Das Leben eines "fast richtigen" Hundes


"So ich habe fertig" leitete den Schluß meines Blogs vom September 2015 ein und das war ein typischer Fall von denkste.                                                                  Unser Zusammenleben lief zwar entspannt weiter, aber mit der Zeit war deutlich zu erkennen, daß Renas Stresslevel  zunahm. Der Blick wurde „hektisch“, immer öfter wurde gehechelt und auf größeren Runden wurde Rena immer nervöser. Für uns wäre es gut gewesen, aber nicht für den Hund. Irgend etwas lief schief, aber nur was? Ich hatte keine Ahnung und keiner konnte helfen. Wieder so eine Situation am Rande des Abgrundes der Verzweiflung.
Erschwerend kam noch dazu, das ich 13 Tage ins Krankenhaus mußte und Rena drei Tage nichts fraß
und als der Schaden kuriert war zerstörte ein Großbrand zwei gegenüberliegende Mehrfamilienhäuser nahe unserer Gartengrenze. Es gab wieder ein völlig verändertes Umfeld.
Dann kam mir ausnahmsweise einmal das Glück zu Hilfe und ich erwischte beim Suchen im Internet in einer Mediathek  eine Sendung über stark deprivierte Hunde aus Animal-Hoarding-Aufzucht. Wirkliche Experten, nicht solche Journalismus-Hundekenner wie R….., erklärten, warum solche Hunde keinesfalls mehr vermittelt werden dürften, vor allem wenn sie in Gruppenhaltung im Tierheim verwahrt wurden.
Mit meinen Worten ausgedrückt stellten die Experten Dr. Maria Hense und Thomas Riepe folgendes dar:
Die Tiere empfinden die Jahrelang fehlende Rückzugsmöglichkeit wie Mobbing beim Menschen und entwickeln dadurch ein
                                       Sozialisierungsverweigerungssyndrom
und wollen keinen Kontakt mehr zu anderen Lebewesen.
In Ausnahmefällen und nur mit unendlicher Geduld, Ausdauer und Einfühlungsvermögen ist es möglich, den Hunden nochmals ein Zuhause zu geben. Kontakte mit anderen Menschen und Tieren sind dann aber auf ein unumgängliches Minimum zu beschränken.
 
Glück für Rena war, das ein PanTau natürlich die drei erforderlichen Eigenschaften hat. In die braunen Kulleraugen geschaut, Zähne zusammengebissen und noch einmal ging es ganz von vorn los.
 
Rena merkte ganz schnell, daß wir diesmal die richtige Frucht am Baum der Erkenntnisse geerntet hatten und war bei allen Übungen recht zielstrebig dabei. Wir kamen gut voran und ca. Mitte 2017 war gut zu erkennen, dass sie nach 11 langen Jahren endlich stressfrei leben konnte.
Nur ihr Kot gab mir noch zu denken, er war immer noch weich, feucht und manchmal breiig und auch ein Futterwechsel brachte keine Besserung.
Ein Tierarzt-Blog brachte dann die Lösung: schier endloser Dauerstress macht die stärkste Schilddrüse kaputt und die Schilddrüse steuert über die Pankreas die Verdauung.  Ein großes Blutbild zeigte eine leichte SDU, ansonsten alles kerngesund. Die Dauermedikation stimmte auf Anhieb und nach 8 bis 10 Wochen war alles OK.
Einige Wochen später eröffnete dann hier in Leipzig der erste Laden im Osten, in dem man Canabidiole legal erwerben konnte. Von einer speziellen Mischung für Hunde bekommt Rene seither täglich 2 Tropfen.
Das liest sich kurz und schmerzlos, aber die Umkonditionierung von Rena dauerte doch noch 2 Jahre. Seit Mitte 2019 ist Rena zu einem selbständig agierenden Schmusehund geworden.
Nach nunmehr sieben Jahren könnte ich nun sagen „ Rena, ein richtiger Hund“ wenn, ja wenn sie doch endlich einmal bellen würde. Das ist bis heute nur im Traum auf der Jagd geschehen.
 


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Kommentare (1)

Seija

Lieber PanTau,
mit großen Interessen habe ich Deinen Bericht zu lesen.
Was hast Du alles für Rena getan - unglaublich. Da hat sie doch richtig Glück gehabt.
Ich wünsche Euch weiter eine gute Zeit und bleibt gesund
Seija


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