Diskussion?

 
Ich mag Diskussionen. Dabei stelle ich immer fest, dass meine eigene Einstellung zu den alltäglichen Dingen nicht unbedingt das »Nonplusultra« des Lebens ist. Natürlich! In fast 90 Jahren meines Lebens musste ich so unendlich viele Ausrichtungen des Daseins miterleben, dass es oft sehr schwerfällt, den vielen »Wahrheiten« zu folgen, die mir ständig von Neuem vor die Füße fallen. Alles ist im Fluss, Veränderungen gehören zum Leben wie die Butter zum Brot.
       Es ist schwierig für alte Menschen, dem immer zu folgen. Einsehbar ist es nicht, denn warum soll ich das neueste Jugendwort des Jahres »Smash« als neue Form übernehmen? Vor allem, wenn ich es überflüssig finde!
       Ein Wörterbuch ist der Spiegel der Zeit! Niemand muss sich dabei gezwungen fühlen, neue Moden mitzugestalten oder zu übernehmen. Die Gefahr besteht allerdings, dass jeder Verweigerer »abgehängt« wird, als Ewig-Gestriger zu den ausrangierten Typen im Keller verschwindet und nur noch sporadisch ans Tageslicht kommt.
        Zurück zur Diskussion. Wie ich bemerkte, liebe ich Gespräche, sie eröffnen mir Möglichkeiten, die ich ohne gegenteilige Meinung gar nicht sehe. Erst das Austauschen von Erkenntnissen bringt mir die Denkweise näher, die ich zum regulären Wissen brauche. Ich kann jedoch nur dann von einer Diskussionsrunde etwas lernen, wenn ich den gleichen Wissensschatz bzw. das gleiche Vokabular beherrsche, wie mein Gegenüber! Ohne diese Voraussetzungen ist ein erwartetes Ergebnis unweigerlich zum Scheitern verurteilt.
       Wie oft geschieht es im wirklichen Leben, dass ein sprachliches Missverständnis zu einem GAU der Gefühle führt? Selten wird das in böser Absicht geschehen und dennoch wird das Ergebnis des öfteren als Desaster empfunden.
       Ich werde also immer wieder dazulernen müssen - ob ich es will oder nicht. Niemand kann mir meine Fehler abnehmen, die ich durch einen vernachlässigten Wortschatz mache. Die einzige Möglichkeit hätte ich dann nur noch, wenn ich zu allem »Ja und Amen« sage - oder meine große Schnauze halte!

©by H.C.G.Lux


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Kommentare (7)

Manfred36

„Ich erkenne immer das an, was der Andere sagt - solange es m e i n e  Meinung ist!“
Eine Diskussion hat ein Ergebnis beim Auseinandergehen:
- die Auffassungen sind so unterschiedlich und schwerwiegend, dass wir friedlich beschließen,
unserer beider Fantasiewelten nebeneinander bestehen zu lassen und nicht mehr durcheinander zu bringen
- unsere partielle Meinungsverschiedenheit lohnen nicht hochgespielt zu werden, wir behalten sie aber friedlich im Hinterkopf. Es gibt ja so Vieles andere noch und vielleicht sogar neue Aspekte


 

Federstrich

Hallo Pan,
du hast vollkommen recht: Diskussionen sind vor allem dann ergiebig, wenn sie inhaltlich und sprachlich auf Augenhöhe stattfinden. Beides kann man nicht erst im Gespräch herstellen; es muss bereits vorliegen. Eine sprachliche Annäherung ist von beiden Seiten kaum zu erwarten, eine inhaltliche ggf. schon eher.

Deshalb erstaunt es mich, dass du irgendwo vernommen zu haben scheinst, dass du das neueste Jugendwort "smash" übernehmen sollst? Sagt wer? Mir würde das z.B. nicht im Traum einfallen und ich wüsste auch nicht, wer das erwarten würde? Wegen der Ignorierung dieses Wortes landest du auch nicht in der Rumpelkammer, wie du schreibst, sondern triffst eine weise Entscheidung.  Die Jugend besteht gern auf ihrem eigenen Code und es wirkt geradezu lächerlich, wenn ältere Semester ihn sich zueigen machen würden. Man will sich ja gerade abgrenzen. Dazu kommt noch, dass gerade dieses Wort und der Kontext, in dem es verwendet wird, mit der Lebenswirklichkeit der allermeisten Alten nichts zu tun hat. Das Gefühl, zum alten Eisen zu gehören, entsteht, falls überhaupt, auch nicht durch einen einzelnen Akt sondern durch die Summe vieler weiterer.

