Der erste sein


Der erste sein
    Merkwürdig, in wie vielen Menschen ein Drang vorhanden ist, Chef, Anführer, Herrscher, Boss, Oberhaupt zu sein. Vielleicht nicht ganz so merkwürdig, wenn man bedenkt, dass der Homo sapiens in seinen Anfängen sich ständig durchsetzen musste gegen die Gefahren der Umwelt? Aber muss er das heute auch noch? Und ich welcher Form?
     Als Erster den Südpol erreichen, als Erster mit einem Einboot den Globus umkreisen, als Erster mit einem Bein den Mount Everest erklimmen – auf solche Ideen muss man ja erst einmal kommen. Aber da gibt es auch die Sportvereine, die die mit ungeheurer Disziplin trainieren, und Damen, die alles tun, um Schönheitskönigin zu werden.
     Hast du Verständnis für dieses Streben? Hast du selbst dich einmal darum bemüht, auf dem Siegerpodest zu stehen? Hast du eine Siegerkunde oder einen Pokal errungen? Genügt es dir auch, in der 2. oder 3. Reihe zu stehen?

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Kommentare (12)

Rosi65


Hallo silesio,

es gibt zu Deinem Thema aber auch positive Beispiele:
Gerne habe ich mir verschiedene Disziplinen bei den Olympischen Spielen 2024/ Paris im TV angesehen.
Besonders freute ich mich für die glückliche Gold-Gewinnerin Yemisi Ogunleye im Kugelstoßen, denn eigentlich wurde sie gar nicht zu den Favoritinnen gerechnet.
Die sympathische und gläubige Athletin gab im letzten Versuch alles, und ihre schwere Kugel erreichte mit 20 Metern die weiteste Distanz. Um ihr Glück zu teilen, sang sie spontan, direkt beim ersten Interview, den Reportern einen Gospel-Song vor.😃

Wenn Ausdauer und Zielstrebigkeit mit Erfolg gekrönt werden, dann ist es doch wunderbar! Ich habe mich jedenfalls für diese junge Frau sehr gefreut, und finde es bewundernswert, dass es solche besonderen Menschen gibt.

Rosi65

 

silesio

@Rosi65  
Du hast sicher Recht: Immer wider kann man es gerade im Sport hören und lesen, dass jemand eine Medaille errungen hat, der nicht zu den Favoriten gehörte.
Ihm oder ihr sei der Erfolg von Herzen gegönnt 
Silesio

JuergenS

ohne ehrgeizige Menschen ginge es nicht, ohne die breite Masse der mittelmässig strebsamen erst recht nicht.
Der oben sein wollen Kult ist im Anwachsen, ich persönlich brauche den nicht.
Ich begrüsse auch nicht, dass fast in allen Lebensbereichen nur mehr eine Art Wettbewerb um sich greift.

silesio

@JuergenS  
Meine Fragen haben anscheinend verschiedene Seiten: Zum Glück gibt es in einer Demokratie verschiedene Parteien, die auch verschiedene Antworten darauf geben, welche Leistungen man von den Bürgern verlangen kann.

Roxanna

So etwas kann auch wie ein Rausch sein, lieber Christoph und danach folgt vielleicht der Kater oder man legt sich ins Zeug noch besser zu werden, um das wieder und wieder erleben zu können.

Ruhm und Ehre sind flüchtige Dinge, ich verwende meine Energie lieber für die Dinge, die mich in anderer Hinsicht "satt" machen können.

Man könnte es allerdings auch anders sehen. Ich übe, wofür auch immer, um herauszufinden was ich leisten kann und gehe vielleicht sogar ein wenig über meine Grenzen und kann daran wachsen. Man weiß ja nicht immer so genau, was eigentlich alles in einem steckt.

Wünsche dir mit lieben Grüßen einen guten Sonntag

Brigitte

silesio

@Roxanna
Schwierig, schwierig: Ich möchte nicht als Bettler in einer englischen Großstadt leben, ich möchte aber auch nicht Ilon Musk sein -
d. h. mit seinem Geld könnte ich natürlich viel Gutes tun. 

doep56

Liebe@Roxanna,
ich frage mich oft, wie es wäre, wenn ich in meinem Leben an verschiedenen Kreuzungen einen anderen Weg gegangen wäre - aus welchen Impulsen auch immer. Welche verborgenen Talente, Eigenschaften, Erfahrungen, Denkweisen, hätte ich dann womöglich erkennen können, wenn die Umstände anders gewesen wären.

Das Nachdenken über diese „Was-wäre-wenn" Szenarien ist faszinierend. Vielleicht ist es weniger eine Frage, ob diese Talente in einem anderen Leben entdeckt worden wären, sondern vielmehr, wie viele von ihnen noch immer in mir schlummern, bereit, entfaltet zu werden.
 

Roxanna

@doep56  

Immer, liebe Doris bleibt man sich selbst auch ein Stück weit Geheimnis. Ich glaube nicht, dass es einen Menschen gibt, der bei sich selber bis auf den "Urgrund" kommt. Und es fängt ja auch schon damit an, in welche Familie man hineingeboren wird. Da könnte man sich schon fragen, warum ausgerechnet in diese. Denn dort wird man ja tief geprägt und hat, je nachdem irgendwelche Muster mitbekommen, die nicht immer unbedingt das Leben leichter machen. Ich denke gerade viel darüber nach, warum mein Leben so und nicht anders verlaufen ist, aber eine Antwort wird wohl nicht wirklich zu finden sein.

Lieben Gruß
Brigitte

silesio

@Roxanna  
Ja, natürlich muss keiner in seinem Wachstum auf der Stelle treten. Wachsen und sich entwickeln, zum Nutzen anderer und zur eigenen Freude.
Jedenfalls heißt mehr nicht unbedingt besser, und das wünschen wir uns doch alle - 
fast alle
Christoph

doep56

Nein, für dieses ständige Streben, "Erster" oder "Beste" sein zu wollen, habe ich nur begrenzt Verständnis. Natürlich gibt es bewundernswerte Leistungen, aber wenn der Drang nach Dominanz oder Anerkennung zum Selbstzweck wird, halte ich das für fragwürdig.
Ich selbst habe nie nach Siegerurkunden oder Pokalen gestrebt – für mich zählt mehr, was innerlich wächst, als das, was von außen applaudiert wird. In der zweiten oder dritten Reihe stehen, die Welt beobachten und das Leben nach eigenen Maßstäben gestalten – das fühlt sich für mich stimmiger an. 

Lieber Gruß, Doris

silesio

@doep56
Man muss sich ja nicht seiner eigenen Faulheit rühmen, aber erster sein wollen ohne Rücksicht auf Verluste und auf Kosten anderer, das geht zu weit.  

doep56

@silesio  

Da stimme ich dir zu. Ehrgeiz ist in Maßen gesund, aber wenn er auf Kosten anderer oder mit rücksichtsloser Härte ausgelebt wird, verliert er seinen Wert. Wahre Größe zeigt sich darin, Ziele zu verfolgen, ohne andere zu schaden – und darin, sich selbst treu zu bleiben, statt nur nach Ruhm oder Rang zu streben.



 


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