Chästeilet und Alpabtrieb im Justistal (CH)
Eine Reportage in der Rhein-Neckar-Zeitung hat uns neugierig gemacht - der Abschluss des Alpsommers Ende September im schweizerischen Justistal mit Chästeilet und Alpabtrieb, ein einzigartiges Schauspiel, das viele Besucher aus Nah und Fern anzieht.
Das Justistal im Berner Oberland - für uns zu weit entfernt für einen Tagesausflug - unser diesjähriges Urlaubsziel steht fest: Oberhofen am Thunersee, ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge und Wanderungen ....
Freitag, 18. September 2015, der große Tag. Mit dem Auto sind wir nach dem Frühstück schnell in Sigriswil. Von hier gibt es zwei Möglichkeiten, nach Grön zu kommen, der vordersten Alp im Justistal: eine etwa zweistündige Wanderung steil bergauf oder mit dem Shuttlebus. Das Wetter ist mittelprächtig, die Berge sind wolkenverhangen, es sieht nach Regen aus. Wie viele andere Besucher, nehmen wir den Shuttlebus bis Grön. Von hier geht es zu Fuß weiter.
Schweiz(Helga49)
Nach gut 30 Minuten kommen wir zum Festplatz auf dem Spycherberg. Alphornbläser empfangen die Besucher mit Musik, Tische und Bänke sind aufgebaut, an Marktständen wird Bier, Weißwein und Schnaps ausgeschenkt, Bergbauernfamilien verkaufen Alpkäse, eine Stärkung ist angesagt - Alpkäse auf Scheiben von Hefezopf - schmeckt interessant ....
Schweiz(Helga49)
Die Holzplanken vor den Käsespeichern sind gesetzt, die Chästeilet-Zeremonie beginnt, ein alter Brauch, der seit fast 300 Jahren belegt ist. Die Bergrechtsbesitzer bekommen ihren Anteil am Alpkäse, der über den ganzen Alpsommer produziert worden ist.
"Ein Bergrecht berechtigt dessen Besitzer oder Pächter, eine Kuh im Justistal zu sömmern. Der Milchertrag pro Kuh bzw. pro Bergrecht, der über den ganzen Alpsommer genau notiert worden ist, wird ins Verhältnis zum Käseertrag gesetzt und dann der jeweilige Anteil daran berechnet" - dafür ist die Alpgenossenschaft zuständig.
In Reih und Glied stehen die Bergbauern jetzt vor den Speichern, holen die Käselaibe heraus und stapeln sie nach Alter und Größe geordnet auf den Holzplanken, ein Stapel entspricht ungefähr 140 Pfund. Jeder Bauer, der Kühe auf der Alp hat, erhält dann mittels Los seinen Käseanteil.
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Gegen 11.00 Uhr ist die Zeremonie beendet, die Lose sind verteilt. Kühl ist es geworden, ein leichter Nieselregen hat eingesetzt. Die Käsestapel werden in die Autos und Anhänger geladen, die Bergbauern bringen ihre Anteile ins Trockene.
Viele Besuchern wandern nun das Tal hoch zu den nächsten Alpen, um am Nachmittag die geschmückten Kühen beim Alpabtrieb zu begleiten. Wir nehmen den Wanderweg zurück nach Sigriswil. Unterwegs eine kurze Pause, Mittagessen in der Grönwaldhütte - Erbseneintopf mit Speck, Wurst und Brot.
Gegen 15 Uhr sind wir zurück auf dem Festplatz in Sigriswil, als "Nachtisch" holen wir Apfelküchle mit Vanillesoße. Noch eine gute Stunde, bis die ersten Kühe ankommen, also erst mal zurück zum Auto, unsere Regenjacken holen - aus dem Nieselregen ist ein richtiger Landregen geworden ...
Kurz nach 16 Uhr kommen die ersten Kühe an, alle festlich geschmückt - ein Zeichen, dass der Alpsommer gut verlaufen ist, es hat keine Unfälle gegeben - im Gefolge geschmückte Traktoren und Geländewagen, auf den Anhängern Gerätschaften von der Alp oder besondere Gäste, Familienangehörige ... und eine Ziegenherde, die den Sommer auf der Alp verbracht hat.
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Einige Kühe wollen umkehren, mögen noch nicht zurück in den heimischen Stall, da braucht es ein paar kräftige Männer, um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen.
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Gegen 18 Uhr sind auch die letzten Kühe angekommen. Nass und um einige Erlebnisse reicher machen wir uns auf den Rückweg. Wenn jetzt der/die eine oder andere neugierig geworden ist - bei Sonnenschein ist es sicher noch schöner ...
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Helga49
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