Ein altes Blatt

Ein altes Blatt,
es zittert starr im Wind,
des Lebens satt
und für den Frühling blind.

Ich stehe still,
erschrecke und begreife:
Das Leben will
auch Abschied, Alter, Reife.

Das Blatt erbebt,
streift fallend mein Gesicht.
Dann fliegt es, schwebt -
ein Hauch im Morgenlicht.


Rosmarie Schmitt
21.1.2015

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Kommentare (20)

2.Rosmarie Lieber Bruno,

herzlichen Dank für deinen anerkennenden Kommentar! "Tiefsinnig und gut verfasst" ist für mich eine große Ehre! Ein bisschen zu groß zwar. Aber wenn ich mich über so schöne Worte freuen kann, nehme ich es lieber nicht so genau...

Dir einen wunderschönen Abend und eine gute Nacht!
Liebe Grüße
Rosmarie
Bruno32 Dein Gedicht hat mich sehr berührt, weil es tiefsinnig und gut verfasst ist.
Vielen Dank dafür

Mit Grüßen von uns Bruno
2.Rosmarie Liebe Luzie,

dein liebevoll lächelnder Kommentar ist mir eine große Freude! Ja, das hätte sich das Blatt sicher nicht träumen lassen, dass es mal so groß rauskommt!

Es ist gut, wenn man lachen kann! Humor ist manchmal das einzige, was einen den Ernst des Lebens ertragen lässt...

Vielen lieben Dank und ebensolche Grüße
Rosmarie
2.Rosmarie Liebe Indeed,

du findest so liebevolle und nachdenklich-kluge Worte!

Ja, du hast Recht, meine Zeilen laden ein, "über den Kreislauf des Wirkens und Seins sowie über die Zeit nachzudenken". Auf dass wir unseren Frieden mit der Vergänglichkeit machen können...

Herzlichen Dank und liebe Grüße
Rosmarie
lillii das hätte das Blatt sich auch nicht träumen lassen, dass es einmal so viel Beachtung finden würde,
es scheint auf Dich und Deine liebevollen Worte gewartet zu haben und kann sich jetzt in Ruhe fallen lassen.

Danke,
auch mir gefällt Dein ausdrucksstarkes Gedicht sehr.

Liebe Grüße von Luzie
indeed sehr weises Gedicht mit zarten und doch sehr aussagekräftigen Zeilen, die dazu einladen, über den Kreislauf des Wirkens und Seins sowie über die Zeit nachzudenken.
Danke dir dafür, liebe Rosmarie.
Liebe Grüße von
indeed
2.Rosmarie Lieber Ramires,

du bist so etwas von liebenswert, reizend, charmant und übertreibend! Aber keine Angst, dein Augenzwinkern habe ich durchaus auch wahr genommen! Es erfreut mein Herz so sehr, dass es kleine Freudensprünge macht.

Ach, du altes Haus, alter Freund, ich finde es wunderbar, dass wir uns immer noch dann und wann über den Weg laufen!

Liebe Grüße
Rosmarie
ehemaliges Mitglied Freude überfiel mich eben, als ich gewahr werden konnte, wie viel an verbaler Furiore auch ein "altes Blatt" noch hervorrufen kann.
Nun aber...Wenn es in seinem Falle von Dir beobachtet wird, dann ist das im Grunde nur zu verständlich, denn poetischer fallen lassen als Du kann es nicht ein jeder/eine jede.

Du weißt um meine Bewunderung Deiner Dicht- und Reimkunst, sodass ich weiter nix Umfänglicheres hinzufügen muss...

LG *Ramires*
2.Rosmarie Liebes Immergrün,

du schreibst: "...ganz nach meinem Empfinden. Es sind die unterschiedlichsten Empfindungen, die sich mischen und bei aller Melancholie in einer positiven Stimmung enden..."

Genau das ist es! So empfinde ich es auch. Da sind die unterschiedlichsten Gefühle, von denen mal das eine, mal das andere hochkommt. Aber irgendwie können sie am Schluss doch zu einem Gefühl der Akzeptanz vereint werden.

