Die Katze Kessy


Die Katze Kessy

Die Geschichte liegt viele Jahre zurück und hat der Katzenhimmel unterdessen Kessy zu sich geholt. Wer die Geschichte bebildert sehen möchte, verweise ich auf meine Homepage: www.Hafel.de

Kessy kam zu uns, da der Kater „Frechdachs“ leichte Verhaltensstörungen zeigte, Sein Zwillingsbruder „Tiger“ wurde kaltblütig von einem Autofahrer überfahren. Er sah zu. So suchten wir für Frechdachs eine oder einen Gefährten. Auf einem Bauernhof wurden wir fündig, wo gerade junge Katzenwelpen auf eine Weitervermittlung warteten. Wir nahmen uns vor, das erste Katzenbaby zu nehmen –ohne auf Aussehen oder Geschlecht zu beachten- welches zuerst zu uns kommt. Das Geschlecht ist bei Katzenwelpen ohnehin nicht einfach zu ermitteln. Und so kam Kessy in unsere Familie. Der erste Kontakt zwischen Frechdachs und Kessy war noch frostig und abwartend, doch bald besann sich der dicke Kater auf seine Verantwortung der kleinen Katze gegenüber und wachte und sorgte für den Neuling. So wuchsen beide bei uns auf und auf vielen Fotos sieht man beide eng aneinander gekuschelt.

Die eigentliche Geschichte beginnt damit, dass beide Tiere zum Tierarzt zu einer Routineuntersuchung sollten. Wir schreiben die ersten Apriltag des Jahres 1999. Obwohl wir zwei Tiertransportgefäße hatten, packten wir der Einfachheit halber, beide Tiere in einem Transportkorb und machten uns abends. nach Dienstschluss, auf den Weg zum 15 km entfernten Tierarzt in die Stadt Lütjenburg. Dort angekommen, mussten wir unseren Wagen einige Fußminuten vom Tierarzt entfernt parken und liefen nun mit unserer Transportkiste dem Tierarzt entgegen. Keine zehn Meter vor der Tür des Tierarztes sprengte der „dicke“ Kater das Gitter des Transportkorbes und beide Katzen waren draußen! Während Frechdachs noch verdutzt da saß und nachdachte was nun passiert war, war Kessy bereits mit Riesensprüngen auf die andere Seite der Strasse in einer Hecke verschwunden.

Zur ersten Schadensbegrenzung packte ich zunächst Frechdachs und brachte ihn zurück zum Auto. Dann versuchten wir Kessy wieder einzufangen und kreisten sie an der Hecke ein. Langsam, und ihr immer ruhig zuredend, näherten wir uns ihr Meter um Meter um sie aus der Hecke wieder habhaft zu werden. Wir waren nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt, da kam eine Frau mit einem Dackel um die Ecke. Der Dackel muss sofort in der Dunkelheit die weiße Katze gesehen haben und riss sich los und versuchte nun auch an Kessy ran zu kommen. Kessy erkannt sofort die Gefahr und sprang mit einem Riesensprung über eine Mauer eines Privatgrundstücks.

Von nun an kämmten wir das Gelände durch, was es an diesem dunklen Aprilabend gar nicht so einfach, denn mussten wir zunächst die Hausbesitzer fragen, ob wir ihren Garten/Grundstück betreten und durchsuchen durften . Da kam nicht in jedem Fall ein okay. Die Suche hatten wir dann nach 7 Stunden ergebnislos abgebrochen, es war bereits nach Mitternacht! Wir fuhren dann mit einem sehr, sehr unwohlem Gefühl nach Hause, um aber erst einmal Frechdachs wieder zurück zu bringen, der brav die ganze Zeit im Auto gewartet hatte.

Am nächsten Tag war uns sehr unwohl, denn hatten wir Kessy in einer ihr gänzlich fremden Gegend zurück gelassen. Sie war in der fremden Stadt ganz auf sich alleine gestellt und mussten wir sie wieder finden. Ich fertigte am PC unzählige Suchmeldungen (mit Finder-Belohnung) an und heftete diese an jede Bushaltestelle, allen möglichen Läden und informierte alle Tierärzte der Gegend, die Polizei, die Feuerwehr und die Tierschutzvereinigungen, falls Kessy gefunden wurde.

Ich entschied mich für zwei Dinge. Erstens Urlaub zu nehmen, da ich am hellem Tag Kessy suchen musste und zweitens, die bereits zu meinem Geburtstag eingeladenen Gäste alle wieder auszuladen und den Geburtstag (der in wenigen Tagen war) auf eine unbestimmte Zeit zu verschieben. Bei der Absage musste ich bereits feststellen, dass es unter den geladenen Gästen auch ganz andere Meinungen gab... als meine. Aber für mich war Kessy eben keine „Sache“ und musste gefunden werden. So fuhr ich nun jeden Tag am Morgen in die Stadt und kämmte jeden Fleck Erde durch. Unterdessen warf ich in alle Briefkästen dieser Gegend eine Fotobeschreibung von Kessy.
Es war aber keine Kessy in Sicht! Bis auf die üblichen Fehlmeldungen, nichts!

