der verhinderte Weihnachtsbaum
Der verhinderte Weihnachtsbaum
oder "was nicht passt, wird passend gemacht"
Ich wohnte noch zusammen mit meiner Mutter und meinem Bruder. Seit Jahren hatte ich die Aufgabe übernommen, mich um alles rund um den Weihnachtsbaum zu kümmern. Das tat ich gern, hatte ich doch von klein auf immer eine besondere Beziehung zu Weihnachtsbäumen gehabt!
Ein paar Wochen vor Weihnachten äußerte ich den Wunsch, diesmal einen nicht ganz so großen Baum zu besorgen.
Heftiger Widerspruch meines Bruders: Och nö! Wir hatten doch immer einen großen Baum! Lass uns nichts ändern!
"Meinetwegen" erwiderte ich, "aber du musst mitkommen und schleppen helfen!"
Damit war er einverstanden.
Ein paar Tage später nach Feierabend fragte ich: "So, heute kaufen wir den Baum!"
Er: " nein, verschieben wir das auf morgen! Ich hatte einen anstrengenden Arbeitstag!"
Ich: "Na gut"
Tags drauf: "OK, lass uns heute gehen!"
"Och, hab keine Lust. Ist ja noch Zeit"
Am nächsten Tag: "Hat doch wohl Zeit bis nächste Woche"
In der folgenden Woche: "OK, aber heute nicht! Bin zu müde. Morgen, ja?"
Tags drauf - und an den folgenden Tagen: dito
Inzwischen war die letzte Woche vor Weihnachten herangekommen.
Und die Arbeitstage meines Bruders waren immer noch anstrengend.
Also dackelte ich allein zum Marktplatz, - dem nächsten Ort, wo Weihnachtsbäume verkauft wurden.
Natürlich waren alle großen Bäume weg!
Bis auf einen.
Der war wirklich groß
Riesig.
Eigentlich ein Baum für einen Festsaal.
Nun ja, unser Wohnzimmer war ja nicht klein, und die Räume hoch. Mochte also gehen.
Ich kaufte ihn - und griff dabei tief ins Portemonnaie.
Egal. Mein Bruder sollte seinen großen Baum bekommen.
Und dann schleppte ich. Die Leute glotzten, tuschelten, lachten.
Zu dieser späten Stunde sah man auch keine kleinen Jungs, die man mal gegen ein Trinkgeld um Hilfe bitten konnte.
Uffuff!
Ein paarmal ließ ich den Riesen-Oschi von Baum fallen.
Einmal fiel ich selbst. Fast schon eine vorösterliche Szene: Jesus schleppt sein Kreuz nach Golgatha.
Meine Hände und Arme wurden von den Nadeln zerstochen. Teils auch das Gesicht. Das Harz klebte an Fingern und Klamotten.
Endlich hatte ich es geschafft. Mit letzter Kraft zog ich das Monstrum die Treppe hoch, durch den Flur und auf den Balkon.
Mein Bruder war begeistert.
"Nun wollen wir ihn aber besser gleich in einen Christbaumständer stecken", schlug ich vor.
"Ach, das hat Zeit...müde...anstrender Arbeitstag..." s.o., wie vorauszusehen!
Und es "hatte Zeit" bis zum Heiligabend-Morgen.
Und endlich war mein Bruder bereit, sich mit meiner Hilfe der "Einständerung" zu widmen.
Da der Stamm unten recht umfangreich war, musste der Baum gekürzt werden.
Kracks!
Der Christbaumständer zerbrach. Mein Bruder fluchte
.
Glücklicherweise hatten wir mehrere Ständer.
Der Baum wurde weiter gekürzt, und wir starteten den nächsten Versuch.
Kracks!
Der zweite Ständer im Eimer. Bruder stößt unflätige Flüche aus!
Nun hatten wir nur noch einen altmodischen aber soliden Christbaumständer, der wohl halten würde.
Und tatsächlich: Nach abermaligem Kürzen des Baumes passte er endlich, und der Ständer blieb heil.
Es geht doch nichts über alte deutsche Wertarbeit!
Der Baum war inzwischen nur noch halb so groß wie beim Kauf.
Leider aber waren nur die unteren Zweige ausladend breit gewesen; das, was nun noch übrig war, war nicht nur erbärmlich schmal und unansehnlich, sondern wollte auch partout nicht stehen, sondern kippte ständig um!
Mein Bruder strapazierte sein gesamtes Arsenal an Flüchen!
Derweil beschaute ich meine Hände und Arme, auf denen die Nadeln wieder lauter Spuren hinterlassen hatten, und bekam einen hysterischen Lachanfall, was mein Brüderchen endlich zur Raison brachte.
Was tun?
Der arme verstümmelte Riese wurde erst mal im Hof entsorgt.
Glücklicherweise waren in jenem Jahr am Heiligabend die Geschäfte noch offen, und am Markt gab es noch Bäume. Allerdings keine großen mehr. Aber das war meinem Bruder inzwischen egal. Wir marschierten also los, nahmen den guten alten Christbaumständer mit, und kauften gleich ein nettes mittelgroßes Bäumchen, das ohne sich zu sträuben in den Ständer passte.
Das trugen wir gemeinsam nach Hause, und ich schmückte es. Wie in jedem Jahr. Und einem friedlichen Weihnachtsfest mit einem zwar nicht großen, aber prächtigem Baum stand nichts mehr im Wege.
