Das Tagebuch der Leni Hansen (10.4.2022), Bild: Das Tor zum Paradies (10.12.1988)
Das Tagebuch von Leni Hansen 10.4.2022
Als 25 Jahre um waren, wurde Stefano plötzlich sehr schwer krank. Er bekam Lungenkrebs. Er war nämlich zeitlebens ein sehr starker Raucher gewesen und hatte Asthma davon bekommen. Nun konnte er nicht mehr als Pensionswirt arbeiten und kam ins Krankenhaus zur Lungen-OP. Er kam ins Krankenhaus und wurde schon nach 3 Tagen operiert. Er bekam eine 10 monatige Chemotherapie. Aber sie schlug nicht an. Er musste stark geschwächt ins Pflegeheim Rosalie umsiedeln, weil Nadja ihn nicht mehr pflegen konnte. Nadja besuchte ihn dort täglich, aber sein Körper verkraftete dies alles nicht mehr. Nach einem Jahr Pflege dort, schloss Stefano für immer seine müden Augen. Nadja war untröstlich. Sie weinte sich viel in den Schlaf. Stefano war ein so guter Mensch gewesen und sie hatten sich sehr geliebt. Vor Schmerz und Gram bekam sie ganz graue Haare.
Emilio, der Älteste der 5 Geschwister, übernahm nach Stefanos Tod die Pension „Zur Taube“ und heiratete seine langjährige Freundin Constanzia. Sie gebar ihm 7 Kinder. 5 Mädchen und 2 Jungen. Sie führten auch eine gute Bilderbuchehe und wurden sehr glücklich. Auch sie führten die Pension zur Zufriedenheit der Ghettobewohner. Es wurden dort heimlich sehr viele Freiheitsversammlungen abgehalten. Die Polizei merkte lange nichts davon.
Nadja ging nach Stefanos Tod auch ins Seniorenheim Rosalie. Dort wurde sie gepflegt bis zu ihrem Tod von den Diakonissen. Sie starb behütet und umsorgt von den Diakonissen und wurde neben ihrem geliebten Ehemann Stefano beigesetzt.
So vergingen die Jahre und nichts Außergewöhnliches geschah, bis, eines Tages...Ja, eines Tages schneite es und es war Weihnachten 2033. Emilio holte die Post aus dem Briefkasten und stutzte. Ein dicker Brief von Evelyn Ganser war im Briefkasten. Er öffnete ihn und vor Erstaunen blieb sein Mund offen stehen. Er hielt das Tagebuch von Oma Leni und den Abschiedsbrief von Elvira, der Mutter von Leni in den Händen, als sie sich das Leben genommen hatte. Er kannte den Namen Evelyn Ganser noch aus den Erzählungen seiner lieben Mutter Nadja. Und er wusste, dass sie lange eine gute Freundschaft zusammen geführt hatten. Ein kleiner Brief steckte darin von Evelyn, darin stand:
Lieber Emilio! Dezember 2033
Ich möchte dir das Tagebuch deiner Oma Leni schenken aus den Jahren 1987-88, das sie als Schülerin im Ghetto geschrieben hatte, als ihre Eltern und ihre Oma noch lebten. Später wohnte sie mit Peter Hansen an der Grenze zu Italien. Als er erschossen worden war, weil er Revoluzzer war, begann sie selber zu stehlen. Das bekam ich mit und meldete es leider meinem Vater. Lies das Tagebuch durch! Du lernst so deine Oma besser kennen und verstehen! Ich hatte die Schuld, dass sie damals ins Gefängnis musste, weil ich sie als Diebin bei meinem Vater Bruno verpetzt habe. Er war leider Gottes Polizist im Ghetto und nahm sie sofort fest. Es tut mir sehr leid, dass du sie nie kennenlernen konntest. Bitte, verzeih mir! Jetzt hast du ja ihr Tagebuch. Es soll dir helfen, deine und ihre Lebensgeschichte besser zu verstehen! Bitte, behalte es! Ich habe es von der ehemaligen Nonne Gisolmina Ponti, die Elviras Pflegerin war, geschickt bekommen, als Erinnerungsstück sozusagen. Die Gefängniswärter von Leni hatten es ihr gegeben und Gisolmina schickte es dann später zum geeigneten Zeitpunkt zu mir. Gisolmina war krank geworden und musste ins Pflegeheim, da wollte sie es nicht mitnehmen, wegen dem vielen Diebstahl, der dort grassierte. Nun soll es dir gehören, du darfst damit machen, was du willst. Herzlichen Dank für dein Verständnis. Deine Oma war eine gute Frau, sie hat ja nur aus Not gehandelt, als sie gestohlen hat, sonst gäbe es dich gar nicht.
Liebe Grüße von
Evelyn Ganser
Als Emilio den Brief gelesen hatte, öffnete er das Tagebuch seiner Oma Leni und begann darin zu lesen. Er war sehr neugierig darauf geworden.
Er las und las...bis ihm die Augen zufielen und er einschlief. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und es wurde kalt im Zimmer, da wachte er wieder auf. Er wunderte sich, dass er nicht im Bett lag, da fiel sein Blick auf das Buch. Er stutzte, dann fiel ihm wieder alles ein. Er nahm schnell das Buch und den Brief von Elvira tat es in einen Karton und brachte es auf den Dachboden, wo seine verschlossene Truhe mit seinen ganzen Schätzen stand. Er nahm den Schlüssel, schloss die Truhe auf und tat die Kiste mit dem Tagebuch seiner Oma Leni und dem Brief von Elvira dort hinein. Er schloss wieder ab und ging ins Bett. So schützte er sich, und alle die Seinen und das Tagebuch vor der Polizei im Ghetto.
Jahrelang fand niemand dieses alte Tagebuch und den Brief, bis eines Tages jemand kam und die Truhe öffnete und die Kiste mit dem Buch darin fand und zu lesen begann.
Aber das ist eine andere Geschichte….
(Heidi Grünwedl)
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