Herzlichen Dank für deine Sichtweise! Diese verschiedenen Empfindungen waren mir vorher nicht bewusst.

Liebe Grüße
Rosmarie
2.Rosmarie Liebe Carola,

vielen herzlichen Dank für deine liebevollen und lobenden Worte! Ich freue mich sehr darüber!

Du schreibst: "...Aber vielleicht bleibt noch etwas Zeit,
bevor es endgültig herab schwebt..." Haha, genau das wünsche ich mir (und natürlich auch dir!) auch! Das eine ist das eine, das andere das andere... Ohne die Hoffnung, dass es noch lange so schön wie jetzt weitergeht, würde der positive Blickwinkel sicher anders ausfallen...

Liebe Grüße
Rosmarie
2.Rosmarie Lieber Syrdal,

deine Sichtweise des großen Lebensbogens, der irgendwann endet und auf der anderen Seite weitergeht, rührt mich immer wieder im Tiefsten an. So sehe ich das Leben auch. So erlebe ich es und so erhoffe ich es mir.

Ursprünglich hatte das Gedicht einen anderen Abschluss, einen, der meinem Weltbild und wohl auch dem deinen noch deutlicher entspricht.
So möchte ich dir diese andere Version widmen:

Ein altes Blatt

Ein altes Blatt,
es zittert starr im Wind,
des Lebens satt
und für den Frühling blind.

Ich stehe still,
erschrecke und begreife:
Das Leben will
auch Abschied, Alter, Reife.

Das Blatt erbebt,
streift fallend mein Gesicht.
Dann fliegt es, schwebt -
als Hauch ins helle Licht.

(Für Syrdal mit herzlichen Grüßen von Rosmarie)


Ich habe mich dann zwar für die etwas neutralere Version entschieden, weil sie mehr offen lässt und mehr Raum bietet, seine eigenen Vorstellungen in Gedanken einzubauen.

Herzlichen Dank für deine feinsinnige Antwort und liebe Grüße
Rosmarie
2.Rosmarie Liebe Flo,

ja, "wir erleben diese Zeiten näher denn je zuvor..."

Deshalb genieße ich es auch sehr, meine Gedanken mit euch, von denen die meisten ja auch keine 40 mehr sind, teilen zu können. Ein älterer Mensch versteht es einfach müheloser, wenn man sich mit Altwerden und Abschied beschäftigt...

Herzlichen Dank für deine einfühlsamen Worte!

Liebe Grüße
Rosmarie
2.Rosmarie Liebe Renate,

jede Reaktion auf ein geschriebenes Gedicht ist etwas Besonderes, etwas, was einen durch die vielfältigen Möglichkeiten der Wirkung auf den anderen, reicher macht.
Deine Reaktion aber zeigt mir, dass da noch jemand ist, der in diesem Falle genauso guckt und fühlt wie ich selbst. Das ist einfach eine wunderbare Erfahrung!

Du schaust das alte Blatt so liebevoll an, so akzeptierend und nachdenklich... Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich darüber freue! Auch ich finde dieses Blatt schön. Und auch ich finde, dass ein alter Mensch auf seine – halt eine andere - Weise noch genauso schön sein kann wie ein junger.
Durch mein Altwerden haben sich auch meine Werte verändert, so wie meine Blickwinkel, Freuden und Hoffnungen. So lange mich keine Schmerzen und schlimmen Unbillen quälen, empfinde ich es als großes Geschenk, das Alter erleben zu dürfen.

Liebe Renate, herzlichen Dank für deinen warmherzigen Gleichklang!

Liebe Grüße
Rosmarie
immergruen ganz nach meinem Empfinden. Es sind die unterschiedlichsten Empfindungen, die sich mischen und bei aller Melancholie in einer positiven Stimmung enden.
das immergruen
HeCaro Dein Gedicht ist eine Metapher und stimmt
etwas melancholisch, denn ich erkenne
mich gut in dem alten Blatt.

