Die Zeit als Henker

….Die Zeit, so sagte einst ein Denker,
gleicht dem erbarmungslosen Henker,
der, während wir durch´s Leben wandern,
die Jahre, eines nach dem andern,
leichthändig und gefühllos köpft,
bis sich der Kontostand erschöpft.
Wir wissen´s zwar, doch spüren´s kaum,
es scheint uns eher wie ein Traum
und so, als ging es uns nichts an;
wenn doch, viel später irgendwann.
….Bei andern merken wir´s genauer:
Sie werden tüttelig und grauer,
verliern die Haare, kriegen Falten,
vergessen alles und erkalten.
Kein Zweifel, was da vor sich geht:
Fortschreitende Senilität.
….Uns kann dergleichen nicht gefährden,
weil wir nicht alt, nur älter werden.
Der Wandel ist in solchen Fällen
beinahe gar nicht festzustellen.
….Doch irgendwann ein einem Tag
trifft uns die Einsicht wie ein Schlag
und stimmt uns dementsprechend trüber:
Die Zeit ging nicht an uns vorüber.
Verrostet ist der alte Glanz,
verwelkt der grüne Siegerkranz.
Die Zeit rast weg wie im Galopp,
es hilft nicht mehr zu tun, als ob.
….Wird´s dunkler dann und herbstlich kalt,
wünsch ich Dir einen festen Halt,
um sicher in der Welt zu stehn –
genügend Kraft zum Weitergehn,
ein Ziel, das in der Zukunft liegt,
Dich vorwärts treibt und nicht betrügt.