Nach 5 Tagen, an meinem Geburtstag, meldete ich mich wieder zur Suche von Kessy ab und parkte wieder in der Gegend, wo wir Kessy verloren hatten. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße hing eine Frau ihre Wäsche auf. Ich fragte sie, ob sie eine Katze gesehen hätte, die sonst hier nicht ist. Sie erzählte mir, dass sie in den letzten Tagen eine Katze beobachtet hat, die immer von einem bestimmten Grundstück zu den Garagen kommt, wenn ein Auto vorgefahren war und dann aber wieder zurück ging. Hmmm, das klang nach Kessy, die mich zu Hause auch immer an der Garage erwartet hat. Sie lebt !! Obwohl die Beschreibung der Katze nicht stimmte, machte ich mich an die wiederholte Durchsuchung des Grundstückes. Das besagte Grundstück war zur Zeit unbewohnt und konnte ich mich da im Moment freier bewegen. Meter für Meter suchte ich alles ab und rief dabei laut „Kessy-Kessylein“. Nach einer Zeit hörte ich ein zaghaftes miau. Ich ging der Stimme nach und hörte nun meine Kessy unter einem großen Holzhaufen. Der Holzhaufen bestand aus ungeordneten Feuerholzscheite. Ich kletterte nun auf den Holzstapel und konnte von oben in die mir bekannten wunderbaren grün-blauen Katzenaugen schauen. Es war meine Kessy! Ich überlegte, wie ihr ich ihr nun habhaft werden konnte, ohne dass sie mir wieder entwischt. Ich machte mir vorher klar, dass sie mich verletzen wird, wenn ich kräftig zupacke. Also schob ich Holzscheit für Holzscheit beiseite, bis ich die Katze greifen konnte. Genau so kam es dann auch; ..ich packte fest zu und Kessy biss mir in die Hand. Beim Herausziehen, kratzte sie mir noch voll durchs Gesicht und gab erst Ruhe und schnurrte, als ich sie fest an meine Brust drückte. Ich blutete im Gesicht und mein Anorak war verschmiert und so rutschte ich den Holzstapel wieder runter.

Die Frau am Wäschetrockenplatz war neugierig und hatte gewartet, bis ich wieder kam. Das war auch gut so. Ich konnte sie um Hilfe bitten für mich einmal per Telefon eine zweite Person herbei zu rufen. Als meine Hilfe eintraf, brachten wir Kessy erst einmal zum Tierarzt (der war ja gegenüber) . Dort wurde ich und Kessy verarztet. Ihre beiden Vorderläufe waren nur noch das blanke Fleisch. Kessy muss sich irgendwann gegen einen Angreifer verteidigt haben. Kessy bekam einen kratzfesten Verband (siehe Foto) und konnte nun endlich wieder nach Hause kommen. Es war ein tolles Geburtstagsgeschenk, welches wir wohl nur wegen unserer hartnäckigen Suche vom Schöpfer erhalten haben. Nach einer Woche intensiver Suche wieder gefunden! Danke!

Die nächsten Tage waren damit ausgefüllt alle unsere Suchzettel wieder zu entfernen und an die benachrichtigten Dienststellen „Entwarnung“ zu geben.

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Kommentare (4)

missiskarin Hallo Joan, da du gerade das Thema ansprichst, fällt mir das Katzengedicht von Theodor Storm ein.
Es ist nur zu lang, es paßt nicht hier rein. Wen es interessiert, findet es unter Literatur.
joan "der Hund ander Kette blckt müde ins Leere,viel Katzenmisere rundum",diese Eindrücke bekam ich vom Landleben,als ich voll Illusionen dahin zog.In den Scheunen gabs kein Stroh und keine Mäuse mehr-die Katzen zu füttern,ausser bissl Milch im Stall,waren die Bauern hier nicht gewöhnt.Mit Sielmanns Hilfe-er intervenierte auf meine Bitte, konnte ich schliesslich auf eigene Kosten sterilisieren und kastrieren-bis heut endlich so was wie Verantwortung praktiziert wird.Hafel hat eine berührende Geschichte erzählt,die ich gut nachvollziehen kann Ich habe ähnliche Geschichten erlebt,aber ich weiß nicht,ob ich sie so gut erzählen könnte.
immergruen habe ich mit meinen kleinen Kater erlebt, der vor Schreck aus dem offenen Fenster sprang. Ich habe ihn eine Woche lang gesucht und ihn, zum Glück, auch wiedergefunden.
missiskarin Da habt Ihr Glück gehabt. Meine Nachbarin verlor ihre Katze auf die gleiche Weise: vor der Tierarztpraxis aus dem Korb gesprungen - und ward nie mehr gesehen. Trotz Suche.
Ausdauer zahlt sich aus; aber ein Quäntchen Glück braucht man auch.
LG Karin

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