Der Grundstein des deutschen Schlesiens um 1157 bis 1163
Im Frühjahr 1157 verdichteten sich die Nachrichten, dass der polnische Herzog Boleslaw, mit dem Beinamen "Kraushaar", Angriffe auf die Mark Brandenburg und auf das Erzbistum Magdeburg plante. Tatsächlich fand ein bewaffneter Überfall auf die Feste Brennabor-Brandenburg statt, und nur mit Mühe war es den vereinten Streitkräften Albrechts des Bären und des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg gelungen, die eindringenden Streitscharen zurückzuschlagen, die von einem nahen Verwandten Boleslaws geführt wurden. Aber die Gefahr war noch nicht gebannt, zumal Boleslaw meinte, der Kaiser Friedrich Barbarossa werde ob der Wirren in Oberitalien und in Anbetracht der undurchsichtigen Politik Heinrichs des Löwen nicht in der Lage sein, das Reichsheer gegen ihn aufzubieten.
Doch Boleslaw täuschte sich. Der Kaiser war nicht länger gewillt, der bedrohlichen Entwicklung tatenlos zuzusehen. Schon längst war es ihm ein besonderes Anliegen, den Bruder des Boleslaw, den Großfürsten Wladyslaw II., der wegen seiner Reichsfreundlichkeit - er war mit einer Halbschwester Kaiser Konrads III., Agnes, vermählt - aus Schlesien vertrieben worden war, wieder zu seinem Recht zu verhelfen. Vergeblich hatte sich bereits Kaiser Konrad bemüht, Wladyslaw wieder in seinen schlesischen Besitz einzusetzen, und auch Kaiser Friedrich selbst hatte sich darauf beschränken müssen, dem polnischen Fürsten, der mit seiner Gemahlin und seinen Kindern in Altenburg im Exil lebte, sonstige Beweise seiner Huld zu teil werden lassen. So hatte Barbarossa eine Tochter des Wladyslaw mit dem König von Kastilien vermählt und ihnen eine glanzvolle Hochzeit ausgerichtet; aber Boleslaw war davon wenig beeindruckt, meinte er doch, der Kaiser wolle auf diese Weise die Familie des vertriebenen Wladyslaw für den Verlust Schlesiens abfinden.
Nun kam aber ein weiterer Grund hinzu, der den Kaiser veranlasste, die Rechte des Wladyslaw mit allem Nachdruck zu vertreten. Auf dem R4eichstag zu Goslar führten Albrecht der Bär und Erzbischof Wichmann von Magdeburg bewegliche Klage über die Übergriffe Boleslaws, und sie erklärten sich außerstande, dem Kaiser Heerfolge nach Oberitalien zu leisten, weil die Gefahr bestehe, dass bei der Abwesenheit ihrer Streitkräfte Boreslaw Kraushaar erneut in die Mark Brandenburg und in das Erzbistum Magdeburg einfallen, ja vielleicht sogar den Versuch machen werde, dieses Land an sich zu reißen. So entschloss sich denn der Kaiser, den Boleslaw zur Lehnshuldigung und zur Einhaltung sonstiger Verpflichtungen zu zwingen, welche an sich seitens der polnischen Fürsten seit der Zeit Ottos I. bestanden, die aber Boleslaw Crhrobry abgeschüttelt hatte.
Doch zunächst sollte nochmals der Versuch gemacht werden, zu einem friedlichen Ausgleich mit Boleslaw zu gelangen. Zu diesem Zwecke begab sich eine kaiserliche Gesandtschaft nach Gnesen, um Boleslaw die Aufforderung zu übermitteln, er solle nunmehr Schlesien seinem Bruder Wladyslaw zurückgeben und dem Kaiser den bislang verweigerten Lehnseid zu leisten. Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, bot der Kaiser zugleich das Reichsheer auf und ließ dem Boleslaw mitteilen, er erwarte dessen Antwort nach Halle, wo sich das Heer bis zum 4. August versammeln werde. Boleslaw glaubte jedoch immer noch nicht, dass der Kaiser sich zu einem Feldzug entschließen werde, und ließ daher nach Halle eine in höflicher Form gehaltene Absage übermitteln. Sogleich nach Eingang dieser Antwort setzte sich das Reichsheer unter dem Oberbefehl Friedrichs nach Osten in Marsch.
