eine Ostsee-Geschichte nach Finchen-Art...
...es war noch vor Kriegsende, alles was östlich lag, war noch erreichbar. Also muß ich 4 Jahre alt gewesen sein.
Wir fuhren nach Prerow an den Ostsseestrand.
Uih, alles so weit und soviel Wasser und dieser Sand. Man wurde ihm kaum mächtig und jeder Tritt im nassen Sand, ließ der Füße verschwinden und hinterließ kleine Gruben, in denen die leichten Wellen verschwanden.
Ich kann mich auch noch an den Kiefernwald erinnern, in dem die Heidelbeeren zum Naschen einluden. Mein kleines Eimerchen wurde auf dem Nachhauseweg immer gefüllt.
Diese Ostsee-Geschichte wurde dann durch den Krieg radikal unterbrochen.
Als ich nach vielen Jahren in die BRD wechselte, ja, da war das Wort, das ich lange nicht mehr gehört hatte: Ostsee !
Ich war erstaunt, gibt es denn in der BRD auch eine Ostsee?
Ich nahm den Atlas zur Hand und siehe da, auch die BRD grenzt daran an.
Der Onkel kam mit Straßenkarten und einem gebrauchten Auto nach Hause.
"Schau mal, wir fahren nach Dahme - hier entlang und immer weiter, bis ganz nach Norden, doch nehmt nicht zuviel Klamotten mit. Das Auto hat nicht soviel Platz. Und ein Zelt muß auch noch mit, das kommt auf das Dach, dann wird es schon gehen".
Der Onkel besorgte ein Zelt für "Jugendtreffen", das aus der Firma stammte und sich als "riesig Bündel" erwies.
Stundenlang tuckelten wir auf der Autobahn bzw. Landstraßen rum.
Doch die erste Haltestation kam näher, das sollte Langenhagen bei seinem Bruder sein. Dort wurde übernachtet und am nächsten Tag ging es mit Onkel, Tante und Sohn zur Ostsee weiter. Gepäck wurde umgeladen und neu verfrachtet....zwei Umstandskrämer am Werk.
Doch, wir kamen am gleichen Tag an der Ostsee an.
Der Platz war zur Auswahl freigegeben und wir stellten das Zelt ziemlich nahe am Wasser auf. Onkel Hans und Tante Anneliese kamen mit zwei Steilwandzelten, dem großen vorangesetzt. Eins davon wurde zur Vorratskammer und Aufbewahrungsort für die Klamotten.
Es war wie eine Zeltburg und ich fing zu schaufeln an. Einen großen Sandwall muß um diese Burg drumrum. Wir Kinder suchten Muscheln und verzierten unsere Sandburg wunderschön.
Ich schaufelte bis die Handflächen Blasen hatten.....und das sanfte Salzwasser die Qualen noch erhöhten.
"Jetzt ist es aber hoch genug" mahnte die Stimme aus der Tiefe.
Okay, ich hörte auf. Onkel Hans hatte ein Faltboot dabei, also, Moni komm, wir machen eine Paddelrunde.
Klasse, jubelte es in mir. Nicht weit entfernt lag der FKK-Strand und Onkel paddelte mit scharfen Zug dorthin.
Ich hatte keine Bedenken und zog mit. War doch lustig, wie alle aus dem Wasser sprangen und üble Beschimpfungen auf uns niederprasselten.
Wir sind dann weiter rausgefahren und schwappten mit den sanften Wellen mit. Am Ufer standen zwei Tanten, unverschämt schimpfend außer Rand und Band. Ich war mir keiner Schuld bewußt, doch mußte ich sofort ins Zelt.
Zwei Tanten, ein Onkel, es war ein Gezeter und Geschimpfe - ich konnte es nicht verstehen.
Tage später blies ein starker Wind -landeinwärts, was man auflandig nennt.
Die kleinen Wellen kamen immer näher zu den Zelten. Das Vorratszelt schien am meisten gefährdet zu sein. Ich fing wieder an zu buddeln, erstmal einen Graben zum "ersaufen" dieser Wellen und dann wurde der Wall wieder erhöht. In der Nacht lief ich Patrouille mit der Taschenlampe in der Hand.
