Easy Shopper
Gut, in vielen Städten sind sie schon länger in Gebrauch - jetzt kann man auch bei uns auf dem Lande mit digitalen Einkaufswagen durch den Supermarkt schleichen. Viele finden den Easy Shopper gut, ich nicht. Aber wem nützt er tatsächlich?
Die Kundschaft scannt die Ware selbst direkt am Wagen ein, an der Kasse wird nur noch der Endbetrag abgerechnet. Keine Kassiererin muss mehr irgendwas übers Band ziehen. Der Vorteil soll für beide Seiten darin bestehen, dass es schneller geht. Außerdem haben die Verkäuferinnen weniger Arbeit. Sie fassen die Ware gar nicht mehr an, sondern rechnen nur noch ab. In Zeiten von Personalnot ist das auch für die Supermarktbetreiber von Vorteil.
Das neue Angebot scheint für alle Beteiligten nur Vorzüge zu bieten. Aber nimmt es auch alle Menschen mit? Mich jedenfalls nicht. Ich will nicht, obwohl ich könnte. Ich bin hier zu Hause und kaufe hier auch ein. Und ich habe einfach keine Lust auf diese Easy Shopper. Zeitvorteil hin oder her – ich finde es völlig unproblematisch, Sachen, die ich haben möchte, erst in den Einkaufswagen und anschließend aufs Kassenband zu legen. So eilig habe ich es nie, dass ich nicht abwarten könnte, bis die nette Kraft an der Kasse meine Lebensmittel über ihren Scanner gezogen und mir die Endsumme genannt hat. Bei einigen Discountern arbeiten die Kassiererinnen so flott, dass die Kundschaft mit dem Eintüten und Bezahlen gar nicht hinterherkommt.
Bleibt der Vorteil, effizient zu arbeiten mit weniger Personal. Für Supermarktbetreiber mag das erstrebenswert sein, die müssen schließlich sehen, wie sie ihren Laden am Laufen halten. Aber warum sollte ich als Kunde das wollen? Wohin ich blicke, erlebe ich schon jetzt, wie negativ sich Personalnot auf den Service auswirkt. Die Postagentur macht erst um 9 Uhr auf, dann die Mittagspause und um 18 Uhr schließt man wieder. Es sind Zeiten, an die ich mich dunkel aus meinen Jugendjahren erinnere. Jetzt sind sie wieder aktuell.
Warum sollte ich als Kunde aktiv dazu beitragen, Supermarktbetreibern Arbeit abzunehmen? Das scheint mir mittelfristig zu Personalabbau zu führen und nicht zu besserem Lohnniveau für Arbeitskräfte im Einzelhandel! Von der Frage des Datenschutzes mal ganz abgesehen, schließlich funktioniert all das smarte Shopping nur über Apps, die genau registrieren, was ich kaufe. Ich will aber kein gläserner Kunde werden.
Ich kenne allerdings auch Leute, die den digitalen Einkaufswagen ganz anders sehen und sich freuen, ihn endlich nutzen zu können. Das Schöne am Ganzen ist, dass wir alle nebeneinander im selben Supermarkt unsere Besorgungen erledigen können und die freie Wahl haben, wie wir das machen.
Zumindest jetzt noch. ❗

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Kommentare (3)

Rosi65

Lieber Horst,

für die "ZEIT IST GELD-Kundengruppe" kann dieses Einkaufserlebnis sicher interessant sein, denn sie sind dann ja VIP-Kunden. Vorher müssen sie aber noch persönliche Daten übermitteln und eine Easy-Shopper-Tasche (12,99€) erwerben.
Das ist lediglich eine Form von Kundenbindung, damit der Kunde dem Laden schön treu bleibt. Möchte er in einem anderen Supermarkt easyshoppen, müssen erneut zusätzlich neue Daten ins Kundensmartphon eingepflegt werden.

Ob dieses Einkaufssystem wohl bei den Senioren, die ja mit die größte Kundengruppe stellt, gut angenommen wird? Die meisten von ihnen verfügen ja über viel Zeit. Vielleicht bietet ihnen ihr Einkauf gerade deshalb eine willkommene Alltags-Abwechslung, um mal in Ruhe zu stöbern oder ein kleines Schwätzchen zu halten. Warum sollten ausgerechnet diese dann im Laufschritt durch den Supermarkt eilen?
Viele ältere Personen besitzen oder benutzen ihr Smartphon kaum, weil sie mit der Technik überfordert sind.

Für den Einzelhändler gibt es sicher auch noch das Risiko der „Souvenirjäger“, die sich zur Erinnerung einfach mal das Shopper-tablet ausleihen.😏
Man sollte also, um allen Kunden gerecht zu werden, dann schon beide Einkaufs- Möglichkeiten anbieten. Was aber für den Händler sicher nicht mehr rentabel wäre.

Viele Grüße
   Rosi65

Muscari


Ach ja, lieber Horst,
das sind die Blüten des Digitalen.
Auch mir ist das alles völlig gleichgültig, solange ich nach meiner Fa
çon einkaufen kann.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als in unserer Firma die Computer eingeführt wurden und die Angestellten entsprechende Kurse machten. Schreibmaschinen adé. Es dauerte natürlich eine ganze Weile bis wir mit dem neuen Ding zurechtkamen.
Aber ärgerlich vor allem, weil es zu Personalabbau führte.

Heute denkt niemand mehr daran. Ob es auch mit Easy Shopper so gehen wird, wer weiß das schon?
Also take it easy, meint mit herzlichem Gruß
Andrea


😉


 

Pan

@Muscari  
ich denke, der Ablauf wird ähnlich werden. Wo die I.T. die Richtung anzeigt,
kommt stets das nicht so gute Ende wieder heraus.
grüßt 
Horst


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