Ein Sinnesorgan verloren
Eine Operation hat mir etwas Wesentliches geraubt.
Ich habe nicht sofort bemerkt, daß mir nach der OP etwas abhanden gekommen ist. Ich hätte, wenn ich es rechtzeitig festgestellt hätte, doch Schadenersatz fordern können. Ich konnte nicht mehr riechen, konnte nicht mehr sagen, ob mir einer stinkt. Manches, was zum Himmel stinken soll: ich kann da überhaupt nicht mitreden. Eigentlich kann es keine Meinungsverschiedenheiten geben, weiß ich, wann einer nur Stunk macht.
Ich war beim HNO. Der wollte etwas gegen meine Kopfschmerzen tun. Also Wucherungen, wie ich sie schon einmal aus Vierjähriger dem Arzt schenken durfte. So hatte ich auch nicht mehr die Angst wie damals, als meine Arme mit Lederriemen den Stuhllehnen festband, mir eine weiße Kappe über Nase und Mund stülpte, ich habe mich nicht wehren können, so sehr ich auch schrie, und noch immer schrie, glaubte noch zu schreien. Ein bestialischer Geruch.
Und dann? Ich lag auf einer Liege, ich spuckte Blut, schlief ein. Ich wachte wieder auf, sah Mutter auf einer anderen Liege liegen, den Kopf in einem Kasten, am Hals kam Licht raus. Ich schlief wieder ein. Dann wurde ich in ein Auto, wohl eine Taxe, gebracht, Mutter brachte mich nach Hause. Abends kam Vater ins Kinderzimmer, auf einmal blieb nur noch so groß, wie er wirklich war, auch die Tür blieb so groß wie sie war. Das war vor der Operation doch ganz anders. Nachts bin ich aufgewacht, mal erschien mir Alles winzig, mal wieder riesig. Diese Gespenster waren weg. Und auch die Kopfschmerzen waren weggeblasen, so ich wohl welche hatte.
Und nun als alter Mann durfte ich noch einmal eine solche OP, vielleicht doch nicht mehr so grausam, mitmachen. Nee, man gab mir eine Spritze – ohne an den Stuhl gefesselt zu werden, dämmerte ich hinüber, machte mein Maul auf, naja, ich spürte nichts. Blut spucken, dann noch etwas warten. Dann mal mit dem Alltag etwas aussetzen. Und vorbei war das Spiel mit den Kopfschmerzen.
Nach einiger Zeit musste ich mit Bedauern Riechproben ablehnen, konnte nicht den Duft dieser oder jener Rose beurteilen, konnte die Blume eines Weines nicht erfassen. Nicht mal auf dem Klo wurde ich auf meinen eigenen Duft hingewiesen. Schade, ob du kochst oder ich koche, ich rieche nichts.
Man meinte nun, es käme vom Rauchen, aber das hatte ich doch ein Jahrzehnt zuvor eingestellt, als mich der Husten zu solchem Wandel im Dasein drängte, die Glimmstängel zu verachten. Ich finde das richtig gemein vom Doktor, dass er mir das so wichtige Empfindungswerkzeug weggenommen hat, wohl möglich in aller Oberflächlichkeit so einfach entsorgt, weggeworfen hat.
Wie schön war es doch, wenn man sagen konnte „Schmeck‘ mal, wie das riecht!“ Ich weiß nicht mehr, wie der Frühling duftet, das Fläschchen Eau de Cologne reines Geldrausschmeißen für mich. Und zu gerne hätte ich auch mal geschnuppert, schön sich mein Liebes für uns zurecht macht.
Es nützt nichts zu schimpfen „So ’ne Scheiße!“ – Ich kann’s ja nicht riechen.
ortwin
Ich habe nicht sofort bemerkt, daß mir nach der OP etwas abhanden gekommen ist. Ich hätte, wenn ich es rechtzeitig festgestellt hätte, doch Schadenersatz fordern können. Ich konnte nicht mehr riechen, konnte nicht mehr sagen, ob mir einer stinkt. Manches, was zum Himmel stinken soll: ich kann da überhaupt nicht mitreden. Eigentlich kann es keine Meinungsverschiedenheiten geben, weiß ich, wann einer nur Stunk macht.
Ich war beim HNO. Der wollte etwas gegen meine Kopfschmerzen tun. Also Wucherungen, wie ich sie schon einmal aus Vierjähriger dem Arzt schenken durfte. So hatte ich auch nicht mehr die Angst wie damals, als meine Arme mit Lederriemen den Stuhllehnen festband, mir eine weiße Kappe über Nase und Mund stülpte, ich habe mich nicht wehren können, so sehr ich auch schrie, und noch immer schrie, glaubte noch zu schreien. Ein bestialischer Geruch.
Und dann? Ich lag auf einer Liege, ich spuckte Blut, schlief ein. Ich wachte wieder auf, sah Mutter auf einer anderen Liege liegen, den Kopf in einem Kasten, am Hals kam Licht raus. Ich schlief wieder ein. Dann wurde ich in ein Auto, wohl eine Taxe, gebracht, Mutter brachte mich nach Hause. Abends kam Vater ins Kinderzimmer, auf einmal blieb nur noch so groß, wie er wirklich war, auch die Tür blieb so groß wie sie war. Das war vor der Operation doch ganz anders. Nachts bin ich aufgewacht, mal erschien mir Alles winzig, mal wieder riesig. Diese Gespenster waren weg. Und auch die Kopfschmerzen waren weggeblasen, so ich wohl welche hatte.
