Ein besinnlicher Spaziergang


Ein besinnlicher Spaziergang

Ein besinnlicher Spaziergang...

Vor einiger Zeit spazierte ich entlang der Nidda, und verfolgte von einem Wehr aus den weiteren Verlauf meines Weges. Dabei kam mir der Gedanke, dass der Lebensweg ein bisschen wie eine Strasse ist.

Auf einer Autobahn zu fahren, geht schnell. Leider sehen wir rechts und links wenig von unserer Umgebung, stumpfen mit der Zeit ab. Wir können auch auf einer Strasse fahren. Nur, das geht langsamer, wir müssen aufmerksamer sein, in jeder Kurve verzögern und nicht wissend, was sich hinter der nächsten Ecke versteckt. Aber wir haben hier die Gelegenheit, öfters mal abzubiegen, anzuhalten, um eine neue Aussicht zu genießen.

In unserem Leben durchlaufen wir viele verschiedene Wege. Sie führen über hohe Berge, durch tiefe Schluchten. Oft sind sie kurvenreich und voller Schlaglöcher. Manchmal haben wir den Eindruck, vor einem Abgrund zu stehen. Trotzdem gehen wir weiter: Mal mutig, mal müde, mal verzweifelt, mal heiter, mal selbstzweifelnd, und trotzdem immer wieder voller Zuversicht...!

Zeitweise gehen wir für längere Zeit einen Weg, der uns vertraut ist, und uns ein gutes und sicheres Gefühl gibt. 100-Male sind wir ihn gegangen. Und trotzdem stießen wir uns immer wieder am selben Stein den Fuß. Wir fluchten jedesmal erneut, und bogen trotzdem an derselben Stelle des Weges ab.

Beim 101. Mal bemerkt man den Stein rechtzeitig und stolpert nicht darüber. Während man siegessicher grinst, sich noch einmal umdreht, um sich zu vergewissern, dass man ihn dieses Mal tatsächlich rechtzeitig bemerkt hat..., stolpert man über einen Stein, der die 100-Male zuvor nie auf diesem Weg gelegen hat. Ehrlich!


Ab jetzt ist uns der vertraute Weg nicht mehr vertraut und die Abbiegung, die man sonst immer ging, erscheint plötzlich nicht mehr sicher. Der Weg, den wir blind gehen konnten, der uns Sicherheit und trotz aller Hindernisse ein Gefühl von Geborgenheit gab, hat sich verändert. Und zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass auch der Boden, auf dem wir jetzt laufen, sich so ganz anders anfühlt. Das verwirrt uns, aber wir müssen weitergehen, um an unser Ziel zu kommen.
 
Oder sollten wir umkehren? Nein, ein Weg, den man nach vorne gegangen ist, wird nicht mehr derselbe sein, wenn man ihn zurückgeht. Ratlosigkeit macht sich breit, weil wir nicht wissen, welchen Verlauf ein neuer Weg bringt, wer oder was sich hinter der nächsten Kurve verbirgt.

Oft entdecken wir Dinge durch Zufall, nachdem wir uns verlaufen haben. Daher müssen wir uns auch die Frage stellen, was wird wohl am Ende dieses Weges stehen? Das wissen wir erst, wenn wir mutig und voller Zuversicht weitergegangen sind. Wird es ein, "Leider" oder "Gott-sei-Dank", sein?

Auf dem neuen Weg werden uns andere Menschen begegnen, und irgendetwas wird uns evtl. auch hier stolpern lassen. Egal, was wir tun, wir entgehen nie dem für uns vorgesehenen


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Kommentare (5)

werderanerin

Zum Glück gibt es vielfältige Wege , die wir in unserem Leben beschreiten. Sie prägen uns, weil wir Menschen begegnen. Nicht alles ist schön auf diesen Wegen aber was man immer auch kann - hinzu lernen - und weiter gehen.

Das Leben ist schön, man muss es nur sehen und lieben lernen

Kristine

Syrdal

Nur wer sich auf den Weg macht, wird neues Land entdecken.“
Hugo von Hoffmannsthal

Ganz gleich ob an der freundlichen Nidda vom hohen Vogelsberg, auf den urigen Wegen am kleinen Bach im Antrifttal oder gar an vielbesuchten Wanderstrecken über dem Rhein, immer und immer gibt es neue, ungeahnt schöne Sichten zu entdecken.

Auf meinen vielen Autotouren war ich nur sehr selten mal irritiert, wenn ein Stau gemeldet war. Meistens nahm ich die nächste Ausfahrt, um diesen weiträumig zu umfahren. – Wie viele schöne Landschaften, verschwiegene Täler, interessante Wegstrecken, alte schöne Dörfer und Kirchen ich doch auf diese Weise sehen und erleben konnte… Dies alles hätte ich versäumt, wäre ich nicht einfach vom Weg abgebogen.

Über all das „für mich Vorgesehene“ freut sich noch immer
Syrdal

ladybird

@Syrdal  
wie im ganzen Leben, haben "Umwege" einen Sinn....das kann ich rückwirkend sagen...
mit Gruß Renate

Spatz 4

@ladybird  - das kann ich nur bestätigen und glaube daran.

Ein passender Spruch ist dazu:

Die Ironie des Lebens besteht darin, dass man es vorwärts lebt,
aber rückwärts begreift... (Søren Kierkegaard)
 

Syrdal

@ladybird

Ja, liebe Renate, Umwege haben durchaus einen Sinn. Und es gibt bei mir hier einen weisen Spruch, der da lautet: Wer Umwege gegangen ist, kann anderen desto besser den Weg zeigen.

Damit grüße ich freundlich zurück am Vorabend zu einem sonnigen Wochenende
Syrdal  


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