Erinnerungen 3: Weihnachtszeit etwa 1946/47


Die Adventszeit war eigentlich eine dunkle Zeit, so lange Nächte und nur wenige Stunden Tag, der meist auch noch getrübt war durch verhangenem Himmel,Nebel,Schnee oder Regen.Obwohl, der Schnee war noch ein willkommener Lichtblick. Da konnten wir uns von daheim fortstehlen und draußen vergnügen. Außerdem war Adventszeit Fastenzeit mit weniger Essen, Fastenspeisen,für uns Kinder keine Süßigkeiten, denn Plätzchen wurden zwar gebacken ,aber kaum aus dem Ofen, auch schon in Schachteln gepackt und versteckt. Die gab es erst ab Hl. Abend.
Dazu wurden uns viele schaurige Geschichten erzählt von dunklen, bösen Gestalten, die in dieser Adventszeit "umgingen"und darauf achteten, dass die Kinder sich brav und folgsam verhielten:da war z. B.der Thamma(hl. Thomas) mit m Hamma (Hammer), die Knecht Ruprechte mit dem Nikolaus oder die Luzier (hl. Lucia ) mit dem Messer.Auch vor der wilden Jagd ,die vor allem zwischen Weihnachten und dem Neujahr über den Himmel dahinpreschte musste man sich in Acht nehmen.
Da ist es nur zu verständlich, wenn wir Kinder den Hl. Abend herbeisehnten.
Und endlich war er da.Bis Mittag um 12 Uhr war noch strenger Fasttag. Darum gab es an diesem Tag erst dann Mittagessen, obwohl sonst das Jahr über 11 Uhr Mittagszeit war.
Am Nachmittag arbeiteten Vater und meine Brüder nicht mehr in der Werkstatt und auch der Laden (wir hatten ein kleines "kolonialwaren"-geschäft) war einmal zugesperrt.
Die Buben werkelten an der Krippe,denn die Beleuchtung machte meistens Schwierigkeiten.
Am Abend  freuten wir uns auf die Würstchen ,das Sauerkraut und den Kartoffelbrei (ogriahrde Erpfe "hieß der bei uns).Das war unser traditionelles HL. Abend-essen.
Nun stieg die Erwartung und Spannung.Mama war verschwunden. Wir Kinder mussten noch Geschirr spülen,die Stube aufräumen,kehren.Danach befahl uns Vater den Rosenkranz zu beten.Die Großen mussten dabei auf dem Boden knien, wir Kleinen durften sitzen.Das Beten war nicht sehr andächtig, denn mit einem Ohr horchten wir darauf ob nicht bald das Glöckchen läutete.
Und endlich, endlich bimmelte es ganz leise.Wir stürmten die Treppe hinauf in das Elternschlafzimmer.
Und staunten.
Da stand der Christbaum und leuchtete und strahlte mit vielen brennenden  und flackernden Kerzen.Ganz stumm standen wir zunächst. Dann sangen alle zusammen, sogar unsere "Männer" sangen mit:O du fröhliche..., stille Nacht... ihr Kinderlein kommet.
Erst dann suchte jeder unterm Christbaum nach seinem Geschenk,die ja recht bescheiden ausfielen: gestrickte Socke, Pullover vielleicht, Nacht- oder neue Unterwäsche, was man halt so brauchte.eventuell sogar ein kleiner Teddybär für Valentin,unsern jüngsten Bruder.Das was ich jedes Jahr vergeblich suchte, war ein Buch.Denn ich las von Anfang an furchtbar gerne.Aber niemand schenkte mir ein Buch.

In der Stube kamen dann die Plätzchen auf den Tisch, dazu gab es Gühwein oder Punsch (mehr Tee ).Kurz vor 11Uhr "(23.00) machten wir uns auf den Weg in die Kirche zur Christmette.

Es war einfach, aber schön wars trotzdem.Und alle waren zufrieden.


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Kommentare (3)

Luiserl

Lieber Manfred, danke für deinen Kommentar.
Das mit den " Supergescheiten" war nicht zynisch gemeint.Ich glaube nämlich wirklich, dass in diesem ST sehr viele kluge Leute im Blog oder im Forum schreiben.Und da hab ich schon ein bisschen Bammel vor einer Blamage.
Ich kann halt mit dem Medium Laptop/ Computer überhaupt nicht umgehen.Es ist immer Glücksache , wenn ich etwas finde.Mein Medium wäre "Richtig-Briefeschreiben".
Also nichts für ungut .Ein recht frohes Weihnachtsfest wünsche ich und ein gesundes, normales neues Jahr. Herzliche Grüße    Luise

Manfred36

@Luiserl  
Für deiine guten Wünsche bedanke ich mich recht herzlich und erwidere sie in gleicher Weise
Manfred

Manfred36

Auch wenn du mich jetzt als "Supergescheiten" ansehen solltest, ich habe die Advente und Weihnachten anders erlebt als du. Aber trotzdem so, dass ich mich mit Freuden daran erinnere. Vater war noch lange in russischer Gefangenshaft und wir hatten keine Nachricht. Großeltern im Haus gestorben. Mutter strickte mit der Maschine für den ganzen kleinen Ort, in dem es auch noch keine Kirche gab. Einige Anwärter für Gestricktes standen noch an Heiligabend Schlange und wir Kinder halfen Mutter schon tatkräftig. Unsere Kindergeschenke für unter den Weihnachtsbaum hatten wir sellber in der alten Werkstatt meines Großvaters gebastelt. Aber Gestricktes bekamen wir, weil einige Abnehmer auch mit Wolle bezahlten. Und schwarze Salbe, um sie auf die Frostbeulen an die in Holzschuhen steckenden Füße  zu schmieren. Aber wir waren trotz allem fröhlich und sangen viele Weihnachtslieder aus Omas alten Büchern.


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