Die Badenden Schoenheiten
Bathing Beauty oder die Badenden Schoenheiten
Als Kind in einer indischen Kleinstadt hat man nur Marathi oder Hindi Spielfilme gesehen. Es gab jedoch in unserem Kino ab und zu auch englische oder amerikanische Filme. Einer der ersten, den ich gesehen habe, hiess Bathing Beauty von Esther Williams. Ich erinnere mich an nichts anderes als eine Anzahl von weisshaeutigen Frauen mit sehr wenig Kleidung, die fast immer im oder am Schwimmbad waren. Im Vergleich zu den indischen Frauen, die man sah, hatten diese wirklich sehr wenige oder fast keine Kleidung. Das war meine erste Bekanntschaft mit den Badenden Schoenheiten.
Dann landete man als juenger Mann in einer deutschen Universitaet namens Heidelberg. Am Anfang wohnte man als Untermieter in einer teueren Wohnung in der Hauptstrasse. Nach den ersten paar Monaten entdeckte man andere Moeglichkeiten. Fast hinter dem alten Unigebaeude gab es das Kollegium Akademikum – auch ein Studentenwohnheim und die Zimmer waren nicht schlecht und die Miete war besonders guenstig – nur 40 DM im Monat. Es gab dort sogar eine Mensa und das Dolmetscher Institut war fuenf Minuten zu Fuss.
Es war eine sehr intensive und interessante Zeit an den deutschen Universitaeten. Nach den Pariser Unruhen gab es auch unzaehlige Studentenbewegungen an den deutschen Universitaeten. Der Anfang war in Westberlin, aber Heidelberg war auch ziemlich weit vorne. Es gab Studentenunruhen, Strassendemonstrationen, Polizeiangriffe, Wassserwerfer und sonst vieles. Es war Mode, alle paar Tage einen neuen Namen fuer die Alte Uni zu finden. Studentenrevolution war im Kommen. Es gab revolutionaere Studenten und Studentinnen. Und Kollegium Akademikum war im Zentrum. Von meinem Fenster konnte ich die neuesten Nachrichten an der Rueckwand des Unigebaeudes lesen. Heute wollten die revolutionaeren Damen das Kollegium Akademikum uebernehmen.
Schon nach den ersten paar Tagen hatte ich die Duschzentrale im Keller des Wohnheims entdeckt. In den oberen Etagen gab es nur die Toiletten, wenn man aber duschen wollte, musste man in den Keller zu der Kommunaldusche. Das war eine lustige Atmosphaere. Es wurden nacheinander die neuesten und vulgaersten Witze erzaehlt. Ich als Neukoemmling war ein aufmerksamer Zuhoerer.
Beim Duschen sah man ab und zu den Nachbarn an, als er den neuesten Witz erzaehlte. Heute jedoch merkte ich ploetzlich, dass zwei Nachbarn einen komischen Oberkoerper hatten. Und dann erinnerte ich mich an die Nachricht an der Rueckwand der Uni. Die revolutionaeren Damen hatten das Kollegium Akademikum uebernommen. Die Badenden Schoenheiten meiner Kindheit waren ‚live‘ zu sehen.
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