Ein Samstag am Schwäbischen Meer
Ein Samstag am Schwäbischen Meer
Die Wettervorhersage paßte: Start frei für die Fahrt von Ingolstadt zum Schwäbischen Meer.
Am Vorabend haben wir schon das Bayern-Ticket für den Samstag gelöst – dazu haben wir inzwischen reichliche Übung.
Um fünfe in der Frühe piepste uns das Handy hoch: Aufstehen!
Um sechse verließen wir die Wohnung und zogen durch die frische Morgenluft zum Hauptbahnhof.
So ein paar Wolkenschleier fürchteten das erste Sonnenlicht – davon stand ja nichts in der Vorhersage.
Wir hatten Zeit, der Weg war so früh schnell, gab es doch kaum Verkehr auf der Münchener, die Ampel schliefen, wir mußten nicht warten.
Wir durchwanderten die Hbf-Baustelle – Ingolstadts Hbf wird barrierefrei umgebaut, also Aufzügen und Rolltreppen – hatten Zeit zu warten, bis der Zug von Ingolstadt-Nord oder noch ferner einlief.
In den Doppelstöckern, den „Görlitzern“ stiegen wir die Treppe hinauf und bekamen schöne Fensterplätze, vielleicht zum Fotografieren.
Und der Regio hielt bis München Hbf fast an jeder Station. In den Niederungen waren Nebelschwaden zu sehen. Die Sonne war mutig, strahlte bei dieser Fahrt von Nord nach Süd die Ostseite an, wir hatten Plätze auf der Westseite. Die Schatten von E-Lok und Doppelstöckern begleiteten uns, man sah den Stromabnehmer der Lok im Getreidefeld mitfahren.
Im Münchener Hauptbahnhof war etwas Zeit, wir mußten rüber zu den Gleisen des „Starnberger Flügelbahnhof“.
Der Regio nach Memmingen war gut besetzt. Und nun fegte er nach Halt in München-Pasing los, hielt da und dort auf der Strecke nach Westen im „bayerischen“ Schwaben, die Strecke war noch zweigleisig. Ab Memmingen ging’s ohne Halt hinüber durch das Hohenzollersche. Die Strecke war eingleisig, Betriebshalte vor wenigen Bahnhöfchen waren manchmal eingelegt, weil der Gegenzug noch ausstand. Auf kurvenreicher Strecke wand sich die Strecke südwärts, die Diesel-Lok hatte erst kräftig zu schleppen im Anstieg, um dann in noch kurvenreicherer Reststrecke massiv zu bremsen.
Und dann landeten wir nach reichlich vier Stunden in Lindau Hbf, also Lindau im Bodensee, also auf der Insel.
Das Schiff nach Meersburg war gerade abgefahren. Nach Kauf der Tickets hatten wir noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Schiffs.
Wir spazierten durch die schmalen Gassen von Lindau – oh Wunder: die Stadtbusse schafften es, da durch zu kommen. Auf der Promenade gab es einen Kinder-Flohmarkt – man glaubt es kaum, wieviele Kinder ihre Spielsachen da feilhielten – kaum ein Durchkommen wieder zurück zur Anlegestelle.
Unser Dampfer kam pünktlich, ließ die vielen Wartenden an Board, nachdem die Passagiere aus Bregenz den Steg verlassen hatten.
Wir kletterten auf’s Oberdeck am Heck des Schiffes, das uns mit der Oesterreichischen Flagge begrüßte. Und schon ging die Fahrt los, wir passierten die bekannten Symbole von Lindau, den Leuchtturm und den Bayerischen Löwen auf den Mole-Enden.
Dunst lag über dem Meer, und auch die Berge im Süden und Osten erschienen schemenhaft.
Wir knipsten und knipsten, wollten doch reichlich die Eindrücke mit nach Hausen nehmen.
Das Schiff fuhr seine Route fahrplanmäßig ab. Es lief die Anlegestellen an, wurde festgemacht und ein Brückensteg heran gerollt. Aus- und Einsteigen, den Brückensteg wieder zurückholen und die Seile abhängen. Eine Wendung, und schon stampfte das Schiff zurück in den Bodensee.
Viel Segelboote, große und kleine tummelten sich auf der spiegelglatten See, die Sonne stieg noch an. Passagierschiffe kamen entgegen oder folgten einander, In Ufernähe vergnügte man sich mit Tretbooten.
Eine „Transall“ kreiste über dem Bodensee, zog über Land eine Schleife, flog wieder über den See an. Da! aus dem Vogel glitten ein, zwei, nein bis zu zehn ---- Fallschirme entfalteten sich, Fallschirmspringer schwebten dem Wasser entgegen. Motorisierte Armee-Schlaufboote preschten heran und fischten Man und Fallschirm aus dem Wasser, brausten mit ihnen ans Ufer und fuhren ledig wieder hinaus, die „Transall“ hatte wieder für einem neuerlichen Anflug über Land Kurven gezogen. Und wieder purzelten zehn Mann aus der Maschine – same procedure as before. So landeten fünfzig Mann zum Baden im Bodensee. Das Ganze war eine Show unweit Friedrichshafen, es waren wohl Franzosen, die sich da tummelten.
Zweieinhalb Stunden dauerte die Fahrt bis Meersburg.
Bis zur Rückfahrt standen ganze zehn Minuten zur Verfügung, oder aber wir nehmen das eine Stunde später abfahrende Schiff und laufen Gefahr, den in Lindau in acht Minuten später abfahrenden Zug zu verpassen.
Wir besuchten die Unterstadt von Meersburg. Ein Gedränge in Straßen und Lokalen. Zum (verspäteten) Mittagessen gab es „Leber nach Berliner Art“. Wir nahmen das nächste Schiff.
Der „Stern“ brannte ganz mächtig, wir suchten an Bord schattige und nicht zu windige Plätze.
Und wieder unterfuhren wir die Fallschirmspringer. Die Sonne beleuchtete nun das Nordufer in ganz anderem Licht. Und in Süden und Osten waren die Alpen deutlicher zu sehen. Riesengroße und hohe Wolkenberge erhoben sich im Osten, gaben ein wunderbares Fotomotiv ab.
Mit schnellem Schritt von der Anlegestelle in Lindau ging es zum nahegelegenen Hauptbahnhof. Der Zug war voll. Es blieb nach der Suche nach zwei Plätzen im Zug nach München doch noch ein ganz kleines Bißchen Zeit bis zur Abfahrt der Zuges mit der Bahngesellschaft „ALEXI“.
Der Zug stapfte die Steigung wieder hoch, fuhr uns nun durch das Allgäu, vorbei am Alpsee mit Halt in Kempten. Dieses Mal brauchten wir unterwegs bis München nicht umzusteigen. Müdigkeit stellte sich ein.
Es war fast dunkel, als wir in München ankamen. Etwas Zeit blieb zum Umsteigen in den RegioExpress nach Nürnberg. Viel Volk war da um 21:00 in den Zug eingestiegen, er war schnell voll.
Die letzte Dreiviertelstunde hieß es noch auszuhalten. Einer wachte, während der Andere schlief.
Noch ein kurzer Fußmarsch, zu Hause. Braungebrannt, durstig, müde. Aber begeistert über die vielen schönen Eindrücke bei Kaiserwetter.
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