Zauberhafter Schluchsee

Autor: ehemaliges Mitglied



Der Entschluss, nicht an einem Wochenende am Ufer des Schluchsee zu laufen, erwies sich als goldrichtig.

Der Zug der 3-Seen-Bahn ab Freiburg Hbf war gut gefüllt.
3-Seen-Bahn heißt die Regionalbahn, weil sie am Titisee, dem Windgfällweiher und dem Schluchsee entlang fährt.

Viele Senioren, vereinzelt und in großen Gruppen machten sich auf, die heiße Stadt zu verlassen und oben in der Höhe zu laufen, einfach tief durchatmen zu können und all die wundervollen Gerüche des Waldes zu genießen.

Es herrschte eine sehr gute Stimmung im oberen Teil des Zuges, es wurde gelacht, gescherzt und durchaus ein Glas Sekt getrunken.

Die Fahrt von Freiburg nach Seebrugg dauert etwa eine Stunde. Es geht hinauf durch das Höllental.
In Seebrug ist die Endstation. Von dort ging nach der Jugendherberge ein Stück der Straße entlang, bis die Staumauer erreicht war.

Der Weg führt über die diese auf die andere Seite des Sees, dann auf den Waldweg entlang des Ufers.

In dem dort befindlichen Kiosk gab es eine Tasse Kaffee mit Blick auf See, Staumauer und das gegenüber liegende zauberhafte Hotel-Restaurant, das mit ein wenig Fantasie auch für ein kleines Schlösschen gehalten werden kann.

Der Weg, der den Wanderer erwartet ist einfach zu laufen.
Er ist gut und fest geschottert. Es fahren Mütter mit Kinderwagen, auch eine alte Dame mit Rollator lief dort, den Seeblick sichtlich genießend.
Natürlich sind auch Mountenbiker unterwegs, Eltern mit Kindern, welche vom Kindesitz, im Anhänger oder dem angehängten Kindertandem gemütlich saßen.
Doch alles in allem war es wenig Verkehr, alles ging gut gestimmt und friedlich zu.

Der Waldduft war unbeschreiblich schön, der Wind kam angenehm kühl über den See und mit zunehmender Uhrzeit erschienen mehr und mehr weiße Segel.

Vergissmeinnicht blühten um die Wette, Lupinen standen einzeln und in Gruppen, ebenso wie der rote Fingerhut, daneben Ginster in voller Pracht und vieles mehr.

Zum roten Fingerhut sei darauf hingewiesen, dass alle seine Pflanzenteile hoch giftig sind.

Wer mit offenen Augen durch diese Natur geht, sieht allerlei Verwunderliches, so dass die Fantasie Blüten schlagen kann.

Da wachsen Bäume aus und zwischen engsten Steinen hervor, schlingen ihre Wurzeln um diese und behaupten sich.
Große Findlinge zeugen von der letzten Eiszeit. Sie wurden von den Eis- und Gletscherwassern mit hinaufgeschoben und prägen das Bild eindrücklich.
Zum Teil mit Moos bewachsen schenken sie der Fantasie reiche Bilder.

Ich hoffe, dass ihr den so entstandenen goldenen Drachen, der über dem Schluchsee schlafend liegt, gefunden habt.
Auch bei den letzten Fotos sieht man noch große Findlinge nebeneinder, die eine starke Mauer am Ufer bilden.

Auf einem der Findlinge am Wegesrand befindet sich eingemeißelt eine Erinnerung an
Forstrat Walli 1932


Zu Hause angekommen, nahm ich mit Frau Google Kontakt auf und erfuhr folgende Geschichte.

Im Sommer 1928 während der Vorarbeiten zur Erstellung der Staumauer wurde aus Schlick und Schlamm ein schlanger Baumstamm geborgen, der an beiden Enden spitz zu lief.

Der damalige Wirt des Seehofes Horst Mahler hatte einen Einbaum aus dem See gefischt und ihn dem Forstrat Walli gezeigt. Der Einbaum blieb den Winter über auf der Wiese des Seehofes liegen. Forstrat Walli informierte das Denkmalamt.

Die Untersuchungen vor einigen Jahren haben ergeben, dass dieser Einbaum mehr als 1400 Jahre alt ist.

Es wird vermutet, dass aus der Umgebung von Bonndorf evtl. Menschen zum Jagen und Fischen an den See kamen.

Der Einbaum nahm noch 1928 seinen Weg nach Freiburg ins Augustinermuseum. Dort lag er ca. 70 Jahre auf dem Speicher des Museums im Schlaf, weil das Museum keinen angemessenen Platz für ein so großes Bott stellen konnte.

1997 wurde das Dach des Augustinermuseums neu eingedeckt und der Einbaum erneut "entdeckt".
Heute befindet er sich in Konstanz-Peterhausen, wo er besichtigt werden kann.

Der weitere Weg führte mit Foto- und Ruhepausen auf den Bänken entlang des Weges gemütlich bis zum Unterkrummenhof.

Die Ruhepausen waren nicht nötig wegen Erschöpfung etc. Es war einfach ein Genuss, bei diesem herrlichen Wetter zu sitzen, die Seele baumeln zu lassen und das Treiben auf dem See zu beobachten.

Aber irgendwann war der Unterkrummenhof, die gut bekannte Vesperstube, erreicht.
Hier gab es eine herbe Überraschung.
Der Hof wird saniert.

Es ist verständlich, dass an einem Denkmal geschützten Hof, der 1788 entstanden ist, auch ab und an mal Restaurierungsarbeiten fällig sind.

Er besitzt noch uralte dunkle Schindel und ist ein typischer Schwarzwaldhof.
Doch niemand muss auf Speis und Trank in der bekannten Qualität verzichten. Es ist mit Biertischgarnituren für die Wanderer und Bootsfahrer gesorgt.

Für Kinder gibt es schöne Spielmöglichkeiten. Auf den Wiesen stehen Kühe und Kälber.
Die kleine Speisekarte zeigt ganz typisches Schwarzwälder Vesper, Eintopf und köstliche Speckeier.

Neu für mich war allerdings, dass unterhalb des Hofes jetzt auch eine Schiffsanlegestelle ist, von der man jeden Haltepunkt am See erreichen kann.

So entstand der Entschluss, den Weg zurück gemütlich nach dem Vesper mit dem Boot zu fahren, so dass noch einige Fotos von Wasser aus an das Ufer gemacht werden konnten.
Agekommen am Bahnhof, stand der Zug wartend dort und fuhr kurz nach dem Einstieg ab.


Meli

Zauberhafter Schluchsee




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