Eine bemerkenswerte Frau


Kopfschüttelnd schloss der Kommissar hinter sich die Türe des Wintergartens, Er hatte diese genau angesehen. Keine Spur eines Einbruchsversuchs war zu erkennen. Auch die Eingangstüre zum Wohnhaus und die der Büroräume waren nicht beschädigt.
Die Befragung der Angestellten hatte zur Lösung dieses Falles keinen Erfolg gebracht.
Kommissar Ratlos erhoffte sich nun Antwort vom Herrn des Hauses und dessen Familie. Tatsache war, am Vormittag des dreizehnten Augusts als der Hausherr den Tresor öffnete, fehlte genau der Betrag, des am zwölften Augusts verkauften Grundstückes. Die Befragung ergab keine weiteren Aufschlüsse.

" Der Tresor ist mit einem passenden Schlüssel geöffnet worden, also auch hier keine verwertbaren Spuren zu finden. Sollte es auf Versicherungsbetrug hinauslaufen", fragte Kommissar Ratlos seinen Mitarbeiter Herrn Schlaumeier.
" Dass die Summe im Tresor gelegen hatte, konnte der Käufer glaubwürdig bestätigen. Am Telefon sagte er, er habe selbst gesehen, wie Frau Sch. den Betrag am Nachmittag des vergangenen Tages hineingelegt, und den Tresor verschlossen habe," so meinte der Assistent Schlaumeier.
" Doch die Versicherung wird nicht zahlen, da das Hinterlegen des hohen Geldbetrags nicht nachweisbar war. Dies konnten alle aus dem Kleingedruckten der Versicherungspolice lesen," war die Antwort des Kommissars.

Die Firma lief gut, doch es war nicht zu erkennen wie es mal in der Zukunft weitergehen sollte.
Herr Sch. sei etwas leichtlebig, so wurde allgemein getuschelt. Ihren Mann hält Frau Sch. an der "langen Leine". Sie haben zwei Kinder die beide in einem Internat in der Schweiz sind, und schon einige Monate nicht nach Hause gekommen waren.
Sie hat nach ihrer Einheirat die Fäden in die Hand genommen und die Firma geleitet.
" Dann weiß ich auch nicht weiter," sinnierte der Kommissar, "wir müssen etwas übersehen haben."

" Wird es mit der Firma weitergehen fragte Herr Sch. seine Ehefrau?"
" Mache dir keine Sorgen , dieses Geld war nur für den Notfall gedacht, " beruhigte Frau Sch. ihren Ehegatten.
Still saßen sie an diesem Abend noch länger als gewöhnlich Hände haltend zusammen, nachdem sie sich einen Fernsehfilm angesehen hatten.

In der Privatklinik von Dr. Schweiger meinte der Notar Dr.Streit, der ein langjähriger Freund der Familie war: " Liebe Leonie, du machst mich neugierig."
Verlegen drückte er ihr einen Rosenstrauß mit blassroten Rosen in die Hand.
" Warum bestellst du mich zu so später Stunde noch hierher? Was kann ich für dich tun?"
" Stefan du kennst mich gut, was ich dir nun anvertraue muss unter uns bleiben."
" Schon gut liebe Leonie, auch du kennst mich und weißt wie ich zu dir stehe. Und zudem, bin ich zum Schweigen verpflichtet. Doch berichte erst einmal warum du in der Klinik liegst?"
" Stefan, schon länger hatte ich Schmerzen, das Herz ist recht schwach. Nun diagnostizierte der Arzt Krebs im Endstadium."
" Oh nein liebste Leonie, warum hast du dies so lange vor mir verheimlicht? Weiß es dein Mann schon?"
" Nein, er soll es auch nicht erfahren. Doch nun pass mal auf, hier gebe ich dir den Schlüssel zu einem Geheim- Schließfach in der Bank. Das Geld von dem "sogenannten Einbruch" habe ich gut angelegt. Damals nahm ich es noch am Abend während des Films aus dem Safe und gab es in meinen Koffer. Am nächsten Tag besuchte ich meine Freundin Hilde, und lagerte es bei ihr über einige Wochen, bis ich es dann in das Schließfach legte.
Die Polizei stellte damals die Ermittlungen bald ein."

" Du hast uns ganz schön hinters Licht geführt. Nun ja, es ist ja kein Schaden dabei entstanden, somit nicht strafbar," dachte Stefan laut.
Leonie schmunzelte, dann sagte sie:" Deine Aufgabe ist es, das Geld zu verwalten ohne den Anderen etwas davon zu erzählen. Falls es mit der Firma mal schlecht läuft, darfst du das Geld meinem Mann geben. Sonst bekommt es derjenige meiner Söhne, der die Firma übernimmt."

" Nun geh mein Freund, und Stefan, eines muß ich dir noch beichten, im Stillen habe ich dich immer geliebt."
" Meine liebe Leonie, auch ich liebe dich ,nicht nur als Freund der Familie. Nun kann ich dir nur diesen letzten Gefallen tun. Mein innigster Wunsch wäre,
die Ärzte hätten sich geirrt."
Verlegen beugt er sich zu Leonie hinab, umarmte und küsste sie.
Die Zimmertüre öffnete sich, die Krankenschwester die ins Zimmer trat begann sich zu räuspern:
" Nun aber genug geturtelt", meinte sie mit einem Lächeln im Gesicht.
" Morgen wieder, und gute Nacht."
Dann begleitete sie Herrn Dr. Streit aus dem Krankenzimmer.

© bruni_M

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