Eine Schifffahrt auf der Donau und dem Main-Donau-Kanal

Autor: ehemaliges Mitglied



hatten wir für den Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober, geplant.

Nachdem wir am Morgen das Eis von den Autoscheiben gekratzt hatten - es war sehr kalt, aber die Sonne schien und versprach herrliches Ausflugswetter - fuhren wir von unserem Urlaubsquartier in Bad Abbach nach Kelheim an der Donau, der ehemaligen Wittelsbacherstadt und heutigen Kreisstadt. Vom Parkplatz etwas außerhalb spazierten wir durch das Städtchen zur Schiffsanlegestelle Donau, um auf dem Schiff durch die Weltenburger Enge zum Kloster Weltenburg zu fahren.

Kelheim(Helga49)


Die Weltenburger Enge gehört zu den ältesten Naturschutzgebieten Bayerns. Bereits im Jahr 1840 hatte König Ludwig I. von Bayern ihren Schutz angeordnet, bevor sie 1938 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Im Jahr 1995 wurde es um das Naturschutzgebiet Hirschberg und Altmühlleiten erweitert und umfasst nunmehr insgesamt 900 Hektar. Natur und Kultur verbinden sich hier in einzigartiger Weise. Als bisher einzigem Naturschutzgebiet in Bayern wurde der Weltenburger Enge im Jahr 1978 das Europadiplom verliehen. Seitdem steht es unter der Schirmherrschaft des Europarates. (Zitiert aus dem Flyer "Weltenburger Enge")

Auf dem Schiff "MS Renate" fuhren wir die Donau ca. 6 km zu berg, vorbei an der Franziskanerkirche, die ein Orgelmuseum beherbergt,

Kelheim(Helga49)


am alten Kanalhafen mit der Einmündung des Ludwigskanals aus dem 19. Jahrhundert, dem Vorgänger des Main-Donau-Kanals, der im September 1992 eröffnet wurde

Kelheim(Helga49)


und an beeindruckenden Felspartien, denen der Volksmund Märchen- und Fantasienamen gegeben hat, wie "Napoleons Reisekoffer", (der kleine Stein auf dem großen). Napoleon soll den "Koffer" auf seiner Flucht nach der Völkerschlacht in Leipzig hier vergessen haben.

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Auf der rechten Seite das "Klösterl", eine Franziskanerklause aus dem 14. Jahrhundert mit einer Felsenkirche ohne Dach, mit gut erhaltenen Fresken. 1450 baute sich der Einsiedler Antonius von Siebenbürgen hier eine große Felsgrotte zur Klause um und errichtete eine kleine Kapelle zu Ehren des Heiligen Nikolaus. 1454 übernahmen es die Franziskaner und richteten dort ein kleines Kloster mit Kapelle ein. Wegen der schlechten Wohnverhältnisse errichteten die Franziskaner 1461 das Franziskanerkloster in Kelheim. Das Klösterl verfiel nun immer mehr und wurde erst 1603 wieder restauriert.

Kelheim(Helga49)


Vorbei am "Bienenhaus" - hier kann man die Hochwasserstände der letzten Jahre erkennen - und der "Räuberhöhle der letzten Donauräuber" kamen wir zum Affeckinger Stein. Von hier hat man den schönsten Blick auf die Befreiungshalle auf dem Kelheimer Michelsberg.

König Ludwig I. von Bayern (1786 - 1868) ließ sie erbauen als Symbol für seine Vision eines geeinten Deutschlands, das an die siegreichen Schlachten in den Befreiungskriegen (1813 - 1815) erinnert. Die Grundsteinlegung war am 19. Oktober 1842, die Bauzeit dauerte 21 Jahre, erst architektonisch betreut von Friedrich von Gärtner, später von Leo von Klenze. Die Einweihungsfeier war am 18. Oktober 1863. Im monumentalen Innenraum reichen sich 34 marmorne Siegesgöttinnen die Hände zum Reigen.
Zitiert aus dem Flyer Befreiungshalle)


Kelheim(Helga49)


Auf der rechten Uferseite liegt Wipfelsfurt im herbstlichen Gewand. Hier ist die seichteste Stelle der Donau zwischen Ingolstadt und Regensburg. Dieser 150 m tiefe Kessel ist vor 15 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden. Die Donau ist mit mehr als 2.850 km Länge der zweitlängste Strom Europas und - unüblich - von der Mündung bis zur Quelle kilometriert. Wir sind hier 430 km von der Quelle und 2.417 km von der Mündung entfernt.

Kelheim(Helga49)


Danach vorbei an der "Steinernen Kanzel" und "Peter und Paul", zwei Felsspitzen am linken Ufer und der "langen Wand" im Donaudurchbruch mit der Figur des Heiligen Nepomuk, dem Wasserschutzpatron und Brückenheiligen von Prag. Hier endete der Treidelpfad, von dem die mit Salz beladenen Kähne mit Seilen stromaufwärts gezogen wurden. Die Donau ist hier nur 80 m breit und bis zu 20 m tief, je nach Wasserstand, es ist die tiefste und engste Stelle der bayerischen Donau.

Kelheim(Helga49)


Die Felsen sind Kalksteine der Formation Jura und entstanden vor 180 Millionen Jahren in einem tropischen Meer. Der Lauf der Donau war weiter nördlich im Flussbett der Altmühl - das Urdonautal, bis sie sich hier bei Weltenburg durch den Jurakalkfelsen gegraben hat. So entstand der Donaudurchbruch - ohne menschliche Hilfe, ohne Sprengungen, allein durch die Gewalten der Natur.

