die Strumpfhalter-Leibchen.....


... wer kennt sie noch ?
Über den Kopf angezogen und die Strippen mit den merkwürdigen Klipsen baumelten dann am Oberschenkel rum.
Doch dann kam der Höhepunkt...die langen Strümpfe aus rauher Wolle handgestrickt. Mühsam über das Bein nach oben gezerrt und dann im Klipp festgegezurrt. Doch die kleinen Gummibobbbeln am Klipp waren dafür zu zerquetscht oder fehlten einfach. Vormals waren es vier, doch letztendlich hing alles nur an einem dran.
Man wuchs und die Beine wurden länger und die Strümpfe kürzer. Und die Gummibobbeln auch nicht jünger.
Omi hatte die Idee mit Einweck-Ringen auszuhelfen. Nur die erwiesen sich als zweifelhaft, als ich mit fast abgestorbenen Beinen nach Hause kam. Mutter setzte sich an die Nähmaschine und schneiderte mir aus ausrangierten Klamotten nur noch Hosen. Es waren richtige Beutel, in denen man auch was verstecken konnte. Doch in die Schule mußte ich mit Kleid, obwohl ich in meiner Klasse, die aus mindesten 4 Altersstufen bestand, keiner besser bekleidet war, als ich.
Ich stapfte auch im Winter mit Kniestrüpfen durch den Schnee und Zuhause angekommen stand der heiße Stein schon im Kachelofen drin.
Das war dann ein Genuß. Ein warmes Mehlsüppchen mit einem Fruchtaroma-Spritzer wurde eingerührt, den heißen Stein unter den Füßen und die Welt war wieder in Ordnung.
Irgendwann kam diese "Zellstoffware" auf. Schwer und starr und im nassen Zustand nicht auszuwringen. Nur nicht in den Regen kommen.....
der Panzer wurde einfach enger. Doch Mutti saß unverdrossen an der Nähmaschine und erfreute sich, daß sie von irgendwem ein Stück Stoff ergattern konnte und für mich etwas Neues schneidern konnte.
Ihre Nähwut hat mich fast erschlagen und dann die Anprobiererei....
auf den Tisch mußte ich immer steigen und einmal wurde mir einfach schlecht und ich kippte um.
Als ich zu mir kam, lag ich auf der kleinen grünen Couch und die halbe Nachbarschaft war um mich herum. Ein Stimmengemurmel weckte mich in die Gegenwart zurück.
Zum Glück hielt man sie von Krankenhaus und sonstwas zurück und ich durfte mich auf der Couch erholen.
Die Nachbarn kamen mit eingeweckten Essen zurück und jeder wollte mich füttern und mir wieder zu Kräften helfen.
Es war zuviel des Guten, ich kotzte alles wieder aus, was mir in den Mund geschoben wurde. Auf soviel Vielfalt war der Magen überhaupt nicht ausgerüstet.
Doch schnell erholte ich mich und zog wieder strolchend durch die Gemeinde und kam manchmal mit meinen Beutelhosen auch mit Nahrung nach Hause. 3 Eier hatte ich ergattert von einer weitläufigen Nachbarin, die mich aber vom Schulweg her kannte. Das war der perfekte Eiertanz. Mit einem Bein ganz schleifend, war mein Weg bis nach Hause. Immer schauend, daß mich auch keiner sah oder nachschlich und als ich dann klingelte und der Summer mir die Tür öffnete, waren die Eier gerettet.
Doch Mutti freute sich zuerst und dann fragte sie sofort nach, bei wem ich sie geklaut hätte. Mensch, war ich beleidigt!
Auch diese Sache hat sich dann erledigt und wir erfreuten uns an unserem Verhandlungsgeschick.
Die Beutelhosen wurden enger und länger und ich ging gut angezogen durch die damalige "Welt".
doch "Schlapperhosen" trage ich heute noch gern.
Mit Schlapper-Grüßen
Euer Moni-Finchen



