einst, zu meiner Kinderzeit..


So allmählich löste der Herbst die schöne Sommerzeit ab,
und hier hielt diese Jahreszeit eine Palette von Betätigungsmöglichkeiten für uns Kinder parat.
Der Herbstwind fegte über die Stoppelfelder und da war das * Drachensteigen * angesagt.
Ein regelrechter Wettbewerb erfolgte, wer hat den schönsten Drachen
( mit den einfachsten Mitteln) gebastelt, wessen Drachen flog am weitesten und höchsten.Da gab es die abenteuerlichsten Fluggeräte, der Kauf eines Drachens war finanziell nicht möglich und wäre gegen den Ehrenkodex der Jungens gewesen.

Dann kam die Zeit des ** Glühnischen Mannes** Runkelrüben, im Westerwälder Jargon ** RUMMELN** genannt, wurden ausgehöhlt,mit einem Kerzchen ausgestattet, sahen sie mit den geschnitzten Gesichtszügen sehr abenteuerlich aus und sollten Schrecken verbreiten,wenn man von Haus zu Haus zog und diese Monster an die Fensterscheiben hielt.
Wie harmlos waren doch diese Streiche gemessen an der heutigen Praxis des von Amerika importierten Halloween
So ähnlich war unser harmloses Gespenst..
Und dann gab es ja die Erntezeit von Äpfeln,Birnen, Nüssen usw.
Da hatten wir ein reichliches Betätigungsfeld….
Kartoffelfeuerchen waren auf den abgeernteten Feldern angesagt und in den beissenden Rauch vermischte sich der Duft der im Feuer gerösteten Kartoffeln…
An den langen Herbst-abenden kamen auch wieder die Bücher zu
Ehren, Karl May und Felix Dahn waren so die Lektüre von uns Jungens..



Die Tage wurden kürzer und dann war der
Winter da,er kündete sich mit leichtem Frost und den ersten Schneeflocken an.
Und das war so unsere Zeit…
Schnemänner mit gespenstischem Aussehen wurden gefertigt und dann kamen die Schlitten wieder aus der Versenkung, meist einfache Kastenschlitten,die die Eltern selbst gefertigt hatten. Oder die etwas schöneren Rodelschlitten
Und Schlittschuhe wurden an die Schuhe geschnallt,mit
Kleinen Riemen befestigt und mit dem sogenannten
** DUDELCHEN** (Schlüsselchen) angeschraubt, die Strassen waren spiegelglatt, und der ** Brandeweiher ** am Krankenhaus der Brüder war unsere Eisbahn….
Nikolaus war im Anmarsch…
Halb glaubte man noch an ihn, ältere Kinder klärten uns auf,,, es gibt ja gar keinen Nikolaus, und doch, wenn der Nikolausabend kam, verharrte man in Bangen und Angst…
Und wenn er doch leibhaftig erschien, respekt- verheißend
Begleitet von zwei BELZEBUBEN (Hans Muff) die Ruten schwingend mit Ketten rasselnd, sank das Herz in den Hosenboden….
Und dann kam die schöne Adventszeit,
es gehörte zur guten Sitte, die Roratemessen
zu besuchen, morgens in der Frühe, bei knirschendem Schnee und klirrenden Kälte.
RORATE COELI… TAUET HIMMEL DEN
GERECHTEN…

Wenn man dann aus der Frühmesse nach Hause lief,gingen die Lichter in den Nachbarhäusern an,ein leichter Rauch stieg in den winterlichen Himmel, es war ein winterliches Idyll…Und unser kleines beschauliches Städtchen zeigte in den Schaufenstern Dinge, die selbst in unseren kühnsten Kinderträumen unerreichbar waren…Gab es doch noch Millionen Arbeitslose im deutschen Reich…
Aber es lag immer etwas unter dem weihnachtlichen Gabentisch…

Und das Krippchen zu Hause, aber erst recht in der Pfarrkirche, zog uns magisch an… In der Kirche nahm ein kleines,nickendes Negerlein an der Krippe, unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.Beim Einwerfen einer Münze dankte es artig mit einem lebhaften Nicken….
Das würde heute als ** Rassismus** getadelt.Wie arm sind wir geworden.
Und zu Hause wartete ein festlicher
Christbaum, mit Lametta ,bunten Kugeln und echten Wachskerzen, auf uns.

Das war aus meiner Kinderzeit: sternwart Jahrgang 1929


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