Eine schweigsame Frau
Meine Mutter war eine schweigsame Frau. Sie hatte eine jüngere Schwester, mein Tantchen,
die gerne redete und ich hörte ihr gern zu.
Als es dunkel war über Deutschland, musste jedes junge Mädel ab 14 Jahren zum sog.
BdW ( Bund deutscher Mädel ) meine Mutter, das Hildchen auch . Die jungen Frauen
wurden in den deutschen ( als ob es die nur die Deutschland gäbe ) Tugenden
unterrichtet, Haushalt, Heiraten, Kinder kriegen,. Ja und Gymnastik, Tanzen und
Schönheit und Disziplin zeigen. Zu allen möglichen Gelegenheit die Fahnen hoch
halten und schwenken mit großer Begeisterung. Hildchen weinte aber sie musste
Anscheinend dachte sie an eine Lösung und tatsächlich mitten beim Fahnen-
trägen fiel sie um und die Fahne im Dreck, Ohnmächtig nichts zu machen,.
Beim 3. mal dann,, wurde sie samt ihrer Fahne ausssortiert. Der Arzt bescheinigte
ihr Kreislauf-Probleme.
Hildchen senkte züchtig die Augen, wie es sich gehörte. und sagte nix mehr.
Mein Tantchen lächelte und Hildchen schwieg. Leider kam auch ich, Nachkriegskind
in kein intensives Gespräch mehr. Meine Mutter war eine schweigsame Frau.
Kommentare (7)
@Roxanna
Sehe ich auch so Roxanna,
wie oft habe ich gedacht, wie schön es wäre,
wenn ich noch jemanden fragen könnte,.
Ich habe viele Erinnerungen. Aber wie es
so mit den Erinnerungen ist, sie können sich
tatsächlich verändern. Doch ich glaube ab sie,.
Liebe Grüße
Distel1fink7 Rena
Horst, danke muss ich sagen..
Sicherlich war das Schweigen richtig, damals.
Heute nicht mehr ......................
Gruß vom Distel1fink7
Rena
liebe Distelfink,
es scheint mir, dass du hier mehr zwischen die Zeilen schreibst, als du in Worte fasst. Vielleicht lese aber auch nur ich das hinein, wer weiß. Es klingt ein Echo in mir, aber ich weiß noch nicht genau, worauf es sich bezieht.
danke für deine Zeilen und liebe Grüße
WurzelFlügel
@WurzelFlügel
Liebe Wurzelflügel,,
wenn ich eine Geschichte,, ein Ereignis aus der damaligen
Zeit bechreibe, bin ich sehr vorsichtig geworden. Nur-
es gab sie diese Zeit. Ich möchte sie nicht totschweigen
und mich nur vor einem Denkmal verbeugen. Ja, und gerade
meine Familie musste sehr vorsichtig sein.
Grüße vom Distel1fink7,
Sehr oft, lieber 🐦, kann Schweigen auch die richtige Antwort sein. Besonders trifft dies auf Zeiten zu, in denen alles schreit und grölt, um sich in den Vordergrund zu schieben.
Vielleicht war die Mutter auch nur klug?
Ich kenne diese Zeit, von der Du schreibst, aus eigenem Erleben; weiß deshalb auch genau, wann geschwiegen werden musste, um zu überleben.
Heute allerdings schweige ich nicht mehr, wenn Feinde unserer Demokratie zurück "zurück den Wurzeln" möchten!
Jedenfalls ein interessanter Bericht, für den ich Danke sage!
Horst
Meine Mutter, liebe Distelfink war keine schweigsame Frau, sie hat eigentlich sehr viel geredet, aber das Wesentliche blieb ungesagt, also doch schweigsam. Gerade das Verschwiegene, Unausgesproche wird weitergegeben und belastet unbewußt. Kinder, die noch sehr offen sind, nehmen es auf und wissen eigentlich nicht wie ihnen geschieht. Doch muss man damit leben, es lässt sich ja jetzt nicht mehr ändern.
Herzlichen Gruß
Roxanna