Deine Mäkelei ist unerträglich



Eine volkskundliche Betrachtung zum Rummäkeln

Zunächst war ich etwas erstaunt in einer Radeberger Ratsakte zu lesen, dass man sich 1828 bei einem Ratsentscheid auf  ein „Buch der Warenkunde für Mäkler“ berief. Ist doch das Wort vom „Herummäkeln“ heute negativ besetzt. Doch bei weiteren Recherchen ergab sich eine breit gefächerte Anwendung des Begriffes des „Mäklers“, von dem das heutige Wort des „Maklers“ abstammt.

Aus der norddeutschen Handelssprache kam das „Mäkeln“ in unsere Region und ist hinsichtlich seiner schriftlichen Belegstellen schon im 15. Jahrhundert nachweisbar. Es wurde im Radeberger Jahrmarktsgeschehen in zweierlei Richtung angewandt. So ging es vor dem Einrichten einer ständigen Apotheke zu Beginn des 18. Jahrhunderts um die Arzneikrämerei, die in öffentlichen Buden betrieben wurde. Ob der angebotenen Arznei musste man natürlich genau aufpassen, weil man zum Beispiel versprach, dass das oder jenes Mittel gegen alles half. Und wenn es recht teuer war, musste es ja gut sein. Es waren keine Ärzte oder Apotheker die die Arznei anboten, es waren „gedungene Mäkler“, hier im Sinne des Zwischen – oder Unterhändlers gebraucht. Der Mäkler hatte um 1600 den Auftrag bei Vermeidung einer Strafe von 10 Taler oder der Beschlagnahme der Ware, dem Radeberger Stadtrat einen „Mäkelzettel“ zu hinterlassen. Dieser ist im Sinne einer Gebrauchsanweisung zu verstehen, sozusagen eine Art Kontrolle, sollte  beim Verkauf der Arznei es doch zu Problemen mit der Gesundheit kommen.
Einen zweiten Gebrauchsfall gab es mit dem Wort des „Mäklers“, wenn dieser eine Heirat vorbereitete. Hier kam der Markttag gerade recht, wenn es um Heiratsabsichten über Dorfgrenzen hinaus ging. Da es hier zu Verhandlungen kam, bei der auch um manche Sache, vor allem  der Mitgift herum gefeilscht wurde, gab es sicher manches zum „Mäkeln“. Somit ist der Mäkler hier eher im Sinne eines Bürgen zu verstehen.

Es muss viel zu mäkeln gegeben haben, denn das Torgauer Ausschreiben vom 8. Mai 1583 nahm zu dem Recht des Mäklers auf Mäklergebühren Bezug. Im Volk wurde dieses Ausschreiben schnell eigensinnig übersetzt. Man sprach von den „vier M“ – Maulen, motzen, meckern und mosern, war aber auch schnell beim Nölen oder Pöbeln. Ein etwa einhundert Jahre dauernder Prozess begann, bei dem sich die Wortbedeutung praktisch zweiteilte. Hier der Handel, noch heute im Sinne des Rechtsbegriffs des Maklers zu verstehen und das viel öfter gebrauchte Wort des „Herummäkelns“. Wobei als ein weiteres Substantiv das Wort „Mäkelsack“ entstand, oft mit dem Wort „alter“ verbunden. Womit die Jüngeren eben die kritischen Bemerkungen der Alten abqualifizierten. Auch heute darf man an allem herumkritisieren, aber manchmal ist solch eine Mäkelei eben unerträglich.
 


Anzeige

Kommentare (2)

Willy

Ich nahm immer an, dass herum-mäkeln vom Substantiv "Makel" abstamme. 
Bei Wikipedia finde ich folgendes; Ein Makel oder Schandfleck ist ein deutlicher Hinweis auf eine Unreinheit oder eine von einer Norm abweichende Eigenschaft oder einen Fehler, die einer Sache, einem Gegenstandoder einer Person anhaftet.
Das Verb mäkeln meint dann auch Etwas auszusetzen habenauf Fehler hinweisennörgelnbemängeln und dergleichen.
Häufig verbindet man (vermeintlich) mit Makeln behaftete Dinge oder Personen mit unehrbaren und nicht immer legalen Angelegenheiten. Den betreffenden Menschen betrachtet man mit Misstrauen, was unter Umständen einer Ächtung gleichkommt. Dahin zielt auch die Redewendung: Der Sache (oder Person) haftet ein Makel an. Dabei war makellos bzw. frei von jeglichem Fehler zu sein von jeher ein hohes philosophisches, ästhetisches und/oder moralisches Ideal, das nicht zu erreichen ist. Möglichst weit gehende Makellosigkeit genießt hohes Ansehen, wie z. B. in der Bibel die Jungfrau Maria.  Anscheinend ist man da wohl auf zwei Schienen gefahren. 
Dank, aber für deinen interessanten Artikel …
Gruß
Willy

haweger

Lieber Willy,
danke für die Ergänzung. Es zeigt die Vielfalt unserer Sprache. Mir ging es in dem Aufsatz um die Handelssprache. Du hast recht, es gibt offensichtlich mehrere Schienen der Sprachentwicklung. Wobei vor allem mich die Alltagssprache und die Alltagsvorstellungen unserer Vorfahren interessieren. Es gilt der Grundsatz eines Historikers: Zurück zu den Quellen.
Viele Grüße aus Sachsen, Haweger


Anzeige