Und nun als alter Mann durfte ich noch einmal eine solche OP, vielleicht doch nicht mehr so grausam, mitmachen. Nee, man gab mir eine Spritze – ohne an den Stuhl gefesselt zu werden, dämmerte ich hinüber, machte mein Maul auf, naja, ich spürte nichts. Blut spucken, dann noch etwas warten. Dann mal mit dem Alltag etwas aussetzen. Und vorbei war das Spiel mit den Kopfschmerzen.
Nach einiger Zeit musste ich mit Bedauern Riechproben ablehnen, konnte nicht den Duft dieser oder jener Rose beurteilen, konnte die Blume eines Weines nicht erfassen. Nicht mal auf dem Klo wurde ich auf meinen eigenen Duft hingewiesen. Schade, ob du kochst oder ich koche, ich rieche nichts.
Man meinte nun, es käme vom Rauchen, aber das hatte ich doch ein Jahrzehnt zuvor eingestellt, als mich der Husten zu solchem Wandel im Dasein drängte, die Glimmstängel zu verachten. Ich finde das richtig gemein vom Doktor, dass er mir das so wichtige Empfindungswerkzeug weggenommen hat, wohl möglich in aller Oberflächlichkeit so einfach entsorgt, weggeworfen hat.
Wie schön war es doch, wenn man sagen konnte „Schmeck‘ mal, wie das riecht!“ Ich weiß nicht mehr, wie der Frühling duftet, das Fläschchen Eau de Cologne reines Geldrausschmeißen für mich. Und zu gerne hätte ich auch mal geschnuppert, schön sich mein Liebes für uns zurecht macht.
Es nützt nichts zu schimpfen „So ’ne Scheiße!“ – Ich kann’s ja nicht riechen.
ortwin
Kommentare (3)
groschbmich
Erfahrung, welche Du da gemacht hast, zumal der Geruchssinn ja nicht 'nur' zum Genießen verschiedenster Düfte seinen Zweck erfüllt, sondern auch einmal lebenswichtig werden kann. Z. B. bei Gasgeruch. Ich fühle mit Dir und hoffe, daß Du mit dem Ganzen gut zurecht kommen wirst.
Liebe Grüße,
Bernd
Liebe Grüße,
Bernd
ortwin
Gerüche vergisst man nicht. Gerüche haben auch eine Geschichte.
Wie stinkt Pertinax? - Das weißt Du nicht? Das riecht nach Harn.
Und wie riecht Harn? - Das weiß ich nu nich mehr so genau, da habe ich immer weggerochen.
Und was macht der Hund? der möchte sich am liebsten totschnüffeln.
Nicht zu vergessen der Brandgeruch nach Fliegeralarmen.
Aber wie das angebrannte Mittagessen riecht? - Mensch lüfte mal!
Bei allem Humor:
das „Nichtriechenkönnen“ gleicht einer Suppe, der das Salz fehlt.
Guten Abend!
Ick verdufte mir!
ortwin
Wie stinkt Pertinax? - Das weißt Du nicht? Das riecht nach Harn.
Und wie riecht Harn? - Das weiß ich nu nich mehr so genau, da habe ich immer weggerochen.
Und was macht der Hund? der möchte sich am liebsten totschnüffeln.
Nicht zu vergessen der Brandgeruch nach Fliegeralarmen.
Aber wie das angebrannte Mittagessen riecht? - Mensch lüfte mal!
Bei allem Humor:
das „Nichtriechenkönnen“ gleicht einer Suppe, der das Salz fehlt.
Guten Abend!
Ick verdufte mir!
ortwin
Ja keiner sagte mir das ich eine Taubes gefühl haben werde, oder das mein Geruch weg sein könnte, aber das dauert 15 Jahre alles ist wieder da....
Und keiner sieht mal wie ich danach ausgesehen haben, 4 Zähne wurden gezogen, nache der Op waren alle Zähne angeschlagen, also rau, ecken weg....7 Stunden Op..
Das hat alles sehr lange gedauert, 5 Jahre konnte ich nicht im Winter Ski fahren weil mir meine neues Nase abgefrohren wäre, Nasenbein wurde mir von einem Umfallopfer Gespendet der Knorpel und halt andere dinge.
Heute sagen die Leute man siehst du gut aus für dein Alter, die haben gute Arbeit gemacht, ich war in der Uniklinik und habe mich breit erklärt für Stundenten ein wenig zeit zu haben, um zu sehen was daraus wird
Die waren nicht wirklich einfühlsam kann ich heute nur sagen, wenn sie an mir rumfummelten, und ich habe geholft das der eine oder andere nie Arzt wird , lächel mal rüber....ich lebe noch .
Menschen tun das was sie können, auch Ärzte.
Nicht jeder Handwerker ist ein guter, dazu kommt das Sie viele zu viele Stunden arbeiten müssen, aber Intreesiren wir uns erst dafür wenn wir selber was haben, dabei kann jeder in der sekunde dort landen, also macht was für die Menschen die wie Maschinen um die Uhr arbeiten müssen es wird zeit...und noch viel schlimmer auf dauer
Der Menschen tut ungewollt mit dem weg sehen sich selber nicht,s gutes..
Denkt mal an das Altenheim wie schutzlos dort menschen zur Ware werden, jedes tun dafür heute noch kann einen selber nie schaden...aber augen auf.
Herzlichst Rolf
es geht nicht um mitleid für das Opfer sondern um das warum es so kommen mag
das muss man abstellen...... für die anderen und dann auch für sich wenn man es braucht.
PS ich wünsche dir das alles wieder zurück kommt wie es mal war davor, damit du feude hast am Leben..