Mit für die damalige Zeit geradezu unvorstellbaren Marschleistungen rückte das Heer des Reiches von der Saale bis an den Mittellauf der Oder vor. Am 4.August war der Aufbruch in Halle erfolgt, bereits am 15 August erschienen die kaiserlichen Truppen an der Oder. Die nördliche Heersäule überschritt bei Beuthen , die südliche bei Glogau den Strom; mit stürmender Hand wurden die am östlichen Ufer angelegten starken Befestigungen genommen. Sogleich vereinigte sich das Heer wiederum und warf die durch Russen und Ungarn verstärkten polnischen Truppen weiter nach Osten zurück. Insbesondere die kaiserliche Reiterei verhinderte es, dass die zurückflutenden Streitkräfte Boleslaws einen hinhaltenden Widerstand aufbauen konnten. Eine beträchtliche Anzahl von Burgen und befestigten Plätzen fiel in die Hände der nachrückenden Fußtruppen, und bereits Ende August stand das kaiserliche Heer südwestlich von Posen.
Nun erkannte Boleslaw, dass es nicht mehr allein um die Rückgabe Schlesiens an seinen Bruder Wladyslaw ging, sondern um seine eigene Herrschaft. So erschienen denn in den ersten Septembertagen Parlamentäre des "Kraushaar" im Hauptquartier Friedrichs zu Krzyzkowo, die sich - wie der Chronist berichtete - "mit vielen Bitten und Tränen" zunächst den Fürsten näherten, um sie zur Fürsprache beim Kaiser zu bewegen. Schließlich wurde dem Boleslaw sodann nach langem Warten die Audienz beim Kaiser gewährt. Er leistete in die Hand des Kaisers den Lehnseid und verpflichtete sich, zu Weihnachten des Jahres in Magdeburg vor versammelten Reichstag wegen der Vertreibung des Wladyslaw aus Schlesien Rede und Antwort zu stehen, ja er sicherte dem Kaiser sogar Heerfolge gegen die lombardischen Städte zu. Friedrich Barbarossa brach daraufhin den Feldzug ab und entließ das Reichsheer. Schon gegen Ende September 1157 war erwider in Würzburg.
Doch Boleslaw Kraushaar hielt seine Schwüre nicht. Weder erschien er in Magdeburg, noch leistete er die zugesagten Zahlungen, geschweige denn, dass er sich am Feldzug gegen Mailand beteiligte. Erst sechs Jahre nach der Unterwerfung von Krzyzkowo räumte er Schlesien, als er befürchten musste, vom Kaiser wegen seines Wortbruchs zur Rechenschaft gezogen zu werden. Da Wladyslaw inzwischen im Exil zu Altenburg verstorben war, erbten nunmehr seine drei Söhne, die Halbvettern des Kaisers waren, die Mark Schlesien, mit der sie Friedrich Barbarossa belehnte.
Alsbald setzte ein Zustrom deutscher Kolonisten ein, und von nun an war Schlesien das deutsche Piasten-Land, in dem Deutsche und Polen lebten und wirkten und diese Grenzmark des Reiches zu einer ersten Blüte brachten, wie sie dann auch später im Jahre 1241 in der Schlacht bei Liegnitz die gemeinsame Heimat gegen den Einfall der Mongolen zu schützen suchten. Am 9. April 1241 besiegte das Mongolische Heer zwar die Deutsch-Polnischen Truppen, rückten aber nicht mehr weiter gen Westen vor.
Erst in Folge des verlorenen Zweiten Weltkrieges mussten die deutschen Ostgebiete abgetreten werden.
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