Trauern im Alter

Liebe Ingrid,

danke für deine lieben und aufbauenden Worte! 😊 

Alles im Leben hat halt seine Zeit, auch das Trauern. Aber dann kommt doch irgendwann das, was du ansprichst: "Wie es ist und wie es dann kommen sollte, um sich wieder ins lebendige Leben einzubringen."

Ja, irgendwann sollte man sich wieder dem lebendigen Leben zuwenden!
Zum Glück heilt vieles von allein. Und zum Glück haben wir alle unsere Mechanismen entwickelt, wie wir diesem "automatischen" Heilen ein bisschen auf die Sprünge helfen können...

Ich danke dir und wünsche dir einen schönen Rest-Muttertag - wie bei all meinen Wünschen hier völlig unabhängig davon, ob jemand Mutter ist oder nicht. Wir können doch jeden Tag genießen!

Liebe Grüße
Rosmarie

Liebe Christine,

ja, im Alter kann man sich wohl leichter abfinden.
Ich bin zwar immer noch ein Mensch, der protestieren würde, wenn es etwas brächte. Also leise bin ich nicht geworden, weil ich mich nicht mehr traute...
Das ist wohl kein Verdienst, sondern einfach mein Temperament.

Aber was bei mir tatsächlich so ist, dass ich mit seelischen Schmerzen eher zurecht komme als in jungen Jahren. Bei mir liegt das hauptsächlich an der Übung. Ich habe (wie wohl die meisten von uns) schon so viel abgekriegt, dass ich einfach weiß, wie es ist, wenn etwas weh tut. 
In manchen Dingen habe ich schon Erfahrung, wie ich dem Schmerz begegnen könnte, was hilft.
Da, wo ich dies nicht habe, halte ich einfach aus, was da an Schmerz kommt. Wir wissen inzwischen: Das gehört zum Leben dazu, da kommst du jetzt nicht drum herum...

Erfahrung hilft tatsächlich... Aber u.U. nur wenig und gaaaanz laaaaangsam... 😁

Liebe Grüße und noch einen schönen Restmuttertag!
Rosmarie

Liebe Carola,

in einem hast du sicher Recht: Jeder hat eine bestimmte Charakterstruktur. Der eine ist extrovertiert, der andere introvertiert. Der eine ruft sofort jemanden an, dem er sein Katastrophe erzählen kann, der andere frisst sein Leid in sich hinein.

Bei mir muss an sich alles raus. Tja, aber was tun, wenn von den ehemaligen engen Freundinnen keine mehr da ist (aufgrund von Schicksalshaftem, nicht etwa aufgrund von Streit oder Auseinandergelebthaben)?

Du sprichst noch etwas sehr Wichtiges an: "Wenn man in ein Grab schauen muss, hat man immer auch den eigenen Tod von Augen und damit geht jeder anders um."

Das ist trotz des kürzlichen Todes meiner letzten Freundin zwar momentan nicht mein Trauer-Problem. Aber generell ist es das. Wir werden älter und müssen uns mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen...

Viele liebe Grüße und auch dir einen rundum schönen Muttertag
Rosmarie
 

Liebe Brigitte,

deine Antwort gefällt mir ausgesprochen gut. Denn du sprichst unsere Verschiedenheit an, die in unseren Leben und die, mit der wir unsere Erfahrungen verarbeiten.
So manche Trauer kann von anderen nicht nachempfunden werden. Das hat  nicht unbedingt etwas mit grundsätzlicher mangelnder Empathie zu tun, sondern kann auch auf einem völlig anderen Leben, jüngeren Jahren und vor allem auf einer anderen Charakterstruktur beruhen.

Es ist gut, dass du diese Unterschiedlichkeiten herausstellst. Denn wie viele muss ich mich auch hüten, in Selbstmitleid zu verfallen. Dabei beruht das oft nur auf blinder Fehleinschätzung... 
Tja, eigentlich hilft nur Humor... und ein bisschen das Summen und Singen...

Ich danke dir herzlich und wünsche dir einen schönen Muttertag 
Rosmarie

Ja, lieber Syrdal, niemand kann unsere Trauer, vor allem die über die Abschiede von geliebten Menschen, ausloten. 
Manchmal klingt sie hier in den Gedichten an. Dann ahne ich, was dort unter der Oberfläche weint und bebt. Aber wir können es nur ahnen. 

Was mich tröstet, ist dieses Gefühl, verstanden zu werden. Jede Trauer ist zwar anders, so wie jeder Mensch anders ist. Aber was es heißt, zu trauern und Schmerz zu empfinden, das haben wir alle schon sehr tief erfahren.
Mich tröstet dies.

Ich danke dir von Herzen!
Liebe Grüße
Rosmarie

Liebe Angelika,

du schreibst, du seist - Gottseidank - nicht stumm geblieben.
Ja, du hast Recht. DAS ist wohl ein großes Problem im Alter, jedenfalls das größte in meinem Alter.
Die Gründe für die leise Alterstrauer werden auch von anderen hier angesprochen und dabei mit verschiedenen Ursachen versehen und aus verschiedenen Sichtweisen beleuchtet. (Ich finde das, was ihr schreibt, sehr, sehr bereichernd! Danke!)

Mein Trauern ist so leise geworden, weil mir meine früheren, engsten Freundinnen so sehr fehlen. Alle gibt es nicht mehr (zwei gestorben, eine dement, eine schwerstkrank). Wenn einen dann Erkenntnisse einholen, die man jahrzehntelang über den liebsten jüngeren Menschen nicht sehen wollte und beiseite geschoben hat, dann erwischt es einen halt heftig. An jedem Schmerz hat man halt auch selbst Anteil...

Aber alles und jedes birgt auch Chancen auf Wachstum und Bereicherung in sich. Nach fünf Wochen kann ich im Wald schon wieder leise singen... 😊

Ich danke dir sehr für deine Sensibilität!
Liebe Grüße
Rosmarie