Aber vielleicht bleibt noch etwas Zeit,
bevor es endgültig herab schwebt.
Danke für die schöne Poesie.

Lieb Grüße, Carola
2.Rosmarie Lieber Elbwolf,

danke für deine positiven und anregenden Gedanken, die du dir zu meinem Gedicht gemacht hast!

Du bist jemand, der viel Augenmerk auf die Form legt und der sehr viel darüber weiß. Die von dir eingebrachte Versform ist mir in diesem Falle für einen kurzen Moment auch in den Sinn gekommen. Ich wusste allerdings nicht, was ein Innenreim ist. So etwas zu erfahren, ist sehr interessant für mich! Im Nachhinein ist mir nun klar, dass ich Innenreime schon geschrieben habe.
Auch in diesem Gedicht würden sie – wie du schon sagst – durchaus passen. Aber so wie sich jede Versform auf die Gefühle des Lesers und somit auf das auswirkt, was man transportieren möchte, so würden Langreime die “Botschaft” meines Gedichts minimal verändern.
Ich gehe zwar immer so vor, dass zuerst meine Gefühle da sind und ich dann Worte in Reimform suche, die dazu passen. Aber beim weiteren Schreiben entwickelt sich dann eine Eigendynamik, wobei das Wort, der Reim und das Gefühlte sich gegenseitig verändern und sich letztlich etwas herauskristallisiert, bei dem ich (manchmal) am Ende ein stimmiges Gefühl habe.
In diesem Falle waren mir die kurzen Reime wichtig. Besonders der Wechsel zwischen kurz und etwas länger erzeugt meiner Meinung nach etwas Abgehacktes, Stockendes. Und gerade dieses Stockende passte meinem Gefühl nach zu den “stockenden” Gefühlen, die sich beim Betrachten des Blattes einstellten. Ich habe diesen Wechsel hier also ganz bewusst gewählt.

Im übrigen gebe ich zu, dass ich immer mal dieses oder jenes ausprobiere und in mich hineinfühle, was sich dadurch bei mir auf der Gefühlsebene ändert.

Ich danke dir sehr!
Liebe Grüße
Rosmarie

PS: Bitte ärgere dich nicht über meine immer noch geschlossene PN-Box. Wenn sich meine Lebenssituation in späterer, jetzt noch nicht absehbarer Zeit ändert, werde ich wohl mehr Zeit für persönlichen Gedankenaustausch haben.
Syrdal
Des mühsamen Erdenweges Endlichkeit ist in diesen wenigen Zeilen so sinnlich ergreifend erfasst und doch leuchtet dabei nach stillem Erschrecken und Begreifen des gereiften Alters und des nahenden Abschiedes das Licht der Hoffnung auf das Übersinnliche in einem ins Unendliche führenden Morgen. - Einfach wunderbar!
...liebe Grüße, Syrdal

floravonbistram zart, berührend, denn wir erleben diese Zeiten näher denn je zuvor
LG Flo
ladybird Dein wunderschönes Gedicht habe ich mehrmals gelesen und mir intensiv das alte Blatt betrachtet.
Es ist ein SCHÖNES Blatt, ich beziehe es nun auf unser Alter und freue mich,wie schön man auch im Alter noch aussehen kann, und wie sichtbar die Reife ist.
Ich möchte es auffangen und ihm Deinen Text vorlesen.
Danke für diese alte, schöne Blatt,mit gutem Text, es berührt mich beides sehr.
herzlichst Renate-ladybird
ehemaliges Mitglied - ein ganz feines Gedicht!
Wegen der jetzigen Kurzzeilen gäbe es auch die Möglichkeit, in Langversen mit Innenreim zu schreiben, ich meine so:
Ein altes Blatt, es zittert starr im Wind,
des Lebens satt und für den Frühling blind.
So etwas wird leider kaum noch von jemandem praktiziert; hier hätte es auch seinen Effekt auf die mittlere Strophe.
Gruß - elbwolf (Du hast nach wie vor leider eine "zue" PN-Box, Rosemarie)

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