In diesem Bericht habe ich auch einige Stellen aus der Beschreibung der Reederei über die Fahrt durch den Donaudurchbruch zitiert - es war unmöglich, sich alles zu merken, was auf der Fahrt über die Sehenswürdigkeiten erzählt wurde.

Nach 45 Minuten Fahrzeit erreichten wir Kloster Weltenburg.

Kelheim(Helga49)


Es waren zahlreiche Fahrgäste auf dem Schiff - das gesamte Bordrestaurant war von einer Seniorengruppe belegt, die zu einem Feiertagsausflug unterwegs war. Als wir den Besucherstrom sahen, der von unserem Schiff in Richtung Kloster Weltenburg zog, beschlossen wir, auf die Besichtigung des Klosters und des Biergarten zu verzichten.

Wir hatten für unseren Ausflug eine Kombikarte "Donau und Main-Donau-Kanal" gelöst, und das war gut so. Also nahmen wir das nächste Schiff - die " MS Kelheim" - das 10 Minuten später in Richtung Kelheim und Main-Donau-Kanal bis Riedenburg fuhr. Mein Mann und ich waren die einzigen Fahrgäste an Bord und hatten auf der Rückfahrt nach Kelheim das Schiff mit dem Kapitän, seinem Assistenten, der Küchenmannschaft und der Kellnerin für uns allein und einen freien Blick auf Donaudurchbruch und die imposanten Felsformationen am rechten und linken Ufer. Wir waren niemandem beim Fotografieren im Weg. "Gehen Sie doch bitte zur Seite, ich möchte fotografieren" - das haben wir auf der Hinfahrt so oft gehört.

Zum Mittagessen gab es Schnitzel mit Pommes frites und natürlich ein Weltenburger Barock Dunkel.

Kelheim(Helga49)


Nach der Einfahrt in den Main-Donau-Kanal bei Kelheim stiegen an der Anlegestelle Altmühltal ein paar Fahrgäste zu.

Kelheim(Helga49)


Einer der Fahrgäste

Kelheim(Helga49)


Der heutige moderne Main-Donau-Kanal wurde 1992 eröffnet und ermöglicht seitdem die Schifffahrt von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer. Auf seiner Länge von 171 km überwindet er zwischen Bamberg und Kelheim mit nur 16 Schleusen eine Höhendifferenz von 243 m. Die Schleusen haben eine einheitliche Länge von 190 m und sind 12 m breit. Um den Kanal vor zu großem Verschleiß zu schützen, gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 11 km/h für die Güter- und die Fahrgastschiffe.

Nach der Schleuse Kelheim, in der unser Schiff um 8,40 m angehoben wurde - die Schleusung dauerte ca. 15 Minuten -

Kelheim(Helga49)


fuhren wir weiter nach Essing. Hier führt der "Tatzelwurm", die mit 193 m längste Holzspannbrücke Europas über den Kanal zu den bis zu vier Stockwerken hohen Höhlen, in denen schon vor 80.000 Jahren Neandertaler lebten.

Kelheim(Helga49)


Nach 15 Minuten Fahrt sahen wir am rechten Ufer die Burg Prunn auf einem 70 m hohen Dolomitfelsen.

Kelheim(Helga49)


Die Burg Prunn gehört zu den ältesten und besterhaltenen mittelalterlichen Burgen des unteren Altmühltals. Die Herren von Prunn sind seit 1037 urkundlich erwähnt. Im Jahr 1569 wurde hier der "Prunner Codex", eine Handschrift des Nibelungenliedes gefunden. Dieser wurde um 1200 geschrieben, eine Kopie ist auf Burg Prunn zu bewundern, das Original befindet sich im Bayerischen Staatsarchiv in München.

Nach einer Fahrzeit von gut 2 Stunden legte das Schiff in Riedenburg an. Die "Dreiburgenstadt" wird umrahmt von markanten Jurafelsen und herrlichen Laubwäldern. Sie liegt am Fuße der Rosenburg und der beiden Ruinen Rabenstein und Tachenstein.

Kelheim(Helga49)


Wir hatten 3 Stunden Zeit, um die Stadt zu erkunden. Zuerst suchten wir ein Straßencafé am Marktplatz. Wir bekamen noch einen sonnigen Platz auf der Terrasse und bestellten Zwetschgendatschi mit Sahne und Kaffee. Dazu gab es ein Platzkonzert der Altmühltaler Blaskapelle, die gerade vor dem Alten Rathaus aufspielte.

Kelheim(Helga49)


Nach einem Bummel durch die hübsche Altstadt überquerten wir die Donau auf der St.-Anna-Brücke, um uns den Bauernmarkt vor dem St.-Anna-Kloster anzusehen, der zum Herbstfest am 3. Oktober abgehalten wurde. Davon gibt es leider keine Fotos, der Akku meiner Kamera war leer!

Um 16.30 Uhr fuhr unser Schiff, die MS Kelheim, zurück nach Kelheim, wo wir dann kurz vor 19.00 Uhr voll neuer Eindrücke, müde und glücklich von Bord gingen.

Helga49

Hier gibt es Infos
zu Kelheim an der Donau
zum Donaudurchbruch
zum Kloster Weltenburg
zu Riedenburg

und die Fotostory über die Schifffahrt auf der Donau und dem Main-Donau-Kanal
Die Fotostory

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