der leibhatfige Hecht....


...der im Wasser schwamm.
Es waren die ersten Sommerferien in der BRD. Juchheee, wir fahren nach Ludwigswinkel in die Vorderpfalz...............
Auch noch mit Bekannten, deren Tochter meine erste Freundin war - in Zweibrücken/Pfalz.
Isolde, so hieß sie, war genauso "lümmelhaft" wie ich und somit war der Quatsch schon vorprogrammiert.
Wir fuhren durch ein kleines Dorf und noch weiter raus, bis wir vor einem traumhaften Grundstück standen, direkt an einem kleinen See.
Bäume und Sträucher säumten die Einfahrt bis zum Ferienhäuschen.
Ganz schön abgelegen, doch sehr grün.
Der Schlüssel drehte sich im Schloß, wir traten ein.
Ein herrliches Wohnzimmer mit Kamin, einer großen Terrasse mit Sicht zum noch längeren Grundstück und der Tür zum See.
Ein Bächlein hatte seinen Lauf zwischen ausgelegten Steinen zum Ufer hin.
Und wir entdeckten noch ein Bootshaus, sogar mit einem Äppelkahn zum Rudern drin.
Und dann sah ich den kleinen Turm, der auf dem Flachbau ragte, auch noch mit Fensterchen ausgestattet war.
Die Erwachsenen teilten die Zimmer ein. 6 Erwachsene und 4 Kinder. Platz gab es genug, doch ich lief zum Turmzimmer rauf. Gerade so groß, daß ein Bett und Nachttisch Platz fanden. Und zwei kleine Fenster, eins in den Garten und eins auf das vordere Grundstück raus.
Ich war begeistert und nahm es in Besitz. Fragen brauchte ich nicht, denn keiner wollte dort oben alleine schlafen.
Ich kam mir vor wie Rapunzel, nur daß mir die langen Haare fehlten.
Doch jeden Morgen kam die Inspektion des Geländes durch die Fensterchen und nach dem Wetter vorallem.
Badeanzug an und rein in den See, eine große Runde schwimmen und nebenbei auch noch auf die zwei Kleineren aufpassen, daß sie nicht auf den Bootssteg liefen.
Isolde und ich, wir tümmelten uns in den Seerosen rum und wie Waschlappen streiften sie unsere Körper ab.
Eine Runde tauchen war auch noch dran, da wir nicht wußten wie tief der See war. Ich tauchte sehr steil nach unten, zwischen den Seerosen- und Blätterstengeln fast bis zum Grund. Der lag zum Greifen nah, doch plötzlich blickten mich zwei starre Augen an, in diesem Stengelgewirr.
Ein spitzes Maul klappte langsam auf und zu, sodaß ich die spitzen Zähne sehen konnte.
Mit einem Ruck drehte ich um und wie von Teufeln gehetzt sprang ich auf den Bootssteg drauf.
"Da ist ein großer Hecht drin - der hat mich ganz starr angeschaut.."
Nun, wir hatten ja noch den Kahn. Im Geräteschuppen fanden wir noch einen Käscher und sofort hieß es "Schiff ahoi".
"Das wäre doch ein Braten" meinten die Erwachsenen und wir schipperten Runde um Runde auf dem See herum - den Hecht haben wir natürlich nie gefangen, doch unheimlich Spaß gemacht hat es.
Doch ein bißchen Angst hatten wir doch, wenn wir zum Baden waren.
Und immer mußte ich zuerst ins Wasser, um nachzusehen, daß er nicht zu sehen war.
Langsam gewöhnte ich mich an den Hecht und wollte ihn unbedingt nochmal sehen. Ich tauchte wieder an der dichtsten Stelle des Seerosenwuchses, tauchte auf und schrie:"Hecht".
Schreiend rannten die Kleinen in den Garten rein, Isolde saß im Bootshaus drin - ich tauchte unter dem Tor durch und schoß aus dem Wasser raus. Auch sie lief schreiend weg.
Nun hatte ich endlich Ruhe und konnte ganz gemütlich meine Runden drehen.
Das liebte ich, bis zum unteren Ufer an dem ein Ausflugslokal mit Terrasse stand. Dort machte ich manchmal Pause am Uferrand.
Eines Tages kam der Wirt zu mir und lud unsere Familien zum Abendessen.
Doch, um hinzukommen, mußten wir den Kahn nehmen.
Doch Susi konnte nicht schwimmen und die kleine Moni auch noch nicht.
Meine Schwester paddelte auch nur so vor sich hin.
Also: ich rette Susi und Isolde übernahm die kleine Moni und unsere Elke wollte Mutter übernehmen. Der Kahn wurde ganz langsam bestiegen, nur keine überflüssigen Bewegungen machen. Das Wasser stand bis Oberkante, als alle Platz genommen hatten. Susi zerquetsche fast ihre kleine Moni-Tochter, doch ganz langsam ruderten wir zum Ende des Sees.
"Susi, nicht zittern.." sagte ich ganz plötzlich, "sonst schwappt das Wasser rein". Jetzt fingen die anderen an zu lachen und der erste Schwung von Wasser war im Boot.
Aber, noch zwei Züge mit den Ruderblättern und wir waren an Land.
Der Wirt holte uns ab, vertäute das Boot und nachdem er erfahren hatte, was bei uns so los war, bot er sich sofort an, die Heimfahrt zu übernehmen. So geschah es auch. Ein kleines Motorboot holte er aus seinem
Bootsschuppen raus und fuhr dreimal hin und her.
Wir zwei "Großen" durften am nächsten Tag schwimmend unseren Äppelkahn wieder abholen.
Das war mal ein Sommerferien-Urlaub ohne einen Hecht auf dem Teller zu haben.

mit planschenden Grüßen
Euer Moni-Finchen


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Kommentare (6)

Traute Es ist doch immer wieder rein Vergnügen, Deine liebenswerten Geschichten zu lesen. Man ist richtig mitten drin. Da es noch mit dem Alter in der Zeit, übereinstimmt, könnte ich manches mal schwören, ich war dabei.
Mit ganz lieben Grüßen,
Traute
tilli und so schön hast du sie uns beschrieben.
Danke und Grüße Tilli
finchen doch zu den Zöpfen hat es auch nicht gereicht.....zu den Sommersprossen schon.
Lieben Dank für Deinen netten Kommentar, und ja, das waren Ferien nach "Halbwüchsigen"- Geschmack.
Mit shorts und Barfußbeinen jeden Morgen auf Sandstraßen zum "Tante-Emma-Laden laufen um frische Brötchen und Milch zu kaufen, im puren Sonnenschein - das war wirklich ein Gedicht.
Mit sonnigen Grüßen, auch wenn es regnet...
Dein Moni-Finchen
finchen na, da fällt mir doch gleich die Ostsee ein. Dahme hieß der Ort bei auflandigen Wind.
Na, da hatte ich ganz viel zu tun - auch einer Geschichte wert.
Dankeschön an Dich und ganz liebe Grüße
Dein Moni-Finchen
ehemaliges Mitglied Ferienerlebnis hast Du uns geschildert, so richtig zum Miterleben!! Danke schön für Deine Erinnerungen ...

mit planschenden Grüßen vom Nordseefan

Uschi
Ela48 was für eine bezaubernde, lebensnahe Geschichte!
Wenn ich lese, erlebe ich vor meinem inneren Auge die Geschichte als Film.

Es müssen bzaubernde Ferien gewesen sein.
Wie Pippi Langstrumpf, Du in dem Turmzimmer, auf Abenteuer aus. *schmunzel
liebe Grüße, Ela

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