Und siehe da, schon wieder eine Einbruchstelle, ich holte angeschwemmtes Gras und Schilf und mischte alles sorgfältig in den Sand mit rein.
Die ganze Nacht habe ich nicht geschlafen. Ich war nur mit Bauarbeiten beschäftigt, bis ich merkte, daß man mich dabei beobachtete und auch noch zu lästern anfing.
Doch schnell wurde klar, daß das Vorratszelt keinen Wassereinbruch hatte und wir etwas zum Anziehen und zu essen hatten.
Ich legte mich auf meine Luftmatratze und verschlief den ganzen Tag.
Meine Hände ließ ich bluten und versaute dann den Schlafsack auch.
Und wehe, es sagt nur einer ein Wort, dann ist es aus mit meinem Fleiß!
Keine Kartoffel wird mehr geschält, auch kein Geschirr abgewaschen - ihr könnt mich mal.
Ich suchte mir in den Dünen einen schönen Platz und lernte französische Vokabeln, das war notwendig und hatte von nun an Priorität.
Der Weg nach Hause wurde zur absoluten Schweigefahrt.
Und dennoch war es schön.....an der Ostsee in Dahme.
mit stürmischen Grüßen
Euer Moni-Finchen
Wir fuhren nach Prerow an den Ostsseestrand.
Uih, alles so weit und soviel Wasser und dieser Sand. Man wurde ihm kaum mächtig und jeder Tritt im nassen Sand, ließ der Füße verschwinden und hinterließ kleine Gruben, in denen die leichten Wellen verschwanden.
Ich kann mich auch noch an den Kiefernwald erinnern, in dem die Heidelbeeren zum Naschen einluden. Mein kleines Eimerchen wurde auf dem Nachhauseweg immer gefüllt.
Diese Ostsee-Geschichte wurde dann durch den Krieg radikal unterbrochen.
Als ich nach vielen Jahren in die BRD wechselte, ja, da war das Wort, das ich lange nicht mehr gehört hatte: Ostsee !
Ich war erstaunt, gibt es denn in der BRD auch eine Ostsee?
Ich nahm den Atlas zur Hand und siehe da, auch die BRD grenzt daran an.
Der Onkel kam mit Straßenkarten und einem gebrauchten Auto nach Hause.
"Schau mal, wir fahren nach Dahme - hier entlang und immer weiter, bis ganz nach Norden, doch nehmt nicht zuviel Klamotten mit. Das Auto hat nicht soviel Platz. Und ein Zelt muß auch noch mit, das kommt auf das Dach, dann wird es schon gehen".
Der Onkel besorgte ein Zelt für "Jugendtreffen", das aus der Firma stammte und sich als "riesig Bündel" erwies.
Stundenlang tuckelten wir auf der Autobahn bzw. Landstraßen rum.
Doch die erste Haltestation kam näher, das sollte Langenhagen bei seinem Bruder sein. Dort wurde übernachtet und am nächsten Tag ging es mit Onkel, Tante und Sohn zur Ostsee weiter. Gepäck wurde umgeladen und neu verfrachtet....zwei Umstandskrämer am Werk.
Doch, wir kamen am gleichen Tag an der Ostsee an.
Der Platz war zur Auswahl freigegeben und wir stellten das Zelt ziemlich nahe am Wasser auf. Onkel Hans und Tante Anneliese kamen mit zwei Steilwandzelten, dem großen vorangesetzt. Eins davon wurde zur Vorratskammer und Aufbewahrungsort für die Klamotten.
Es war wie eine Zeltburg und ich fing zu schaufeln an. Einen großen Sandwall muß um diese Burg drumrum. Wir Kinder suchten Muscheln und verzierten unsere Sandburg wunderschön.
Ich schaufelte bis die Handflächen Blasen hatten.....und das sanfte Salzwasser die Qualen noch erhöhten.
"Jetzt ist es aber hoch genug" mahnte die Stimme aus der Tiefe.
Okay, ich hörte auf. Onkel Hans hatte ein Faltboot dabei, also, Moni komm, wir machen eine Paddelrunde.
