ZIRKUS (aus LEICHT-Sinniges)


Zirkus

Heut steht Zirkus auf dem Plane.
Ein Gedanke. Wundervoll.
Und am Sonntag nach dem Kaffee
starten wir dann hoffnungsvoll
zu dem Zirkuszelt dem großen,
das weit sichtbar aufgebaut
Oma, Opa, Enkelkinder –
schnell auf das Programm geschaut.

Nach dem Clown, der mit der Nase
einen Pinguin jongliert,
kommt ein Pudel, dessen Rücken
sich mit dreizehn Affen ziert.
Stark, wenn in der Raubtiernummer
ein Dompteur durch Feuer springt,
und der Riesenschlange Eva
mal der Würgegriff misslingt.

Doch dann wird es gänzlich stille,
nur das Atmen hört man laut,
wenn inmitten der Arena
man auf Akrobaten schaut.
Trommelwirbel und Sirenen,
schöner kann es gar nicht sein,
glitterhafte, bunte Menschen,
Lichterstrahl und heller Schein.

Und man schichtet aufeinander
auf den Schultern von ‘nem Mann
sechzehn wunderschöne Frauen.
Dass ein Mensch das tragen kann!
Auf die Frauen Tisch und Stühle
bis hinauf zum Zeltenhimmel
und dann klettert bis zum Tische
obendrauf ein weißer Schimmel.

Trommelwirbel, Totenstille.
Ist noch eine Steigrung drin?
Da - ein Mann im roten Smoking
tritt zu diesem Aufbau hin.
Und mit Wagemut und Können
steigt er langsam aber sicher
auf die Frauen, Tische, Stühle
zu dem Schimmel. Meisterlicher

kann es wirklich nun nicht werden,
doch da hat man weit gefehlt,
denn der Mann steigt auf den Schimmel,
scheint von Übermut beseelt.
Auf dem weißen Schimmel sitzend,
dreht er eine Pirouette,
greift nach hinten - so als wenn,
er dort was verborgen hätte.

Und zum Vorschein kommt - man sieht es –
eine goldne Violine
Er entlockt ihr zarte Töne,
dies mit ausdrucksvoller Miene.
Ja es grenzt fast an ein Wunder.
Akrobat im Himmelslicht.
Selbst dem Schimmel laufen Tränen
übers Pferdeangesicht.

Jetzt muss gleich der Beifall toben,
Jubel, Trubel, Blumenmeer,
doch da hört man eine Stimme
von der achten Reihe her:
„Schade, kann ich da nur sagen,
dies war wirklich nicht sehr viel.
Neulich im Konzert gewesen –
weitaus bess’res Geigenspiel“.


Roland Hass

Anzeige

Kommentare (4)

na-und Schön, dass das so rüber kommt. das freut mich Traute. Danke.
Traute Herzerfrischend und anschaulich und richtig mittendrin, ist Dein Gedicht.
Wer den Zirkus und seine Akrobaten mag findet sie bei Dir in geachteter Position in Versform, wieder.
Hat mir sehr gefallen.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
na-und Liebe Ulla, danke dir sehr herzlich.
anjeli gehe nicht in den Zirkus, wenn du lieber ein Geigenspiel hören willst.

Lieber Roland, dein Gedicht ist sehr schön zu lesen, es ist heiter und beschwingt.
Du hast mich in die Zirkuswelt entführt, ich habe diese besondere Luft geschnuppert und
habe in Erinnerungen geschwelgt.

Ich habe mich daran erinnert, dass die Grundschule meines Enkels ein Zirkusprojekt ge-
startet hat.
Die Schulkinder in der Manege haben mich total begeistert. Sie haben fast eine Woche
mit Zirkusexperten und einigen Eltern trainiert und geübt. Mein kleiner Enkel war ein
Zauberer, der nicht nur mich verzaubert hat. Alle Kinder waren kleine Künstler in der
Manege.

anjeli

Anzeige