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Kommentare (5)

finchen ...einer spricht es an und schon fängt der andere Teil zu grübeln an. Ist doch schön, oder nicht?
Kalamitäten zu überwinden oder etwas anderes zu erfinden, war für unsere "Generation" doch die normalste Sache der Welt. Heute zieht ein Schmunzeln über mein Gesicht.......wenn mir eine Erinnerung wieder einfällt, die längst vergraben war.
Ich freue mich, wenn Ihr Euch auch freut...
in diesem Sinne mit herzlichen Grüßen
Euer Moni-Finchen
Ela48 Wie schön Du Erinnerungen wecken kannst!
Jeden Samstag wurde gebadet und dann kam der Wechel von den frischen braunen Strümpfen..
Ekelhaft, hart, kratzig...!
Einmal habe ich die alten Strümpfe aus dem Wäschekorb genommen und ieder angezogen, Die sind im Laufe der Woche weich geworden..
Da gab es mächtig viel Ärger.
Danke Dir, liebes finchen!
Ela
Traute Beinahe hätte ich wieder was verpasst. Schleiche immer bei den Gedichten rum.
Ja die Leibchen kenne ich noch, wie ein an den Schultern abgeschnittenes Hemdchen, sahen sie aus. Wurden nauf dem Rücken zugeknöpft. Dann waren bei uns(bin ja ein bisschen älter), Knöpfe für die Strippen angenäht, am Leibchen und an den Strümpfen.
Da zwischen waren Strippen mit Schlitzen für die Knöpfe.
Ein Stück Bein blieb nackig.
Darunter konnte man einen Hampelmann tragen, das war wie ein langärmeliges Hemdchen mit Unterhose in einem. Über dem Bauch wurde es zugeknöpft. Und dann sah man die Wülste durch die Strümpfe, die zwei links, zwei rechts, gestrickt waren.
Wie haben wir uns geschämt.
Aber die Schafwollsachen haben gekratzt, wie verrückt.
Danke für Deine schöne Erinnerung.
So ging es damals zu.Das kann ich bestätigen.
Mit herzlichen Grüßen,
Traute
Maxi41 beim Lesen Deiner Erinnerung konnte ich mich auch gleich in die Kindheit zurückversetzen. Auch ich hatte Leibchen mit Strumpfhaltern, die oft ausgebessert werden mußten, teils mit Einmachgummi, teils mit einem Pfennig oder Knüllpapier, wenn der Klip fehlte.
Zu Ostern, egal wie kalt es war, durften wir das 1. Mal Kniestrümpfe anziehen. Kniestrümpfe ebenso wie die langen kratzten fürchterlich. Bei jedem Waschen wurden sie kleiner, und man hatte trotzdem reinzupassen.
Ich kann mich auch noch gut erinnern, dass wir von Verwandtschaft aus Amerika in Leinensäcken verpackte Wolle bekamen. Das war der Hit. Davon wurde Unterwäsche gestrickt. Das war reine Baumwolle und ein Luxus für uns.
Aus Stoffresten wurde Kleidung gefertigt. So hab ich schon als Kind nähen gelernt, was mir später sehr zugute kam.

Maxi41
Syrdal


Eine schöne Erinnerung! Wohl fast jeder, der in den frühen Nachkriegsjahren den täglichen Weg zur ungeheizten Schule hatte, könnte es so oder ähnlich erlebt haben, nachdem aus dem Himmel keine Bomben mehr fielen.
Bei mir war es die hohe Rhön, die in den strengen Wintertagen mit extremen Temperaturen imponierte und uns – Jungen wie Mädchen – unter strenge Proben stellte. Wer hielt es durch, auf dem Weg bis zur Schule die arg kratzenden Schafwollstrümpfe nicht doch vom Gummipopperl zu streifen und bis zum Knöchel hinunter zu rollen? Lieber frieren und blaue Knie bekommen, war die kollektive Schülermeinung. Nur nicht diese fürchterliche Tortur erleiden – diese schreckliche Folter, die man da nach der Eltern Wille täglich zu bestehen hatte.
Doch ehrlich: Es war eine „wahre Schule“... nämlich die „Schule des Lebens“, die da hieß, irgendwie die Kälte zu bestehen und die Situation so gut es geht zu meistern.
Das Leben hat uns längst gelehrt, konstruktiv mit misslichen Situationen umzugehen und immer das Beste aus den Dingen zu machen. Da ist das „schlimme Leid“ der jungen Jahre mit den Leibchen und Popperln und Strapsen und Strickstrümpfen aus gelblichgrauer, nach Schaf riechenden Kratzewolle ja doch beinah vergessen, aber doch nun wieder – eine schöne Erinnerung!


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