Klasse, jubelte es in mir. Nicht weit entfernt lag der FKK-Strand und Onkel paddelte mit scharfen Zug dorthin.
Ich hatte keine Bedenken und zog mit. War doch lustig, wie alle aus dem Wasser sprangen und üble Beschimpfungen auf uns niederprasselten.
Wir sind dann weiter rausgefahren und schwappten mit den sanften Wellen mit. Am Ufer standen zwei Tanten, unverschämt schimpfend außer Rand und Band. Ich war mir keiner Schuld bewußt, doch mußte ich sofort ins Zelt.
Zwei Tanten, ein Onkel, es war ein Gezeter und Geschimpfe - ich konnte es nicht verstehen.
Tage später blies ein starker Wind -landeinwärts, was man auflandig nennt.
Die kleinen Wellen kamen immer näher zu den Zelten. Das Vorratszelt schien am meisten gefährdet zu sein. Ich fing wieder an zu buddeln, erstmal einen Graben zum "ersaufen" dieser Wellen und dann wurde der Wall wieder erhöht. In der Nacht lief ich Patrouille mit der Taschenlampe in der Hand.
Und siehe da, schon wieder eine Einbruchstelle, ich holte angeschwemmtes Gras und Schilf und mischte alles sorgfältig in den Sand mit rein.
Die ganze Nacht habe ich nicht geschlafen. Ich war nur mit Bauarbeiten beschäftigt, bis ich merkte, daß man mich dabei beobachtete und auch noch zu lästern anfing.
Doch schnell wurde klar, daß das Vorratszelt keinen Wassereinbruch hatte und wir etwas zum Anziehen und zu essen hatten.
Ich legte mich auf meine Luftmatratze und verschlief den ganzen Tag.
Meine Hände ließ ich bluten und versaute dann den Schlafsack auch.
Und wehe, es sagt nur einer ein Wort, dann ist es aus mit meinem Fleiß!
Keine Kartoffel wird mehr geschält, auch kein Geschirr abgewaschen - ihr könnt mich mal.
Ich suchte mir in den Dünen einen schönen Platz und lernte französische Vokabeln, das war notwendig und hatte von nun an Priorität.
Der Weg nach Hause wurde zur absoluten Schweigefahrt.
Und dennoch war es schön.....an der Ostsee in Dahme.
mit stürmischen Grüßen
Euer Moni-Finchen
Kommentare (2)
Traute
Ja die Kinderzeit und die auch von mir geliebte Ostsee.
Das kann ich Dir nachfühlen, wie Du Deine Bauten geliebt und bewacht hast.
So klein war ich auch mit einer Tante in Ostpreußen an der Ostsee.
Ich habe bis Heute den heißen Sand und den Geruch nicht vergessen.
Es war so eindrucksvoll für ein kleines Menschenkind, das mit seinem Kopf noch viel näher an der Erde ist als ein Erwachsener.
Auch ich liebe sie noch heute und träume manches mal davon, an die Ostsee zu ziehen und ein Stübchen mit Seeblick zu haben.
Mit herzlichen Grüßen,
Traute
Das kann ich Dir nachfühlen, wie Du Deine Bauten geliebt und bewacht hast.
So klein war ich auch mit einer Tante in Ostpreußen an der Ostsee.
Ich habe bis Heute den heißen Sand und den Geruch nicht vergessen.
Es war so eindrucksvoll für ein kleines Menschenkind, das mit seinem Kopf noch viel näher an der Erde ist als ein Erwachsener.
Auch ich liebe sie noch heute und träume manches mal davon, an die Ostsee zu ziehen und ein Stübchen mit Seeblick zu haben.
Mit herzlichen Grüßen,
Traute
Ich finde überhaupt, daß viele Erinnerungen über oder durch die Nase laufen. Ein gespeicherter Geruch, wenn man ihm wiederbegegnet, löst sofort eine Erinnerung aus.
Die Nordsee kann gegen die Ostsee überhaupt nicht "anstinken".........sie ist eben sanfter und der Tide nicht so untergeordnet. Ich liebe sie.......
Doch weit, zu weit ist der Weg für mich.........
Mit lieben wässerigen Grüßen-schluchz...
Dein Moni-Finchen