Ausgang offen
Res publica amissa? Res publica restituata?
Vgl. Jörg Spielvogel (Hrsg.): Res publica reperta. Zur Verfassung und Gesellschaft der römischen Republik und des frühen Prinzipats, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, S. 113
http://books.google.de/books?id=P1WAUL5ScMMC
Vgl. Fritz Mauthner: Wörterbuch der Philosophie
http://www.zeno.org/Mauthner-1923
http://www.zeno.org/Mauthner-1923/A/res+publica
Vgl. Negt, Oskar - Der politische Mensch (in... NDR kultur, Gedanken zur Zeit, 12.09.2010)
http://www.ndr.de/redirectid.jsp?id=gedankenzurzeit123
Vgl. Peter Sloterdijk: Letzte Ausfahrt Empörung (petersloterdijk.net, 2010-11-25)
http://www.petersloterdijk.net/agenda/artikel/letzte-ausfahrt-empoerung
[...]
Unzählige Kommentare haben seit der 2008 aufgebrochenen Finanzkrise die Gefährlichkeit der Spekulation an den Finanzmärkten beschworen. Von der gefährlichsten der Spekulationen war nie die Rede: Die meisten heutigen Staaten spekulieren, durch keine Krise belehrt, auf die Passivität der Bürger. Westliche Regierungen wetten darauf, daß ihre Bürger weiter in die Unterhaltung ausweichen werden; die östlichen wetten auf die unverwüstliche Wirksamkeit offener Repression. Man muß kein Prophet sein, um zu ahnen, in welchem Maß die Zukunft vom Wettbewerb zwischen dem euro-amerikanischen und dem chinesischen Modus der Bürgerausschaltung bestimmt sein wird. Beide Verfahren gehen davon aus, man könne das Aufklärungsgebot der Repräsentation von positivem Bürgerwillen und gutem Bürgerwissen im Regierungshandeln umgehen, indem man weiter mit hoher Bürgerpassivität rechnet. Das ging bisher erstaunlich gut: Sogar nach der mißglückten Kopenhagener Weltklimakonferenz von 2009 widmeten sich die Bürger Europas in jenem fatalen Dezember lieber ihren Weihnachtseinkäufen als der Politik; sie zogen es vor, mit vollen Tüten nach Hause zu kommen, statt ihre mit leeren Händen zurückgekehrten „Vertreter“ zumindest symbolisch so zu teeren und zu federn, wie sie es verdient hätten.
Auch ohne divinatorische Begabung kann man wissen: Dergleichen Spekulationen werden früher oder später zerplatzen, weil keine Regierung der Welt im Zeitalter der digitalen Zivilität vor der Empörung ihrer Bürger in Sicherheit ist. Hat der Zorn seine Arbeit erfolgreich getan, entstehen neue Architekturen der politischen Teilhabe. Die Postdemokratie, die vor der Tür steht, wird warten müssen.
--
Wolfgang
Vgl. Jörg Spielvogel (Hrsg.): Res publica reperta. Zur Verfassung und Gesellschaft der römischen Republik und des frühen Prinzipats, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, S. 113
http://books.google.de/books?id=P1WAUL5ScMMC
Vgl. Fritz Mauthner: Wörterbuch der Philosophie
http://www.zeno.org/Mauthner-1923
http://www.zeno.org/Mauthner-1923/A/res+publica
Vgl. Negt, Oskar - Der politische Mensch (in... NDR kultur, Gedanken zur Zeit, 12.09.2010)
http://www.ndr.de/redirectid.jsp?id=gedankenzurzeit123
Vgl. Peter Sloterdijk: Letzte Ausfahrt Empörung (petersloterdijk.net, 2010-11-25)
http://www.petersloterdijk.net/agenda/artikel/letzte-ausfahrt-empoerung
[...]
Unzählige Kommentare haben seit der 2008 aufgebrochenen Finanzkrise die Gefährlichkeit der Spekulation an den Finanzmärkten beschworen. Von der gefährlichsten der Spekulationen war nie die Rede: Die meisten heutigen Staaten spekulieren, durch keine Krise belehrt, auf die Passivität der Bürger. Westliche Regierungen wetten darauf, daß ihre Bürger weiter in die Unterhaltung ausweichen werden; die östlichen wetten auf die unverwüstliche Wirksamkeit offener Repression. Man muß kein Prophet sein, um zu ahnen, in welchem Maß die Zukunft vom Wettbewerb zwischen dem euro-amerikanischen und dem chinesischen Modus der Bürgerausschaltung bestimmt sein wird. Beide Verfahren gehen davon aus, man könne das Aufklärungsgebot der Repräsentation von positivem Bürgerwillen und gutem Bürgerwissen im Regierungshandeln umgehen, indem man weiter mit hoher Bürgerpassivität rechnet. Das ging bisher erstaunlich gut: Sogar nach der mißglückten Kopenhagener Weltklimakonferenz von 2009 widmeten sich die Bürger Europas in jenem fatalen Dezember lieber ihren Weihnachtseinkäufen als der Politik; sie zogen es vor, mit vollen Tüten nach Hause zu kommen, statt ihre mit leeren Händen zurückgekehrten „Vertreter“ zumindest symbolisch so zu teeren und zu federn, wie sie es verdient hätten.
Auch ohne divinatorische Begabung kann man wissen: Dergleichen Spekulationen werden früher oder später zerplatzen, weil keine Regierung der Welt im Zeitalter der digitalen Zivilität vor der Empörung ihrer Bürger in Sicherheit ist. Hat der Zorn seine Arbeit erfolgreich getan, entstehen neue Architekturen der politischen Teilhabe. Die Postdemokratie, die vor der Tür steht, wird warten müssen.
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Wolfgang
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