In den darauf folgenden Jahren war nie mehr die Rede von einem "großen Baum".
oder "was nicht passt, wird passend gemacht"
Ich wohnte noch zusammen mit meiner Mutter und meinem Bruder. Seit Jahren hatte ich die Aufgabe übernommen, mich um alles rund um den Weihnachtsbaum zu kümmern. Das tat ich gern, hatte ich doch von klein auf immer eine besondere Beziehung zu Weihnachtsbäumen gehabt!
Ein paar Wochen vor Weihnachten äußerte ich den Wunsch, diesmal einen nicht ganz so großen Baum zu besorgen.
Heftiger Widerspruch meines Bruders: Och nö! Wir hatten doch immer einen großen Baum! Lass uns nichts ändern!
"Meinetwegen" erwiderte ich, "aber du musst mitkommen und schleppen helfen!"
Damit war er einverstanden.
Ein paar Tage später nach Feierabend fragte ich: "So, heute kaufen wir den Baum!"
Er: " nein, verschieben wir das auf morgen! Ich hatte einen anstrengenden Arbeitstag!"
Ich: "Na gut"
Tags drauf: "OK, lass uns heute gehen!"
"Och, hab keine Lust. Ist ja noch Zeit"
Am nächsten Tag: "Hat doch wohl Zeit bis nächste Woche"
In der folgenden Woche: "OK, aber heute nicht! Bin zu müde. Morgen, ja?"
Tags drauf - und an den folgenden Tagen: dito
Inzwischen war die letzte Woche vor Weihnachten herangekommen.
Und die Arbeitstage meines Bruders waren immer noch anstrengend.
Also dackelte ich allein zum Marktplatz, - dem nächsten Ort, wo Weihnachtsbäume verkauft wurden.
Natürlich waren alle großen Bäume weg!
Bis auf einen.
Der war wirklich groß
Riesig.
Eigentlich ein Baum für einen Festsaal.
Nun ja, unser Wohnzimmer war ja nicht klein, und die Räume hoch. Mochte also gehen.
Ich kaufte ihn - und griff dabei tief ins Portemonnaie.
Egal. Mein Bruder sollte seinen großen Baum bekommen.
Und dann schleppte ich. Die Leute glotzten, tuschelten, lachten.
Zu dieser späten Stunde sah man auch keine kleinen Jungs, die man mal gegen ein Trinkgeld um Hilfe bitten konnte.
Uffuff!
Ein paarmal ließ ich den Riesen-Oschi von Baum fallen.
Einmal fiel ich selbst. Fast schon eine vorösterliche Szene: Jesus schleppt sein Kreuz nach Golgatha.
Meine Hände und Arme wurden von den Nadeln zerstochen. Teils auch das Gesicht. Das Harz klebte an Fingern und Klamotten.
Endlich hatte ich es geschafft. Mit letzter Kraft zog ich das Monstrum die Treppe hoch, durch den Flur und auf den Balkon.
Mein Bruder war begeistert.
"Nun wollen wir ihn aber besser gleich in einen Christbaumständer stecken", schlug ich vor.
"Ach, das hat Zeit...müde...anstrender Arbeitstag..." s.o., wie vorauszusehen!
Und es "hatte Zeit" bis zum Heiligabend-Morgen.
Und endlich war mein Bruder bereit, sich mit meiner Hilfe der "Einständerung" zu widmen.
Da der Stamm unten recht umfangreich war, musste der Baum gekürzt werden.
Kracks!
Der Christbaumständer zerbrach. Mein Bruder fluchte
.
Glücklicherweise hatten wir mehrere Ständer.
Der Baum wurde weiter gekürzt, und wir starteten den nächsten Versuch.
Kracks!
Der zweite Ständer im Eimer. Bruder stößt unflätige Flüche aus!
Nun hatten wir nur noch einen altmodischen aber soliden Christbaumständer, der wohl halten würde.
Und tatsächlich: Nach abermaligem Kürzen des Baumes passte er endlich, und der Ständer blieb heil.
Es geht doch nichts über alte deutsche Wertarbeit!
Der Baum war inzwischen nur noch halb so groß wie beim Kauf.
Leider aber waren nur die unteren Zweige ausladend breit gewesen; das, was nun noch übrig war, war nicht nur erbärmlich schmal und unansehnlich, sondern wollte auch partout nicht stehen, sondern kippte ständig um!
Mein Bruder strapazierte sein gesamtes Arsenal an Flüchen!
Derweil beschaute ich meine Hände und Arme, auf denen die Nadeln wieder lauter Spuren hinterlassen hatten, und bekam einen hysterischen Lachanfall, was mein Brüderchen endlich zur Raison brachte.
Was tun?
Der arme verstümmelte Riese wurde erst mal im Hof entsorgt.
Glücklicherweise waren in jenem Jahr am Heiligabend die Geschäfte noch offen, und am Markt gab es noch Bäume. Allerdings keine großen mehr. Aber das war meinem Bruder inzwischen egal. Wir marschierten also los, nahmen den guten alten Christbaumständer mit, und kauften gleich ein nettes mittelgroßes Bäumchen, das ohne sich zu sträuben in den Ständer passte.
Das trugen wir gemeinsam nach Hause, und ich schmückte es. Wie in jedem Jahr. Und einem friedlichen Weihnachtsfest mit einem zwar nicht großen, aber prächtigem Baum stand nichts mehr im Wege.
In den darauf folgenden Jahren war nie mehr die Rede von einem "großen Baum".
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