Davon abgesehen haben die meisten Senioren so viel Selbstbewusstsein, sich selbst auch sprachlich treu zu bleiben und solchen Teenie-Slang nicht ernsthaft zu übernehmen.

Viele Grüße von Federstrich
 

Pan

@Federstrich  
Warum meinst Du eigentlich, dass ich gesagt hätte, ich müsste ...
Da hast Du aber den Kontext falsch vernommen, in den der Ausspruch gehört. Es handelt sich dabei nur um eine Floskel, die ich aus anderem Grunde einbrachte.
Trotzdem danke für Deine Meinung!
Horst

Federstrich

@Pan  
Nur weil du gefragt hast, muss eine Antwort etwas ins Detail gehen. Das "müsste" habe ich diesem Kontext  und namentlich der Aussage im Fettdruck entnommen. 
"Es ist schwierig für alte Menschen, dem immer zu folgen. Einsehbar ist es nicht, denn warum soll ich das neueste Jugendwort des Jahres »Smash« als neue Form übernehmen? Vor allem, wenn ich es überflüssig finde! Ein Wörterbuch ist der Spiegel der Zeit! Niemand muss sich dabei gezwungen fühlen, neue Moden mitzugestalten oder zu übernehmen."

Die Aussage suggeriert zunächst, dass jemand die Verwendung des Wortes durch Ältere erwarten würde: ("Es ist schwierig für alte Menschen, dem immer zu folgen. ..Einsehbar ist es nicht...! ....muss sich dabei gezwungen fühlen. ..")
Frage also: Wer verlangt bzw. erwartet Schwieriges, wer ein Einsehen? Wer zwingt Ältere dazu?


Erst danach erfolgt die Absage, dass das nicht zu geschehen brauche: "Warum soll ich übernehmen...wenn ich es überflüssig finde... Niemand muss...?"

Kurzum, wer von vornherein davon ausgeht, dass - selbstverständlichlich - niemand erwartet, dass sich Ältere von der Jugendsprache beeinflussen lassen, baut so eine imaginäre Forderung oder Erwartung erst gar nicht ein, weil es keinen Grund dafür gibt, sondern formuliert ohne diese.
Gibfried

 

Pan

Es lohnt sich einfach nicht, über Wortklaubereien zu debattieren!
Dazu ist mir die Zeit zu schade. Also lassen wir das bitte. ~~~
Grüße von Pan

Roxanna

Immer wieder nachfragen, um genau zu verstehen, wie das Gegenüber etwas gemeint hat, hilft, Missverständnisse zu reduzieren. Ob sie sich ganz vermeiden lassen, glaube ich eher nicht. Offenheit braucht es auch, das Gegenüber genau wahrnehmen, so kann wirklich ein interessanter Austausch entstehen, lieber Horst. Ich stelle aber immer wieder fest, dass nicht so viele Menschen sich darauf einlassen können, weil es ihnen möglicherweise zu anstrengend ist. Da werden Kontakte lieber abgebrochen, man macht sich aus dem Staube und so bleibt manchmal etwas ungeklärt und hängt einem unter Umständen eine ganze Weile nach.

Das soziale Miteinander verändert sich zunehmend und nicht zum Guten. Möglicherweise ist das aber auch nur meine Wahrnehmung. Freuen darf man sich auf jeden Fall, wenn man auf Menschen trifft, die ehrliches Interesse an anderen zeigen.

Lieben Gruß
Brigitte

Pan

  > > dass nicht so viele Menschen sich darauf einlassen können, weil es ihnen möglicherweise zu anstrengend ist.

Nein, ich denke nicht, liebe Brigitte, dass dies ein Grund ist. Es liegt eher daran, dass es Menschen gibt, die nicht einsehen können, dass sie auch mal im Unrecht sind! So viel Einsicht zu haben, ist ganz schön schwierig.
Wenn dann ein Zacken aus der Krone bricht, geht wahrscheinlich mehr zugrunde, als man überhaupt wahrnehmen will. Das "soziale Miteinander" ist schon noch da - jedoch hat es seine Eigenarten verändert! 
Mir fällt da das alte Wort ein: Ich erkenne immer das an, was der Andere sagt - solange es m e i n e  Meinung ist!

meint mit einem Lächeln
Horst


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