Erinnerungen an den Zug nach dem Krieg


Erinnerungen an den Zug oder Reichsbahn nach dem Krieg.

1945 war nun das ersehnte Ende des Krieges. Alles war
ausgebombt und zerstört auch die Züge. Im Herbst begann meine Lehre als Sprechstundenhilfe in Frankfurt, wo es noch Monate danach nach der ausgebrannten Stadt roch.
Überall war Armut und Not, Auch die Züge sahen nicht mehr als Züge aus..
Es gab keine Fenster , keine Heizung , die Sitzplätze liessen zu wünschen übrig.
Unsere Fahrkarten waren Wochen u. Monatskarten.
Wir nannten den ersten Morgenzug, den Arbeiterzug, weil alle Leute damit auf die Arbeit fuhren.
Da so langsam im Leben wieder alles anlief, und sich normalisierte ,so öffneten auch die Schulen wieder ihre Pforten, die bis hier her alle noch geschlossen waren,., So fuhren viele Jugendlichen am frühen Morgen in die Schulen. .
In Idstein eröffnete man wieder eine Bauschule, in Limburg waren Schulen für Lehrlinge ,Handelsschule. usw.-
So strömten am Morgen um 6 Uhr viele junge Leute zum Bahnhof.
Ich war mal gerade 17 Jahre alt, und durch den Krieg nicht die stärkste.
Als wir in den Zug eingestiegen waren, kam der Schaffner und schloss die Zugtür mit einem lauten Aufprall. Zu dritt sassen wir auf einer kaputten Bank, Gegenüber sassen wieder 3 Jugendliche,
Es war stockdunkel. . Die Fenster waren mit Brettern zugenagelt.







Wenn die Stimmen uns nicht gegenseitig bekannt gewesen wären, so hätten wir uns nicht erkannt. So konnten wir uns wenigstens unterhalten. Durch die Bretter zog der kalte Herbstwind .Von einer Woche zur anderen wurde es ungemütlicher und kälter..
Einer unserer Idsteiner Studenten ,kam auf die Idee eine Wolldecke mitzubringen.
Wolldecken waren eine Rarität.
Im dunklen legten wir 6 uns gemeinsam die Decke über die Beine.
.. Glücklich hatten wir dann wenigstens warme Beine und Füsse. .
Wie oft blieb der Zug auf gerader Strecke stehen. Ein Schaffner musste die Lock stochen oder heizen mit Bennmaterial.. Dampfend ,
schnaufend ,langsam fuhr der Zug wieder an. .
Diese Aufenthalte waren bis Frankfurt einige male. So kamen wir auch nie pünktlich an Ort und Stelle an.
Jeder wusste, dass es eben noch Nachkriegszeit und Vieles noch provisorisch…war.
Schlimm wurde es im Winter,
Die Lok war so schwach, dass sie den Schnee und die kleine Anhöhe bei Niedernhausen kaum schaffte.
Verspätung in Limburg war für uns an der Tagesordnung.
Da noch nicht viele Züge fuhren, so mussten wir oft frierend sehr lange auf den nächsten Anschluss warten.
Einige Monate vergingen,- Die Franzosen zogen im Westerwald als Besatzung ein.
In Limburg waren die Amerikaner, und in der Mitte der Bahnstrecke bei Nentershausen/Görgeshausen wurde die Grenze zur Kontrolle eröffnet.
Jeder von uns musste einen Pass beantragen, um in die andere Zone fahren zu können. Dieser Aufenthalt bei Nentershausen, kostete uns viel Zeit. .Alles untersuchte man, jede Tasche , jede Mappe,
Es war immer aufregend, bis der Zug im Dunkeln wieder zum Rollen kam..An manchen Tagen brachte der Eine oder Andere mal ein Butterbrot mit. Natürlich wurde dann geteilt. Das Teilen war in der armen Zeit an der Tagesordnung. So bekam ich mal eine Tomate mitgebracht, Diese kannte ich nicht ,woher sollte ich an Tomaten kommen ?? Ich hatte ein Bluse an, die aus altem weissen Stoff genäht war. Stolz war ich, so eine Bluse besitzen zu dürfen. –
Aber oh je, in der Dämmerung des Zuges bekam ich ein Fleck mit Tomatensaft auf diese Bluse.. Beim Aussteigen in Frankfurt sah ich bei Tageslicht was mir passiert war .Da es ja keine Seife gab, so ging der Fleck nie mehr raus. Das war für mich eine sehr traurige Sache.




< < < < < Das war einmal…..


Und eines Tages fuhr ein Zug vor, und siehe da, es wurde Licht. --
Tageslicht, Fenster waren drin. Grosse Freude und Staunen ,das wir nicht mehr im dunklen sitzen mussten. Aber mit Wärme hatte sich noch nichts geändert. Es zog auf jeden Fall nicht mehr so, wie bei dem Bretterverschlag.
Ein kleiner Fortschritt in der armen Nachkriegszeit..
Einige Jahre fuhr ich zwischen Frankfurt und Montabaur hin und her.
Von Jahr zu Jahr besserte sich auch der Handel und Wandel,es ging aufwärts, ,
Man konnte dies und das wieder frei ohne Bezugscheine kaufen,
Es gab wärmere Kleidung, und das frieren im Zug hatte ein Ende.
Brennmaterial sorgte auch für die Wärme im Zug. Welch ein grosses Glück keine kalten Fusse mehr zu bekommen, Mit der Zeit hatten wir alle Frostfusse ,durch die Kälte- und die Schuhe ,die ja nicht wasserdicht waren. Die Frostfüsse machten uns noch Jahre danach sehr zu schaffen.
So haben wir heute alle, jeder nach seiner Art und Erfahrung die Zeit nach dem Krieg nicht vergessen.
Besondere Erinnerung an den dunklen kalten Kriegszug steckt noch tief in uns drin.!



















Bilder vom neuen ICE Bahnhof




















Und wie ist es heute?
Die Zeit des ICE-Zuges brachte uns eine neue moderne schnelle Zeit.
Wo ich früher 1945 ca 6—7 Stunden bis Frankfurt im Zug sass, so braucht man heute in einem gemütlichen gepolsterten , warmen ICE –Zug gerade mal eine gute halbe Stunde.


Unser alter Bahnhof
heute nur noch eine Erinnerung an früher , hat ausgedient.
.


Der ICE öffnet uns alle Türen, um in kurzer Zeit in die weiteste Ferne zu reisen. Die Welt steht uns offen.
Ein grosser, moderne Bahnhof öffnet uns den Weitblick in die ganze Welt.
So können die Jahre, uns--- und --die Welt verändern, Ruth Frink Jhr.1928

Weltstädtisch:
Der ICE Bahnhof Montabaur

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