbarort sei ein aphaltierter Fussgaengerweg. Seine Seiten sind dekoriert mit ausgedienten Haushaltsgegenstaende und was es sonst noch zu entsorgen gibt. Man haelt sich nicht an die Vorschrift wie Sperrmuell entsorgt werden soll, sondern man nimmt sich ‘die Freiheit’ zu entsorgen, wo und wie man will.

Hatte sich das in den wenigen Jahren, nachdem wir umgezogen sind, so sehr veraendert?

Im letzten Jahr war ich hier bei der Dorfversammlung. Dort treffen sich Mitglieder von Neighbourwatching (Nachbarschafts-Aufpassen) Residents and Friends (Leute die die Belange des Ortes vertreten) der Ortsbuergermeister, Lehrer und Schueler, hauptsaechlich der oberen Klassen, also 16 Jahre und aelter und ein Vertreter der Polizei.

Zur Diskussion standen unter anderem, ob die Polizei auch weiterhin einmal im Monat in der Halle in unserem Dorf im Wechsel einen Kino-Abend und einen Disko-Abend fuer Kinder und Jugendliche abhalten sollen.

Dann kam das naechste Thema zur Sprache.

Hinter unserem Haus wird ein grosses Stueck vom Busch von den Anliegern gepflegt. Es gibt schmale Spazierwege bis hin zum Billabong (aborigenes fuer Wasserloch) Alles wirkt wie ein grosser Wildpark.
Es wurde kritisiert, dass die Kinder mit ihren Kindermotorbikes mit viel Krach neuerdings nicht mehr den schmalen Fusswegen im Busch folgen, sondern kreuz und quer durch die Natur fahren. Dadurch werden viele kleine Straeucher zerstoert, die zum Teil in Eigeninitiative dort gepflanzt wurden, und die Tiere werden gestoert und verscheucht, die dort ihren Lebensraum und ihre Brutplaetze haben.

Und die Verunreinigung der Strassen, hauptsaechlich zum Wochenende, durch Abfall von McDonald, Buerger-King und leeren Getraenkedosen.

Fazit der diesbezueglichen Dikussion, man beansprucht die ‘Freiheit’seinen Muell dort zu entsorgen, wo es einem passt und dort zu fahren, wo es einem Spass macht.

Freiheit, von jedem erwuenscht, oft unter vielen Opfern erreicht, ist in seiner Auslegung recht unterschiedlich und hat fuer jeden einen anderen Sinn.

koala/Australien

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Kommentare (5)

koala Hoffmann & Hoffmann sangen "Entflogen".
Das Lied und der Gedanke an "Ueber den Wolken" von Reinhard Mey,
laesst einen total 'entschweben'.
koala
koala Es freut mich zu lesen, dass der Rheinauenpark am Tag danach erfreulich sauber war.
Deutschland ist meine Heimat. Ich habe so schoene Erinnerungen. Da macht es einen traurig, wenn man von negativen Sachen wie 'freie Muellentsorgung' hoert und liest.
Gruess mir den Rhein, der ja zur Zeit an grosser Wassernot leidet.
Liebe Gruesse
Anita/Australien
Juxman Hallo Anita, um die halbe Erde herum muss eine 14jährige erleben wie man das Zusammenleben gestalten kann. Gott sei dank gibt es auch bei uns Orte wo die Gemeinschaft gepflegt wird. Gestern Abend war bei uns " RHEIN IN FLAMMEN" im Rheinauenpark zigtausende von Menschen. Heute Vormittag bin ich mit dem Rad durch die Wiesen gefahren und war erstaunt über die Sauberkeit der Anlagen. Ich habe mich gefreut zu sehen wie junge Menschen ihre Abfälle in Beuteln mit zum Auto nahmen. Wenns nur immer so wäre. Vielen dank für deine hübsche erzählung. Liebe Grüße, Heiner.
koala Hoffmann & Hoffmann sangen in - Entflogen -
"Ueber den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein..."
und auf der Rueckseite der Single singen sie "Ruecksicht"
Aber heute ist die Freiheit ueber den Wolken auch nicht mehr das, was sie einmal war.
Es wird gefaehrlich dort oben. Man muss dauernd dem Weltall-Muell ausweichen.
Und der nimmt keine 'Ruecksicht', der rennt einen glatt um.
LG Anita
finchen Über den Wolken muß die Freiheit ganz wunderbar sein....
aber nicht bei der Müllentsorgung !
Die Defination von Freiheit kann sehr verschieden ausgelegt werden.
Und wo es Freiheit gibt, muß man auch soziale Grundregeln einhalten.
Und wer sich nicht daran hält, kann nur geistig minderbemittelt sein.
Es lebe die Freiheit. Und alle die, die in Knechtschaft lebten.
Liebe Grüße
Dein Moni-Finchen

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